Liebes Glück - Ein Ashley Stockingdale Roman (German Edition)
begangen hat. Meine Güte, Rhett hat nur eine Leine. Kay dagegen hat eine Eisenkette mit schwerer Metallkugel am Fuß. Es ist dreißig Jahre her. Zu dieser Zeit hatte ich mir noch nicht einmal Röcke auf den Kopf aufgesetzt und laut Donna-Summer-Songs vor dem Spiegel gesungen. Kann es denn wirklich etwas Schlimmeres geben als das?
24. Kapitel
Heute ist der Tag, an dem meine Schwiegermutter und Schwägerin hier ankommen. Zukünftige Schwiegermutter und Schwägerin. Mein Scarlett-Kleid befindet sich im Kleiderschrank. Es hängt direkt neben dem Kleid, das ich tatsächlich tragen werde, aber ich denke, dass weder das eine noch das andere zur Sprache kommen muss. Wenn Emily sich dazu verleiten lässt, zu glauben, dass ich mich wie eine Schönheit aus dem neunzehnten Jahrhundert kleiden würde, dann ist das ihr Problem, wissen Sie. Ich konzentriere mich auf die Straße und auf Kevins Altherrenfahrzeug, den Dodge. Wie er plötzlich auf den Gedanken gekommen ist, einen Viertürer zu fahren, ist mir unbegreiflich, aber vielleicht bin ich eines Tages auch so weit. Es sind schon seltsamere Dinge passiert. Ich kann Emily und Elaine Novak vom Flughafen abholen, ohne mir dafür den Buick meiner Mutter ausleihen zu müssen, also ist das Leben in Ordnung. Mal abgesehen von seiner schrottreifen Stereoanlage. David Crowder klingt blechern und das ist einfach nicht richtig so. Für mich ist das fast schon Blasphemie.
Der Flughafen ist wie immer brechend voll und ich weiß, dass ich mich zur Gepäckausgabe durchdrängeln muss, weil es nicht von guten Manieren zeugt, wenn man seine zukünftige Schwiegermutter am Straßenrand abholt. Sogar in Kalifornien. Obwohl wir Zwanglosigkeit salonfähig gemacht haben. Ich glaube, in den meisten Staaten nennt man es noch immer Unhöflichkeit.
Als ich ankomme, sitzen Mrs. Novak und Emily auf zwei Designer-Reisekoffern. Ich muss zugeben, dass ich eine Truhe erwartet hätte – oder zwei. (Sie kennen doch diese Szene aus Titanic an den englischen Hafenanlagen?) Mrs. Novak ist wahrlich eine schöne Frau mit einem blonden Bob und großen blauen Augen. Ihre Haut ist nahezu makellos, ohne sichtbare Falten oder Anzeichen von jahrelangem Kummer.
Im Vergleich dazu sieht meine Mutter aus wie eine Mutter: graue Haare, die sie nicht färbt, feine Lachfältchen um Augen und Mund und natürlich auch die Falte auf der Stirn (von meinem Bruder Dave, versteht sich). Kevins Mutter sieht aus wie eine gealterte Schönheitskönigin, die letztendlich doch erwachsen geworden ist – wie die Großmutter von Barbie. Sie und Emily sehen sich sehr ähnlich, aber die Spannung zwischen ihnen ist nicht zu übersehen. Das ist keine von Liebe geprägte Verbindung.
„Ashley, Liebes.“ Mrs. Novak kommt auf mich zu und es sieht so aus, als würde sie mich umarmen wollen, aber dann bleibt sie kurz vorher stehen. „Eine Hose? Wir haben doch heute unser Probe-Essen, nicht wahr, Emily?“ Sie sieht ihre Tochter an. Ich denke: Sie findet es unangemessen, dass ich eine Hose trage. Was werden sie nun von mir verlangen? Erwarten sie, dass ich nach Hause fahre und mich umziehe, um ihr einen Gefallen zu tun? Oder sollte ich sie vor vollendete Tatsachen stellen: Ich kann dort mit einer Hose auftauchen, ohne dass auch nur ein Ober mit der Wimper zuckt.
„Wir sind für den Mittag eingeplant, also sollten wir uns jetzt bewegen.“ Emily sieht auf ihre Uhr und zieht ihren Koffer hinter sich her. Ich steuere auf Mrs. Novaks Koffer zu und sie macht keine Anstalten, mich davon abzuhalten. Also rolle ich ihren Koffer, als ich sie zum Auto führe. Elaine schüttelt den Kopf beim Anblick von Kevins Auto. Anscheinend ist sie noch nicht darüber hinweggekommen, dass er häuslich geworden ist. Oha, etwas, worüber wir uns einig sind.
„Wie war euer Flug?“, frage ich und ignoriere das Hosengespräch. Und ich meine Shelli Segal, meine Damen! Etwas mehr Respekt, bitte! Ich hätte auch eine Hüftjeans tragen können, eine, bei der der String-Tanga hervorschaut. Also sollten sie dankbar sein für das, was sie bekommen. Nicht wirklich, aber wen kümmert’s! Wir leben im 21. Jahrhundert. Soweit ich unterrichtet bin, ist Kleidung frei wählbar. Dasselbe gilt auch für Korsetts.
„Für die Economy-Class war’s ganz nett. Aber, Ashley, Liebes, Emily hat mir von der Vom-Winde-verweht-Thematik für die Hochzeit erzählt und ich muss sagen, es scheint … Nun, es erscheint mir ein bisschen kitschig, Liebling. Ich weiß, dass viele von euch Yankees eine
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