Liebes Glück - Ein Ashley Stockingdale Roman (German Edition)
respektieren ja auch, dass du anders tickst.“
„Nein, ich schätze, das kann ich nicht. Sie sind wie eine schlechte Happy Hour ohne Alkohol. Sie sitzen da und essen.“
„Du richtest schon wieder.“
„Vielleicht tue ich das, aber ich sage nichts, was der Rest der Welt nicht ohnehin schon denkt. Seit wann geht es in der Gemeinde darum, sich auf seinem Allerwertesten auszuruhen und darauf zu warten, dass sich irgendetwas Tolles ereignet?“
„Ashley, du bist wohl kaum die große Kirchenhistorikerin, weißt du. Deine systematische Theologie hinkt an dieser Stelle. Lass es einfach dabei.“
„Was ist denn das?“ Ich nehme einen Pergamentumschlag vom neuen Eingangstisch.
„Es ist eine Einladung zu deiner Brautparty. Eine richtige Brautparty, kein Dessoushandel.“
„Wo kommt sie her?“
„Brea hat mit deinen Tanten gesprochen. Es ist alles eingefädelt. Du darfst eine Braut mit richtigen Küchenutensilien sein. Obwohl du wahrscheinlich mehr Nutzen aus den Dessous ziehen würdest, bei deinen Kochkünsten.“
„Du bist gerade keine große Hilfe!“
„Ich wollte es nur mal gesagt haben.“ Kay hebt die Hände, um ihre Unschuld zu demonstrieren.
„Hat deine Mutter dir denn niemals beigebracht, wenn du nichts Nettes zu sagen hast …“
„Meine Mutter hat mir nur beigebracht, mich bei meinen Verabredungen zu ‚schützen‘. Also nein, sie muss das mit den netten Sachen wohl vergessen haben. Sie war eher darum besorgt, dass ich sie nicht schon frühzeitig zur Großmutter mache. Und das nicht, weil ich in ihren Augen als alleinerziehende Mutter eine Schande gewesen wäre, sondern weil es sie zu früh hätte alt aussehen lassen.“
„Wo wir von deiner Mutter sprechen, hast du diesen Simon zurückgerufen?“
„Ich habe es dir doch gesagt. Ich habe ihm nichts zu sagen“, blafft Kay.
„Zuerst dachte ich, dass die Frau vielleicht deine Tochter ist. Aber als ich sie gesehen habe, wusste ich, dass sie seine Frau sein muss. Hattest du eine Affäre mit ihm?“
„Ashley! Du hast eine schmutzige Fantasie.“
„Was? Du sagtest doch, dass es ein tiefes, dunkles Geheimnis ist. Ich nehme an, dass es sehr hässlich sein muss, sonst wäre es nicht eine so große Sache. Ich habe Beverly Hills, 90210 gesehen; ich bin nicht vollkommen naiv.“
Sie hält ihre Hände still und setzt sich. „Du dachtest, ich hätte eine Tochter? Unehelich?“
„Es ist mir in den Sinn gekommen“, gebe ich zu. „Ich meine, der Kerl schien nett zu sein. Ich muss dazu sagen, dass ich es mir nicht mehr vorstellen konnte, nachdem ich ihm begegnet war, aber du bist deswegen so ausgeflippt. Und das mit dem Fernsehauftritt hat dich zu Tode erschreckt. Was könnte es denn sonst sein? Es muss sich um etwas wirklich Übles handeln, also bin ich im Kopf ein paar Möglichkeiten durchgegangen.“
Kays Mund steht immer noch offen. Anscheinend habe ich sie wirklich schockiert. Aber bin ich denn allein damit? Das bezweifle ich. Die Welt geht immer vom Schlimmsten aus. Immerhin haben wir ein Jahrzehnt der Serie Friends miterlebt, wo Freundinnen mit dem Freund der anderen ins Bett gehen und alle damit prima zurechtkommen. Ja, das kann passieren.
„Es ist nichts Derartiges! Hast du mit irgendjemandem über deine Vermutungen gesprochen?“
„Selbstverständlich nicht. Ich habe nur dafür gebetet, dass ihr beide das aus der Welt schafft und du darüber hinwegkommst. Du könntest es mir auch genauso gut sagen. Ich kann es mir im Fernsehen anschauen, wenn ich will.“
Sie starrt mich eine lange Zeit an und ich glaube, dass es fast so weit ist, dass sie es mir sagt. Aber nein, Kay schweigt und lässt stattdessen lieber einen Hotdog aus Keramik auf das Regal in der Eingangshalle plumpsen. Die Menschen verhalten sich so merkwürdig, wenn es um ihre Sünden geht. Ich meine, lass es los, wissen Sie. Sie hat es gebeichtet. Sie ist weitergegangen … Nun, das ist sie vielleicht nicht, aber sie sollte es tun.
„Ich gehe mit Rhett raus. Es könnte etwas Schlimmeres sein, als ich dachte, du verstehst. Was wäre, wenn du seine erste Ehefrau ermordet und sie unter dem Haus vergraben hättest?“ Ich zwinkere ihr zu, als ich nach Rhetts Leine greife. „Oder was wäre, wenn du damals eine Krankenschwester gewesen bist und seine Frau in eine Klinik eingewiesen hättest, um ihr eine Überdosis Morphium zu verabreichen?“
„Ashley!“
Sehen Sie? Wenn ich mit Kay durch bin, wird sie sich selbst die abscheuliche Tat vergeben, die sie mit vierzehn
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