Liebes Glück - Ein Ashley Stockingdale Roman (German Edition)
Pures Chaos. Wenn hingegen Messer und Gabel eingewickelt in einer Stoffserviette auf dem Teller serviert werden, sind keine Erklärungen mehr nötig.“ Den letzten Teil sagt sie so, wie die Leute beim Teleshopping sagen würden: Rufen Sie noch heute an. Vollkommen unverbindlich!
Nun lebe ich ja im Silicon Valley. Wir gelten als eine Gemeinschaft von Millionären. Ich glaube, wenn wir Aktiengeschäfte sogar unter Wasser abwickeln können, sind wir sicher auch dazu in der Lage, mit Silberbesteck umzugehen. Korrigieren Sie mich, wenn ich falsch liege, aber wenn dem Typen gegenüber der Brotteller fehlt, dann kann ich ihn ihm doch herüberreichen, richtig? Wir passen uns eben an.
„Ist das nicht entzückend?“, sage ich, als uns der nächste Gang vorgesetzt wird. „Mmm. Gegrillte Zucht-Champignons. Seht ihr, wir haben einen eigenen Teller vor uns stehen.“ Dem Gesagten füge ich eine schwungvolle Vanna-White-Handbewegung hinzu. „Man kann sein Brot direkt von diesem Teller hier essen, wenn man verwirrt ist. Außerdem habe ich eine gute Freundin, die im Rollstuhl sitzt. Und es wäre mir lieber, wenn sie bedient wird.“
Elaine fällt der Mund zu.
„Ich finde es entzückend, Ashley“, sagt Emily.
An diesem Punkt bin ich mir nicht mehr sicher, ob ich Emilys Unterstützung wirklich ihrer Feindseligkeit vorziehe. Tatsache ist, man kann ihr nicht trauen. Sie scheint ständig von etwas Verborgenem angetrieben zu werden und das veranlasst mich dazu, ständig neue Manöver zu fahren, um aus ihr schlau zu werden. Was das Essen angeht: Wenn ich mich für das Buffet entscheide, wird Mrs. Novak auf das Menü bestehen. Da ich einen vegetarischen Teller für meine vegetarischen Freunde ausgesucht habe, habe ich so ein ungutes Gefühl, dass sie an der Eingangstür Umerziehungskurse anbieten könnte, um auf die Vorzüge des Fleischkonsums hinzuweisen.
„Ich habe nun mal ein Menü für die Hochzeit ausgewählt und so weit war alles köstlich. Findet ihr nicht auch?“, frage ich. „Meine Mutter wird zum Hauptgang hier sein. Sie musste heute Morgen auf meinen Neffen Davey aufpassen.“
Elaine und Emily rühren die Champignons nicht an. Offensichtlich stellen Pilze von Spitzenqualität keine Delikatesse für sie dar. Uns wird ein Grapefruit-Sorbet serviert, um unsere Gaumen zu reinigen. Im gleichen Augenblick kommt meine Mutter zur Tür herein. Sie trägt einen Pullover, auf dem „Die beste Oma der Welt“ steht und legt ihre fleckige Leinentasche auf dem Boden ab. Meine Mutter hat noch nie eine Handtasche getragen. Keine einzige Kuh musste ihr Leben für die Schuh- oder Taschenkollektion meiner Mutter lassen.
Meine Mom sieht zuerst mich an und dann Emily und Elaine in ihren teuren Klamotten. „Oh, Liebes, es sieht so aus, als sei ich nicht dem Anlass entsprechend gekleidet. Aber Sie werden dafür Verständnis haben, Elaine. Ich hatte den ganzen Morgen mein Enkelkind bei mir und dieses Kind ist wie ein Geschenk des Himmels hier auf Erden. Er hat ein engelsgleiches Lächeln und schwarzes Haar, das nach oben absteht. Ich sage Ihnen, er ist das gescheiteste Kind, das Sie jemals gesehen haben. Er kann fast schon sprechen mit seinen noch nicht mal sechs Monaten und gluckst vor sich hin, was das Zeug hält. Der Kleine ist einfach brillant.“
Glücklicherweise geht Elaine nur mit jedem meiner Schritte so kritisch um. Meine Mutter scheint davon ausgenommen. „Mary, ich bin so froh, dass Sie sich uns anschließen konnten. Wir haben gerade eben darüber gesprochen, wie sehr Sie doch in unsere Runde gehören. Nicht wahr, Ashley?“
Wie bitte? „Oh, ja, Mom. Danke, dass du gekommen bist.“
„Wir waren gerade dabei, ein interessantes Mahl zu genießen, und ich möchte alles über Ihre Ansicht zu Gänge-Menüs auf Hochzeiten wissen.“ Elaine tätschelt die Hand meiner Mutter. „Es erscheint mir so entsetzlich formell.“
Meine Mom sieht mich an. „Ashley mag keine Buffets, Elaine. Hat sie Ihnen das etwa nicht gesagt?“ Sie lacht. „Ich schätze, das rührt daher, dass ich sie früher verwöhnt habe. Ich habe das Frühstück serviert, das Mittagessen, das Abendessen, und das an jedem Tag ihres Lebens, bis sie aufs College gegangen ist. Sie erwartet es, bedient zu werden. Ich frage mich wirklich, wie sie es zustande gebracht hat, zu lernen, ihre eigene Wäsche zu waschen. Du weißt doch, wie man Wäsche wäscht, oder, Ashley?“
Du bist keine große Hilfe, Mom. Ich schiebe mir einen Löffel voll Grapefruit-Eis in den
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