Liebes Glück - Ein Ashley Stockingdale Roman (German Edition)
Kleid ist … Es ist überdimensional. Ich glaube, ich würde da dreimal reinpassen. Vorsichtig wäge ich ab, was ich von meinen Gedanken laut sagen kann.
„Erkennst du es?“, fragt Emily. „Es ist das Kleid, das Scarlett O’Hara getragen hat, als sie Charles Hamilton geheiratet hat! Ich habe eine exakte Kopie davon nur für dich anfertigen lassen. In dem Augenblick, als mein Brudah eure anstehende Vermählung verkündet hat, habe ich ihn dazu angehalten, deine Größe herauszufinden. Natürlich werden wir es von der Schneiderin im Brautmodengeschäft perfekt für dich anpassen lassen.“.
Ich starre sie immer noch an in der Erwartung, dass Worte aus mir herauskommen.
„Ich habe frische Magnolien, Pfingstrosen und blaue Hortensien – die Kennzeichen eines guten Süd-Straußes. Wir werden noch Sonnenschirme für die Brautjungfern besorgen, Einladungen auf antikem Papier, weiße Tauben. Es wird einfach perfekt, Ashley!“
„Für wen? Perfekt für wen? Und warum ist das Kleid gelb?“
„Es ist nicht gelb, Ashley. Es ist aus französischer, mit Tee eingefärbter Seide. Achtundzwanzig Meter davon, die handgemachten Seidenblätter nicht mitgezählt.“
„Da sind Blätter dran“, sage ich, als ich es näher betrachte.
„Sind sie nicht sagenhaft?“
„Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich kann es mir nicht leisten, Emily, und das würde ich auch gar nicht wollen. Es könnte meinem Stil nicht weniger entsprechen. Vielleicht hebst du es lieber für deine eigene Hochzeit auf.“ Ich reiche ihr das Foto. „Außerdem ist Charles Hamilton gestorben. Ich glaube, das ist kein gutes Omen für eine Hochzeit.“
„Charles Hamilton war nicht real.“
„Eilmeldung! Scarlett O’Hara genauso wenig.“ Das war anscheinend nicht das, was ich hätte sagen sollen.
Sie schnappt sich das Bild und steckt es wieder zurück in ihr Notizbuch. „Diese ganze Veranstaltung hier ist sinnlos. Fahr mich wieder nach Hause. Es ist unmöglich, mit dir als Braut zu arbeiten, und ich sollte diesen Job nie wiedah annehmen. Ich habe zahllose Stunden in eure Hochzeit investiert, und alles, was ich dafür zu hören bekomme, ist, wie du undankbarer Tropf mich runtermachst. Ich kenne meinen Brudah, Ashley. Er liebt die Südstaaten. Er liebt sein kulturelles Erbe und das Mindeste, was du für ihn tun könntest, wäre, ihm zu erlauben, die Hochzeit zu feiern, von der wir all die Jahre gesprochen haben. Du bist unmöglich!“
„Scarlett war auch nicht gerade ein Sonnenschein“, sage ich, um die Stimmung ein bisschen zu heben. Ähm, nein. Das funktioniert nicht.
„Morgen ist die erste Anprobe im Brautmodengeschäft. Wenn du dich dafür entscheiden solltest, nicht hinzugehen, werde ich meinem Brudah sagen, dass ich mich aus diesem Fiasko zurückziehen werde.“
„Ehrlich?“, frage ich etwas zu enthusiastisch.
„Fahr mich nach Hause, Ashley Stockingdale.“ Oh-oh. Emily laufen gerade echte Tränen über die Wangen. Ich lese es in ihrem Gesicht, dass sie womöglich wirklich gedacht hat, dass ich ihre Hilfe zu schätzen wüsste. Vielleicht liegt es an ihrer Erziehung, dass sie glaubt, dass alle Frauen Scarlett O’Hara sein wollen – dass wir alle in der roten Erde von Tara erblühen, dass uns diese Vorstellung erfüllt. Ich weiß es nicht.
„Emily, das meinst du nicht so. Es tut mir leid. Wir haben viel zu erledigen. Dein Bruder liebt mich. Ich liebe ihn. Wir wollen nur nicht auf die Weise heiraten, wie sie es 1861 getan hätten.“ Ich rümpfe die Nase. „Das ist doch das Jahr, in dem der Krieg begonnen hat, oder?“
Sie seufzt. „Es ist so, als würde er seine Wurzeln vollkommen vergessen. Ausgerechnet für Kalifornien!“
Wurzeln. Ich denke nicht an Sklavenbesitzer aus den Südstaaten bei diesem Begriff. „Ganz gewiss haben nicht alle Südstaatler ein Vom-Winde-verweht-Motiv auf ihrer Hochzeit. Es muss doch einen Grund geben, warum du das als die perfekte Hochzeit betrachtest.“
„Ashley, das habe ich dir doch schon gesagt. Wir stammen aus Atlanta, dein Name lautet Ashley Wilkes Stockingdale und dein Hund heißt Rhett. Es steht doch in den Sternen geschrieben, siehst du das denn nicht? Das würde meiner Familie erlauben, ein Teil eurer Hochzeit zu sein. Und zu sehen, dass sie einen Sohn mit kulturellem Erbe erzogen haben, das er liebt und ehrt.“
Ich halte meinen Kopf aus dem Fenster, sehe mir den Sonnenschein an und dann wieder sie. „Ich sehe nichts in den Sternen“, scherze ich. „Kevin und ich sind zuallererst
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