Liebes Glück - Ein Ashley Stockingdale Roman (German Edition)
sich an, als befänden wir uns gerade mitten in Rom. Es ist wirklich seltsam, dass man etwas in jeder Woche seines Lebens sieht und seine unvergleichliche Schönheit trotzdem über sieht. Bis es irgendwann darauf ankommt.
„Es ist ein bisschen einfacher, wenn du katholisch bist.“ Emily hat sich nun dazu entschieden, mit der Stimme der Vernunft zu sprechen.
„Nun, für die Zeremonie werde ich nicht konvertieren.“ Ich lache. „Wir sollten eine Empfangshalle wählen. Ich denke dabei an das Stanford Park Hotel.“
„Ashley, du kannst keine Empfangshalle auswählen, ohne einen Ort zu haben, an dem du heiraten wirst.“
„Aber das sagte ich dir doch schon. Ich werde in der Stanford Memorial Church heiraten.“
„Ich bin deine Hochzeitskoordinatorin und ich kann es dir wohl kaum erlauben, dass du die Tatsachen übergehst, die die Verfügbarkeit gewisser Veranstaltungsorte betreffen.“
„Natürlich kannst du das. Wir müssen nur das mit dem Veranstaltungsort arrangieren.“ Die Aufgabe einer Hochzeitskoordinatorin. „Du kennst mich noch nicht so lange, Emily, aber ich kann ziemlich hartnäckig sein, wenn ich fest entschlossen bin. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass es klappen wird. Es ist genau das Gleiche wie mit Patenten. Man findet immer einen Weg.“
„Du musst wirklich hartnäckig sein, wenn mein Brudah bereit ist, dich zu heiraten. Ich hätte nicht gedacht, dass er der Typ zum Heiraten ist, und ich hätte ganz sicher nicht gedacht, dass er einen Yankee heiraten würde.“
Ich beschließe, das zu ignorieren. Gute Ashley!
Emily fuchtelt mit einem Zettel vor meiner Nase herum, den ich beiseiteschiebe, damit ich mich auf die Straße konzentrieren kann. „Sieh mal, hier steht, dass es für die Kirche nicht ausreicht, eine Doktorarbeit zu schreiben, um als Vollzeitstudent zu gelten. Das macht es Keh-vin unmöglich, dort zu heiraten.“ Sie stopft den Zettel zurück in ihr Notizbuch. „Und da du nicht an der Stanford studiert hast, kommt es für dich gar nicht erst infrage.“
„Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Weißt du, wie viel Zeit ich über die Jahre im Stanford-Einkaufszentrum verbracht habe? Das muss mir einfach den Zutritt zu einer Art Klub dort verschaffen.“
Emily fährt mit ihrem Gelaber über meine Unreife und Verzogenheit noch einige Minuten fort. Sie hört sich dabei an wie der Lehrer von Charlie Brown. Wah wah wah, wah wah wah, wahhh. „Das ist einfach lächerlich“, höre ich sie ihren Vortrag beenden, als ich mich wieder einklinke.
„Ich stimme dir zu, aber hier will ich nun mal heiraten“, sage ich, während ich die gewaltige bemalte Fassade betrachte. „Du willst eine extravagante Südstaaten-Hochzeit. Ich bin für die kalifornische Version, aber ich kann mir den Olympic Club in San Francisco nicht leisten. Also ist das hier die nächstbeste Möglichkeit. Außerdem“, füge ich verträumt hinzu „ist das hier der Ort, an dem ich deinen Bruder kennengelernt habe. Der Tag war magisch.“ Abgesehen von dem Augenblick, in dem ich herausfand, dass er mit jemand anderem ausging. Das war ätzend.
„Ich finde es äußerst merkwürdig, dass deine Eltern nicht für die Hochzeit aufkommen.“ Emily verschränkt die Arme und erwartet eine augenblickliche Antwort, bevor sie in die nächste Phase ihres Angriffes übergeht. „Dein Budget grenzt an Bedürftigkeit. Ich weiß, dass du glaubst, über einen guten Geschmack zu verfügen, Ashley, aber …“
„Viele Leute kommen für ihre Hochzeit selbst auf, wenn sie etwas, ähm, älter sind“, sage ich zögerlich. „Ich glaube, meine Eltern haben ihre Hoffnung, was mich angeht, aufgegeben und dafür jetzt einen schönen Anbau, an dem sie sich jeden Tag erfreuen, und ich freue mich für sie.“
„Ich kann verstehen, warum sie die Hoffnung aufgegeben haben“, murmelt Emily vor sich hin.
Ich parke das Auto, wir steigen aus und betreten den im spanischen Stil gestalteten Hof, der sich am Fuß der Kirche befindet. Die einfache Tatsache, dass ich hier bin, weckt in mir den Wunsch zu tanzen und ich hüpfe über die Pflastersteine. „The hills are alive …“ singe ich im Falsett.
Emily schämt sich furchtbar für mich und kehrt zurück zum Auto, damit niemand bemerkt, dass wir zusammengehören.
„With the sound of muuu-sic …“, singe ich weiter, jage ihr dabei mehr oder weniger hinterher und versuche, ihre Hände zu greifen. Aber sie bedeckt ihr Gesicht damit. Sie schlüpft zurück ins Auto und ich stelle mich ans Fenster.
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