Liebes Leben: 14 Erzählungen (German Edition)
herunter.
Ich wusste, wo ich war, ich wusste, was ich getan hatte. Und ich wusste, dass ich einen schrecklichen Fehler begangen hatte. Ich zog mich an und verließ so schnell wie möglich das Motel. Ich konnte das freundliche Geplauder der Frau am Empfang kaum ertragen. Sie sagte, dass es später schneien sollte. Seien Sie vorsichtig, sagte sie zu mir.
Auf der Fernstraße herrschte bereits dichter Verkehr. Und dann gab es einen Unfall, der alles noch mehr verlangsamte.
Ich dachte an Franklin, der vielleicht unterwegs war und mich suchte. Ein Unfall konnte auch ihm zustoßen. Möglich, dass wir uns nie wiedersahen.
Ich dachte nicht an Gwen außer als an eine Person, die in den Weg geraten war und absurde Probleme geschaffen hatte. Ihre kurzen, stämmigen Beine, ihre albernen Haare, ihre Faltennester. Eine Karikatur, sozusagen, jemand, dem man nicht die Schuld geben konnte und den man nie hätte ernst nehmen dürfen.
Dann war ich zu Hause. Unser Haus hatte sich nicht verändert. Ich fuhr die Auffahrt hinauf und sah sein Auto. Gott sei Dank, er war da.
Mir fiel auf, dass das Auto nicht an seinem üblichen Platz stand.
Der Grund war, dass ein anderes Auto, Gwens Auto, an dieser Stelle stand.
Ich konnte es nicht fassen. Die ganze Fahrt über hatte ich an sie, wenn überhaupt, nur als an eine Person gedacht, die schon abgetan war, die nach der ersten Störung in unserem Leben weiter keine Rolle spielte. Ich war noch ganz von der Erleichterung erfüllt, zu Hause zu sein und ihn zu Hause vorzufinden, wohlbehalten. Dieses Gefühl der Sicherheit hatte mich ganz ergriffen, so dass mein Körper immer noch bereit war, aus dem Auto zu springen und zum Haus zu laufen. Ich tastete sogar nach meinem Hausschlüssel, denn mir war entfallen, was ich damit gemacht hatte.
Ich hätte ihn sowieso nicht gebraucht. Franklin machte gerade die Haustür auf. Kein Ausruf der Überraschung oder der Erleichterung von ihm, als ich aus dem Auto stieg und auf ihn zuging. Er kam nur bedächtig die Stufen vor dem Haus herunter und hielt mich mit einem Wort von sich ab. Er sagte: »Warte.«
Warte. Natürlich. Sie war da.
»Setz dich wieder ins Auto«, sagte er. »Wir können hier draußen nicht reden, es ist zu kalt.«
Im Auto sagte er dann: »Das Leben ist völlig unvorhersehbar.«
Seine Stimme war ungewöhnlich sanft und traurig. Er sah mich nicht an, sondern blickte starr geradeaus durch die Windschutzscheibe zu unserem Haus.
»Sinnlos, zu sagen, dass es mir leidtut«, sagte er zu mir.
»Weißt du«, fuhr er fort, »es ist nicht mal die Person. Es ist wie eine Aura. Ein Zauber. Doch, natürlich ist es eigentlich die Person, aber die Person umschließt ihn und verkörpert ihn. Oder er verkörpert – ich weiß nicht. Verstehst du? Es kommt einfach über einen wie eine Sonnenfinsternis oder so etwas.«
Er schüttelte den gesenkten Kopf. Ganz Bestürzung.
Es drängte ihn, über sie zu reden, das war deutlich zu merken. Aber dieses Getue war eigentlich etwas, was ihm normalerweise Brechreiz verursachte. Das war es, was mir die Hoffnung nahm.
Ich spürte, wie mir bitterkalt wurde. Ich wollte ihn fragen, ob er die andere Partei von diesem Sinneswandel in Kenntnis gesetzt hatte. Dann dachte ich, natürlich hatte er das getan, und sie war bei uns, in der Küche mit den Dingen, die sie blankputzte.
Seine Verzückung war so armselig. Genau wie die von allen anderen. Armselig.
»Hör auf zu reden«, sagte ich. »Hör einfach auf.«
Er wandte sich um, sah mich zum ersten Mal an und sprach ohne diesen eigentümlich verwunderten Flüsterton.
»Verdammt, ich mach doch bloß Spaß«, sagte er. »Ich dachte, du kriegst das mit. Schon gut. Schon gut. Zum Donnerwetter, sei still. Hör zu.«
Denn jetzt heulte ich vor Wut und Erleichterung.
»Zugegeben, ich war ein bisschen wütend auf dich. Mir war danach, dich zu bestrafen. Was sollte ich denn denken, als ich nach Hause kam und du einfach weg warst? Ja, gut, ich bin ein Arschloch. Hör auf. Hör auf!«
Ich wollte nicht aufhören. Ich wusste, jetzt war alles gut, aber es war solch ein Trost, zu heulen. Und ich fand einen neuen Grund zur Klage.
»Was macht dann ihr Auto hier?«
»Die Werkstatt kann nichts damit anfangen, es ist Schrott.«
»Aber warum steht es hier?«
Er sagte, es stünde hier, weil die Teile darin, die kein Schrott waren, und das waren nicht viele, jetzt ihm gehörten. Uns.
Weil er ihr ein Auto gekauft hatte.
»Ein Auto? Ein neues?«
Neu genug, um besser zu laufen als ihr
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