LIEBES LEBEN
anfangen, als es an der Tür klopft und Dr. Kevin Novak hereinspaziert kommt. Ich sehe, wie Seths Kiefermuskeln zucken, aber er rückt zur Seite und macht Platz für Kevin. Kevin lächelt mich an und zwinkert mir quer durchs Zimmer zu. Hier sind sie: Kevin und Seth, Seite an Seite. Jetzt sehe ich die ungeheuren Unterschiede. Kevin ist mit sich selbst eins, fühlt sich aber in dieser Umgebung etwas unwohl. Um es zu verbergen, streckt er sich ganz cool auf der Couch aus, als sei es seine, während Seths Kiefermuskeln immer noch zucken.
Ich wünschte, ich könnte Seth jetzt einfach sagen, wenn ich die Wahl hätte ... Aber ich habe keine Wahl. Da ist Kevin in all seiner wunderbaren, nicht christlichen Herrlichkeit, und Seth, der Mann, der mein Herz kennt, aber alles, was er mir bieten kann, ist, in seiner Eigentumswohnung zu wohnen, wenn er wegzieht.
Nach einigen ebenso kurzen wie oberflächlichen Gebetsanliegen und dem gemeinsamen Gebet machen wir mit den Snacks weiter. Die Schachtel mit den katzenförmigen Papp-Keksen ist jetzt in eine Kristallschüssel geleert, aber irgendetwas daran weckt in einem das Verlangen, in eine zweite Schüssel Milch zu gießen und die Mieze von nebenan zu rufen. Niemand rührt die Kekse an.
Kay hat eine Platte mit Erdbeeren und Scheiben frischer Ananas und Kiwi hergerichtet. Im Februar! Daneben steht eine Platte mit warmem Briekäse und Kräckern. Ich muss gestehen, dass ich sie bewundere. Wenn das Treffen bei mir wäre, hätte ich ein paar Vitamintabletten und einige alte Mixed Pickles hingestellt und gehofft, dass niemand merkt, dass ich unvorbereitet bin. Kay ist niemals unvorbereitet, und ich muss zugeben, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass es einen Mann gibt, der das an einer zukünftigen Frau nicht schätzt. Ich beneide sie jedenfalls darum.
Seth hält sich von mir fern, als hätte ich eine der Krankheiten, von denen ich vorhin gesprochen habe. Sein Gebetsanliegen war sein Umzug.
»Hallo Ashley.« Kevin stößt mich mit der Schulter an.
»Hallo Kevin. Schön, dich in unserer Bibelgruppe zu sehen.«
»Ergibt irgendwie Sinn. Dieses Buch.« Er hält seine Bibel hoch, auf der sein Name in den schwarzen Ledereinband eingraviert ist. Hat Arin ihm die gekauft, als sie mit ihm befreundet war, um ihn zu missionieren?
»An manchen Tagen ist das das Einzige, was noch Sinn ergibt«, erwidere ich, beobachte aber Seth aus dem Augenwinkel. Er isst nichts, er unterhält sich nicht. Er steht nur da, wie ein Mauerblümchen in der Highschool, das auf den richtigen Augenblick für seinen Auftritt wartet.
»Ich habe nichts mehr von dir gehört, seit ich dich aus dem Gefängnis geholt habe.«
»Ja, ich hatte viel zu tun«, antworte ich ausweichend.
»Ich auch. Nächstes Wochenende habe ich frei. Du auch?«, fragt Kevin.
»Mein Bruder wird am Valentinstag heiraten, weißt du noch? Ich werde nach Las Vegas fliegen.«
»Ach ja. Das wird bestimmt unterhaltsam. Spielst du?«
Ja, leider spiele ich gerade, und es ist mich schon teuer zu stehen gekommen. »Nein, nein, ich spiele nicht. Ich trinke auch keinen Alkohol oder mache sonst etwas, was man in Las Vegas tun kann. Ich spiele nicht mal Golf.«
»Das ist wirklich schade.«
Höchste Zeit, das Thema zu wechseln. »Erzähl mal, wie es dir mit diesem Buch geht. Was liest du darin?«
»Matthäus.«
Mein Herz klopft wie wild. Kevin steht vor mir und ist bereit, über theologische Fragen zu sprechen und darüber, was er in der Bibel liest - was seine Errettung bedeuten könnte –, und wo bin ich mit meinen Gedanken?
Ich beobachte Seth Greenwood, wie er zur Tür hinausgeht, ohne sich zu verabschieden.
32
Es ist Donnerstagmorgen, und als ich bei Selectech durch die Glastür gehe, stehen reihenweise Sicherheitsbeamte an der Tür - offensichtlich als Eskorte. Das ist ein sicheres Zeichen. Heute fliegt jemand. Ich glaube nicht, dass ich es bin, denn sie haben mir in die Augen geschaut, als ich hereingekommen bin, aber in dem Moment, als ich mein Büro betrete, klingelt mein Telefon - und erschreckt mich zu Tode.
»Ashley Stockingdale«, sage ich so ruhig wie möglich.
»Ashley, hier spricht Hans Frauer«, meldet sich der Geschäftsführer der Firma. Mein Herz klopft wie wild. Wo ist Purvi?
»Ja, Mr. Frauer?«
»Bitte kommen Sie sofort in mein Büro«, sagt er mit seinem starken deutschen Akzent.
»Komme sofort.« Mist, noch nicht einmal genug Zeit, um meine persönlichen Sachen in eine Kiste zu packen.
Dianna, die Königin des
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