LIEBES LEBEN
hat. Es ist ein bisschen, wie wenn ein Priester Dämonen austreibt. Oder wie Eintopf - manchmal möchte man lieber nicht wissen, was drin ist.
Um sieben Uhr klingelt es. Es ist Jackie Cole. Sie ist dran mit den Snacks, und Kay nimmt ihr den Behälter mit den katzenförmigen Keksen ab und dreht ihn um. »Ist das für Menschen?«
Jackie zeigt zu ihrer Rechtfertigung auf die Aufschrift. »Da steht es. Nahrungsmittel.«
Ich lächle. Ein Snack, bei dem man erst dazu sagen muss, dass er für Menschen gedacht ist, wird keinen Ansturm auf die Küche auslösen. Das wird Kay sehr beunruhigen. Ich sehe, wie sie zuckt. Und dann wird sie heute Abend darüber sprechen wollen. Und was noch schlimmer ist, ist, dass ich anfange ihre Besorgnis zu teilen.
»Ich stelle es in die Küche«, sagt Kay und bemüht sich sehr, freundlich zu sein.
Zu Kays Verteidigung muss ich sagen, dass Jackie Vegetarierin ist. Sie ist nicht nur Vegetarierin, sondern strenge Veganerin - was bedeutet, dass sie eigentlich nur Pappe isst. Ich höre, wie Kay in der Küche werkelt, um innerhalb von wenigen Minuten den perfekten Snack zu richten.
»Und, Jackie«, sage ich, um die Geräusche aus der Küche zu übertönen. »Wie läuft es bei dir?«
»Mein Job kotzt mich an. Ich habe so einen dämlichen Chef, der ein Problem mit Frauen hat, und ich bin sein passiv-aggressives Verhalten einfach leid.«
»Das tut mir leid. Das muss sehr schwierig sein.« Ich setze mich und hoffe, damit diese Unterhaltung mit dem feindseligen Ton zu beenden. Aber Jackie legt jetzt erst richtig los.
»Am Freitag hat er ein Biergelage organisiert, und dann wurde auch noch gegrillt. Es ist, als wolle er mich persönlich beleidigen, indem er bei einer Firmenfeier verbranntes Fleisch serviert. Er und alle seine kannibalischen, frauenfeindlichen Kumpels.«
Ich habe wirklich nichts gegen Vegetarier. Ich kenne einige, die ganz normal sind. Aber andere, so wie Jackie, sind mehr vegetarisch als christlich. Es ist ihre oberste Religion. Sie ist bekannt dafür loszuquasseln, wie früh man ein Kalb von seiner Mutter trennt oder dass dieses Kalb dann in eine Kiste gepfercht wird, um mein nächster Kalbsbraten zu werden. Nicht, dass ich ihre Meinung nicht respektiere, aber nach einer Unterhaltung mit ihr habe ich immer das dringende Bedürfnis zu duschen. Sie bringt mich ins Schwitzen. Außerdem sieht Jackie sehr ungesund aus. Ihr Teint ist fahl und hat einen grünlichen Unterton, ihr Auftreten immer verärgert, und ich kann mir nicht helfen, aber ich habe das Gefühl, wenn ich sie einmal zwingen würde, einen guten Karamell- oder Schokokaffee zu trinken, wäre sie vielleicht hinterher besser drauf und würde sich an die Frohe Botschaft erinnern.
»Nun, du weißt doch, dass Männer gerne Grillfeten feiern«, sage ich lachend. Ich könnte wetten, dass Jackie noch nie gefragt wurde, ob sie Es am Wochenende getrieben hat. Vielleicht sollte ich es als Kompliment sehen.
»Verrat mir mal, was daran feierlich sein soll, ein Lebewesen zu töten!« Sie legt ihre Hände in ihre nicht vorhandene Taille, die unter einem übergroßen Busen verschwindet.
»Jetzt hast du mich ertappt. Komm, wir setzen uns« - auch wenn ich schon sitze. Ich versuche, sie von ihrem hohen Ross herunterzuholen, damit sie das Wort Gottes annimmt. Es klingelt wieder, und ich springe förmlich auf und hechte zur Tür. Es ist Seth. Und er schaut geradewegs an mir vorbei.
»Hallo Jackie«, sagt er.
»Seth, kann ich dir die Jacke abnehmen?«, frage ich. Ich stelle mich direkt vor ihn, damit er mich ansehen muss.
Er mustert mich einen Augenblick lang so, dass ich wünschte, ich könnte alles rückgängig machen, was ich je zu ihm gesagt habe. Ich möchte noch einmal von vorne anfangen mit ihm, aber dafür ist es jetzt zu spät. Die Verachtung in seinem Blick ist offensichtlich.
»Nein, danke. Ich behalte sie an.« Aha, er will mir also die kalte Schulter zeigen. Ich soll ihn mir den ganzen Abend anschauen, wie er wie für den arktischen Winter gerüstet dasitzt.
Ich schlucke den Knoten in meinem Hals hinunter. Ich wünsche mir, dass er mich noch einmal so küsst wie am Strand. Oh Gott, wie konnte ich nur noch mehr verlangen, wo Seth doch alles gegeben hat, was er hatte. Warum erwarte ich von einem Ingenieur Seifenopern-Romantik? Brea hat recht. Kein Wunder, dass ich Single bin.
Kay kommt wieder, und auch ihr steht der Schweiß auf der Stirn. Offensichtlich hat sie einen passenden Snack gefunden, aber er hatte wohl seinen
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