LIEBES LEBEN

viele Geschenke von Männern; das ist kein Problem, Mama.« Gut, ich bin wirklich geistesgestört.
    »Ich weiß wirklich nicht mehr, wann du es ernst meinst und wann nicht. Mit deinem Sarkasmus wirst du nie einen Mann finden.«
    Sollte sie etwa recht haben?
    Ich schalte Mama aus und meinen Computer an, um nachzusehen, ob irgendwelche ganz dringenden E-Mails aus Liberia gekommen sind von Leuten, die mein Geld haben wollen. Es sind nur ein paar To-Do-Listen von Purvi. Aber eine Mail von Seth.
    An: [email protected]
    Von: [email protected]
    Ash, ich weiß, du bist im Stress, aber ich muss unbedingt mit dir reden. Ruf mich bitte an, sobald du Zeit hast. Seth.
    Ich muss unbedingt mit dir reden. Wahrscheinlich geht es um seine Entschuldigungseinladung und ob er sie wohl, äh, zurücknehmen könnte? Oder ob ich wohl die und die kenne? Wenn er die Telefonnummer von der Neuen braucht, kann er sie auch selbst herausfinden. Ich gehe lieber zur Brautparty meiner zukünftigen Schwägerin.

17
    Oh nein, hoffentlich steht mein Name nicht auf der Einladung! Ich stehe sprachlos vor Staunen da und kann kaum glauben, dass das eine Brautparty sein soll, die ich gebe. Ich schaue die Leute und die Golddekoration an - und ich meine mit Gold glänzend, nicht klassisch matt. Richtig glitzernd, kitschig - wie Lametta, das man im ganzen Haus verteilt hat. Es erinnert an die 80er-Jahre, ganz zu schweigen von der Zeit, als mein Bruder in der Highschool ein Footballstar war. Aber das hier ist wie eine schlechte Szene aus Dance Fever, und wir warten alle auf den Ehrengast und natürlich könnte auch Dance-Fever-Gastgeber Deney Terrio jeden Moment erscheinen.
    Meine Mutter ist ein nervliches Wrack und ist sich sicher, dass ihre Sülze zusammenfällt oder eines ihrer kleinen Sandwich-Snacks hart wird. Meine Vorstellungen von gegrillten Champignons und Honigmelone in Schinken sind passé. Stattdessen haben wir Snacks im Stil der 50er-Jahre und meine Mutter in ihrer Küchenschürze.
    Ich muss wohl adoptiert worden sein.
    »Ashley, zieh deinen Mantel aus und hilf mir, das Plastikbesteck in die Servietten zu wickeln.« Mama gibt mir einen Stapel dunkellila Servietten und goldenes Kringelband. Ruhig . Es ist Mei Lings Party, und wenn sie Dave mag, besteht die Möglichkeit, dass sie auf Gold steht.
    »Ich habe das Geschenk für Mei Ling mitgebracht.« Ich strecke es meiner Mutter hin. »Von Dave«, sage ich sarkastisch, als sie es nimmt.
    Mama legt es auf den Beistelltisch zu den anderen Geschenken. Ich lege mein eigenes Geschenk, das ich gekauft habe, dazu. Von Dave - ich habe ein Parfüm gefunden, das ich einmal von meiner Chefin zu Weihnachten bekommen habe. Das Zeug riecht nach einer Mischung aus Jasmin und Glasreiniger, und da dachte ich, Dave dürfte es wohl für einen himmlischen Duft halten. Meine Chefin hat das Preisschild drangelassen, als ob ich den Gestank nur wegen des finanziellen Opfers für gut halten würde.
    Egal, ich habe das Preisschild für Dave drangelassen. Mei Ling wird es wahrscheinlich gar nicht bemerken, aber mein Bruder weiß dann, was er mir schuldig ist. Ich habe im Union Square ein hübsches Geschenk für meine zukünftige Schwägerin gekauft. Eigentlich freue ich mich sehr darauf, eine Schwägerin zu bekommen - ja ich kann es kaum fassen. Ich hoffe nur, dass wir uns verständigen können. Da mein Bruder dazu neigt, sich durch einfaches Grunzen zu verständigen, weiß ich nicht, was ich von ihr erwarten kann, und bin ziemlich nervös vor meinem ersten Treffen mit dieser armen Frau.
    Ich wickle das Plastikbesteck ein, stelle alle Snacks auf den Esstisch und fülle schließlich die übliche Brausepulver mit Farbstoff E5 Punsch-Spezialität des Hauses in die Schale. Die Torte habe ich im Naturkostladen abgeholt, und sie ist wirklich eine Sehenswürdigkeit. Köstliche Erdbeeren - außerhalb der Erdbeersaison - und dekorative Sahnestreifen formen das Bild eines kostbaren Hochzeitskleides, und »Willkommen Mei Ling« steht in sanft rosa Schreibschrift darauf.
    Mir ging es gut bei dem Gedanken an das Ereignis - die Hochzeit –, bis ich die Torte sah. Die Torte steht da und verspottet mich beinahe mit ihrem jungfräulichen Weiß. Warum fühle ich mich dieses Jahr so allein stehend? Es ist, als ob es seit meinem einunddreißigsten Geburtstag plötzlich demütigend ist, Single zu sein. Und wo zum Kuckuck bleibt Brea? Sie sollte eigentlich bei mir sein und mir in meiner dunkelsten Stunde Beistand leisten.
    Zu Honigmelone mit