LIEBES LEBEN

dicke Make-up und die verzweifelten Versuche schaue, sich selbst das Gefühl zu geben, begehrt zu sein.
    »Vielleicht hast du recht, ich sollte ihn nicht drängen«, sage ich lächelnd. Diesmal ist es ein echtes Lächeln, kein aufgesetztes.
    Der Sicherheitsbeamte ruft in meinem Büro an, um mir auszurichten, dass ein Herr Dr. Kevin Novak für mich da sei. Ich werde nervös, aber nicht so nervös, wie als Seth heute morgen unangekündigt hereingeschlendert kam. Ich muss mich selbst daran erinnern, dass mich mit Kevin nichts verbindet. Wenn uns etwas verbinden soll, dann muss es erst noch entstehen.
    Ich schaue noch einmal in den Spiegel meiner Puderdose, lächle, um sicherzugehen, dass ich keinen Lippenstift auf den Zähnen habe, und gehe zur Tür. »Gute Nacht, Dianna. Hoffentlich musst du nicht zu lange bleiben.«
    Sie zwinkert mir zu. »Tu nichts, was ich nicht auch tun würde.« Das bezweifle ich. Aber mir gefällt dieser neue Friede, den ich zwischen uns spüre. Dianna gehört zu den Personen, mit denen man es sich nicht verscherzen sollte. Verwaltungsassistentinnen haben viel zu viel Macht. »Bis morgen früh, Dianna.«
    Kevin wartet mit gefalteten Händen an der Tür. Er sieht aus wie jemand in einer Dating-Show, der auf eine Rose wartet. Mein Herz macht einen kleinen Sprung. Er sieht einfach unbeschreiblich gut aus. Aber er gehört zu der Sorte gut aussehender Männer, bei denen man befürchtet, dass die Leute sich fragen: Was macht der bloß mit der da? Er hat einen Anzug an. Kein Hemd mit Krawatte, sondern einen echten, dunkelblauen Herzklopfen erregenden Zweireiher.
    »Ashley, du siehst wunderhübsch aus. Ist das Kleid neu?«
    Ich drehe mich einmal um die eigene Achse und nicke. »Danke. Du übrigens auch. Umwerfend meine ich, nicht wunderhübsch.«
    Er hält mir die Glastüre auf, und am Straßenrand steht ein schwarzer Porsche Boxster. Er öffnet die Tür des Sportwagens, holt einen Strauß rosa Rosen heraus und hält ihn mir hin. Ich schaue mich um. Ist das nicht wie am Ende von Flashdance ? Ich fange an, die Filmmusik zu singen, aber Kevin versteht nicht, was ich meine, und so halte ich meinen Mund und schaue nur auf das Auto.
    »Danke«, sage ich mit flirtendem Tonfall, als ich die Blumen entgegennehme. »Was ist hier los? Wo ist dein Auto?«
    Er fängt an zu lachen. »Das hier ist mein Auto. Ich wollte schon immer einen Porsche haben. Vielleicht findest du das oberflächlich, aber ich habe ihn gekauft, als ich meine erste feste Stelle hatte, obwohl ich mir kaum die Miete für meine Wohnung leisten konnte. Gut, dass es Kredite gibt.«
    »Aber wo ist das Auto mit dem Strick am Kofferraum?« Jetzt lacht er richtig los. »Das ist nicht mein Auto.«
    »An dem Auto habe ich mir meine gute Hose zerrissen. Würdest du mir bitte diesen Porsche erklären? Kannst du mir verraten, was hier läuft?«
    »Ein paar von uns Assistenzärzten haben das andere Auto gekauft. Wir unterhalten es gemeinsam. Wir haben ein Abkommen geschlossen, dass jeder bei seiner ersten Verabredung mit einer Frau dieses Auto benutzt. Willst du jetzt einsteigen? Mein Arm wird allmählich müde.«
    »Und du hast mich in dieser Blechschüssel durch die Stadt gefahren?«
    In einer Geste der Empörung legt er die Handfläche flach auf seine Brust. »Du nennst mein anderes Auto eine Blechschüssel? Ich bin am Boden zerstört.«
    »Du weißt genau, dass dieses Auto nicht das über dich aussagt, was du möchtest. Es sagt nicht: Ich bin ein armer Schlucker, liebst du mich trotzdem? Es sagt: Ich habe keine Selbstachtung und weiß nicht, wie man mit Geld umgeht. Es macht einer Frau Angst, dass sie dich durchfüttern muss.«
    »Wirklich?« Er kommt auf mich zu und legt seine Arme um mich, während er die Blumen zur Seite legt. Sein charmantes schiefes Lächeln taucht wieder auf seinem Gesicht auf. »Und würdest du mich unterstützen, Ashley Stockingdale?«
    Ich weiche zurück. »Nie im Leben. Gehen wir jetzt Essen, oder wie ist das?«
    Er tritt zurück und hilft mir ins Auto. »Abendessen, richtig schick zu Abend essen.«
    »Aber nicht in der Krankenhauscafeteria, oder? Denn wenn es noch mehr von deinen Tests gibt, dann lass mich da raus. Meine Anwaltszulassung war der letzte Test, den ich bestehen wollte.« Ich versuche, den großen Blumenstrauß irgendwo unterzubringen, aber Porsche Boxster sind nicht für größere Transporte geeignet.
    Er rutscht auf den Fahrersitz und lässt den kraftvollen Motor aufheulen. Komisch. Ich mag Autos, aber wenn ein