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Liebesbisse

Liebesbisse

Titel: Liebesbisse
Autoren: Claire Castillon
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Dach über dem Kopf und ein warmes Zimmer hat, wenn man keinen Hunger leiden muss und jemanden hat, der einem guten Abend sagt.
    Sie ist eine Frau, sie will weg von hier. Die kleine Frau nach Maß, die ich erzogen habe, beschuldigt mich, sie gefangen zu halten. Sie schlägt mit den Fäusten an die Wände, auf den Tisch und manchmal schlägt sie auch mich.
    Ich kann nichts dagegen ausrichten.
    Wenn sie abends nach ihrem Vater ruft, laufe ich herbei, sitze an ihrem Bett und halte ihre Hand, und sie schaut zu mir auf wie zu Gott, doch irgendwann ist sie groß, sie wird bald siebzehn, sie legt die Arme um mich. Ich bin da, sage ich, und drücke sie zärtlich, ich werde dich jetzt lieben.
     
    Ich denke an den schreienden Vater.

Ich mache ihnen Angst
    Fast drei Stunden habe ich hierher gebraucht, von Tür zu Tür, was für eine Strecke! Und die Tage, die ich verschwendet habe, um das Für und Wider dieses Geburtstagsfests abzuwägen, auf dem ich keinen kenne, zähle ich gar nicht. Ich bin nur widerwillig gekommen. So, wie ich bin, mache ich scheinbar Angst. Dennoch will ich nicht ledig bleiben. Ich kann unmöglich eine Gelegenheit ausschlagen, um den richtigen Partner zu finden.
    Normalerweise bin ich gleich Feuer und Flamme, aber das führt nie zu etwas. Gerade habe ich einen eher uninteressanten Mann getroffen, aber ich will warten und weitersehen. Er fragt, wo meine Eltern seien. Ich sage, ich sei alt genug, um allein auszugehen. Er wiederholt seine Frage: Er meinte, ob ich überhaupt Verwandte hier hätte, hier in diesem Zimmer, wo wir nun sind, oder in dem anderen Raum, wo man tanzt. Wieso kümmert ihn das? Ich zeige ihm aufs Geratewohl irgendwelche Leute. Er will wissen, wie ich zu der Frau stehe, die heute Geburtstag feiert. Gar nicht, sage ich. Eine weitläufige Verwandte? Ja, ja, eine sehr entfernte Cousine, wenn Sie so wollen.
     
    Wir spazieren durch den Garten. Ich hinke wegen der Kiesel und wegen meiner hohen Schuhe, die ich schonen will. Ein Unfall?, fragt er. Was?, sage ich. Ihr Bein! Nein, nein, nur meine Schuhe. Er wirkt enttäuscht. Ein hilfsbereiter Mann? Ich spüre, dass er mich überraschen wird. Bei einem Mann, der Mitleid hat, bekomme ich Lust zu humpeln.
     
    Er erzählt von seinen Hobbys, vor allem von seiner Leidenschaft für Tennis. Sobald es darum geht, einem Ball nachzulaufen, ist er schon unterwegs und, besser noch, er firmiert in der Rangliste. Wievielter er ist, höre ich nicht. Ich spüre, wie die Leidenschaft auch mich überkommt, obwohl ich hoffe, dass ich ihm die seine austreiben kann. Es würde mir nicht passen, wenn sein Hobby ihn von unserer Beziehung ablenkt. Heute Abend küsse ich ihn. Heute Nacht schlafen wir miteinander. Morgen sehe ich zu, wie er sein letztes Match spielt. Wenn er gewinnt, applaudiere ich. Ich laufe ihm entgegen und beglückwünsche ihn. Das wird schön. Man füllt sein Glas mit eiskaltem Champagner. Dem offiziellen Mittagessen bleiben wir fern. Die Damen im Club beneiden mich. Sein Trainer versucht mindestens zwanzig Mal, ihn zu erreichen. Er lässt mich die Nachrichten auf dem Anrufbeantworter mithören und lacht über den frostigen Ton, über die groben Ausdrücke: Bist du verrückt geworden? Alle Welt wartet auf dich, du tanzt jetzt gefälligst hier an! Bei Einbruch der Dunkelheit geht er schließlich in den Club und poliert dem Trainer, der ihn schon immer schlecht behandelt hat, die Fresse. Er gibt das Tennisspielen auf und wird Boxer. Ich fahre den Wagen, eine schwarze Limousine mit goldenen Felgen, und kaufe in der Apotheke einen Zahnschutz. Und aus den Zähnen, die er verliert, lasse ich mir Schmuckanhänger machen.
     
    Fußball mag er, er spielt auch selbst, doch er hat Schwierigkeiten, eine Elf zusammenzustellen. Die einen Spieler kommen zu spät, die anderen sind im Ausland, seine Mannschaften sind immer bunt zusammengewürfelt. Das ist betrüblich. Ansonsten segelt er gern. Ich bin nicht gerade seefest, werde mich aber daran gewöhnen. Und dann segeln wir von Hafen zu Hafen. Im Mittelmeer.
    »Wohin fährst du diesen Sommer?«
    »Nirgendwohin«, sage ich. »Nun ja, ich habe zwar schon Pläne, Freunde haben mich in ihre Ferienhäuser eingeladen, aber ich habe mich noch nicht entschieden.«
    Er macht einen Törn, schifft sich in Marseille nach Korsika ein, dann lässt er sich treiben.
    »Ist das nicht gefährlich?«, frage ich.
    »O nein, ich kenne das Meer.«
    »Ich war vor zwei Monaten in der Türkei, das Meer dort ist herrlich, aber unruhig. Beim
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