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Liebesdienste / Roman

Liebesdienste / Roman

Titel: Liebesdienste / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Atkinson
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namens Anna, das angeboten hat, den Kühlschrank abzutauen.«
    »Okay. Soll ich fahren?«, sagte Jackson, der allein bei der Vorstellung ganz aufgeregt wurde. Martins Wagen war ein unauffälliger Vectra, aber immerhin, es waren vier Räder und ein Motor.
    »Nein, nein, ist schon in Ordnung«, sagte Martin höflich, als würde er Jackson einen Gefallen tun, setzte sich auf den Fahrersitz und ließ den Motor an. Sie fuhren mit ein paar Kängurusprüngen an.
    »Gefühlvoll mit der Kupplung, Martin«, murmelte Jackson. Er hatte nicht vorgehabt, es laut zu sagen, niemand mochte einen Fahrer auf dem Rücksitz (oder wie in diesem Fall auf dem Beifahrersitz), wie seine Exfrau ständig betont hatte. Männer hatten auf Erden nichts zu schaffen, Frauen dagegen waren Götter, die unerkannt unter ihnen wandelten.
    »Tut mir leid«, sagte Martin und streifte fast einen Fahrradkurier.
    Jackson überlegte, ob er Martin das Ruder entreißen sollte, aber wahrscheinlich tat es dem Mann gut, über irgendetwas die Kontrolle zu haben, wie unzureichend auch immer.
    »Wohin fahren wir?«, fragte Martin.
    »Wir fahren ein Haus kaufen.«

43
    W ir fahren ein Haus kaufen?«
    »Wir fahren uns Häuser
ansehen«,
sagte Jackson und blätterte in der Immobilienzeitung. »Wir sehen uns neue Siedlungen an. Hatter-Häuser, kennen Sie die?«
    »Reelle Häuser für reelle Menschen. Ich habe hier mal eins angeschaut, aber es war ein bisschen schäbig. Ich mag keine Neubausiedlungen.« Er sorgte sich, dass Jackson vielleicht in einem neuen Reihenhaus wohnte und beleidigt wäre, aber Jackson sagte: »Ich auch nicht. Wir wollen ja nicht
wirklich
kaufen«, fügte er hinzu.
    Martin fragte sich, ob Jackson ihn für einen Einfaltspinsel hielt.
    »Wir tun nur so. Ich bin auf der Suche nach jemandem. Passen Sie auf den Bus auf, Martin, das wird eng.«
    »Entschuldigung.«
     
    »Das ist das Wohnzimmer, ein schönes Zimmer, ein richtiges Zimmer für die ganze Familie.« Die Frau, die sie durch das Braecroft-Musterhaus führte, zögerte. Martin vermutete, dass er und Jackson nicht wie eine Familie aussahen. Die Frau hieß laut Namensschild »Maggie« und war wie eine Animateurin gekleidet, in ein himmelblaues Kostüm und ein vielfarbiges Halstuch. Martin fragte sich, ob er sich ein Namensschild besorgen könnte – »William« oder »Simon« oder irgendwas anderes, nur nicht Martin. Es wäre eine einfache Möglichkeit, seine Identität zu wechseln.
    »Sehr schön«, sagte Jackson, ohne die Miene zu verziehen.
    Das Zimmer ging nach Norden, alles Licht schien sich daraus zurückgezogen zu haben.
    Martin sehnte sich nach seinem eigenen Haus. Würde er zurückkehren, wenn die Polizei fertig wäre, und den Rest seines Lebens mit Richard Moats Geist verbringen? Könnte er es verkaufen? Vielleicht sollte er »Maggie« damit beauftragen. Sie würde potenzielle Käufer herumführen und frohgemut sagen:
Das ist das Wohnzimmer, ein schönes Zimmer, ein richtiges Zimmer für die ganze Familie, und das ist die Stelle, an der Richard Moat der Schädel eingeschlagen wurde.
    »Natürlich leben alle möglichen Leute gern in Hatter-Häusern«, sagte Maggie, »nicht nur Familien. Und was ist schon eine Familie?« Sie runzelte die Stirn, als würde sie ernsthaft über diese Frage nachdenken. Sie wirkte angespannt und aufgedreht.
    Sie stapften hinter ihr die Treppe hinauf. »Ist Ihr Budget begrenzt?«, fragte sie über die Schulter. »Denn das Waverly ist geräumiger und hat einen größeren Garten – aber natürlich ist auch das Braecroft völlig in Ordnung, es hat eine geniale Raumaufteilung.«
    »Es ist enttäuschend klein«, murmelte Jackson.
    »Und das ist das Elternschlafzimmer«, verkündete Maggie stolz, »natürlich mit angeschlossenem Bad.«
    Martin setzte sich aufs Bett. Am liebsten hätte er sich hingelegt und geschlafen, aber das war vermutlich nicht gestattet.
    »Vielen Dank, Maggie«, sagte Jackson und ging die Treppe wieder hinunter. »Da haben wir einiges zu überlegen.«
    Sie schien vor Enttäuschung zusammenzusacken, ahnte den gescheiterten Verkauf. »Kommen Sie noch kurz in unser Büro, und ich notiere mir Ihre Namen«, sagte sie.
    Im Freien war das Licht harscher. Die Siedlung befand sich in einer Senke zwischen zwei Hügeln, und es herrschte eine merkwürdige Akustik. Man hörte das ständige Rauschen einer Autobahn, sah aber keine Autos. Neben der Tür zum Bürocontainer stand ein Topf mit verstaubten roten Geranien, das einzige Zeichen organischen Lebens. Ein

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