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Liebesdienste / Roman

Liebesdienste / Roman

Titel: Liebesdienste / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Atkinson
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Bagger rumpelte vorbei. Die Siedlung war noch eine Baustelle, obwohl die Hälfte der Häuser bereits bewohnt war. Im Büro standen ein paar harte Stühle, und Martin setzte sich sofort. Er war so müde.
    »Und Sie sind?«, sagte Maggie zu Jackson.
    »David Lastingham«, sagte Jackson prompt.
    »Und Ihr Partner?«, fragte sie und blickte Martin an.
    »Alex Blake«, sagte Martin matt. Es war sein Name und gehörte zu ihm, so wie David Lastingham vermutlich nicht zu Jackson gehörte.
    »Und eine Telefonnummer, unter der wir Sie erreichen können?«
    Jackson leierte eine Nummer herunter. Martin fragte sich, ob sie existierte.
    »Ach, übrigens«, sagte Jackson beiläufig zu Maggie, »ich bin ein alter Bekannter von Terry Smith – Sie wissen nicht zufällig, wo ich ihn erwische? Wir hätten uns eine Menge zu erzählen.«
    Maggie blickte angeekelt drein. »Ich habe keine Ahnung, wo Terry heute ist.« Ein Handy begann zu klingeln, und sie kramte in ihrer Handtasche, sagte: »Entschuldigen Sie mich einen Moment«, und ging hinaus.
    Zu Martins Überraschung hüpfte Jackson wie ein Katzenfänger zum Aktenschrank und begann, darin herumzuschnüffeln.
    »Ich glaube nicht, dass das erlaubt ist«, sagte Martin.
    »Ich glaube, Sie haben recht.«
    »Ich dachte, Sie wären bei der Polizei gewesen.«
    »War ich auch.«
    Es waren genau die Antworten, die Martin nervös machten, und er stellte sich ängstlich in die Tür und beobachtete Maggie, die herumwanderte, während sie telefonierte. Sie schien wegen des schlechten Empfangs lauter sprechen zu müssen und blieb alle paar Sekunden stehen und fragte: »Bist du noch dran?« Er hörte sie sagen: »Er ist anscheinend in Thurso. Ich weiß, ich glaube es auch nicht. Ich glaube, er hat mich verlassen. Trotz allem, was er mir versprochen hat.« Ihr Gesicht schien einzufallen, während sie sprach. Sie beendete den Anruf und tupfte sich die Augen ab.
    »Sie kommt!«, zischte Martin Jackson an.
    Als sie erneut das Büro betrat, ihre Maske wieder an Ort und Stelle, war Jackson in eine Broschüre mit Fotos diverser Hatter-Häuser vertieft. »Sie sind wirklich alle wunderschön«, sagte er. »Ich weiß gar nicht, wie man sich da entscheiden soll.« Er seufzte und schüttelte den Kopf, alles andere als überzeugend. »Wie auch immer«, sagte er und wandte sich an Martin, »zurück zum Batmobil, Robin.«
     
    »Hier glaube ich«, sagte Martin und hielt vor einem elektronisch gesteuerten Tor, das weit offen stand. Sie waren in Grange, vor einem Haus, dessen Adresse Jackson offenbar aus Maggies Aktenschrank gestohlen hatte. »Providence« stand auf einem Schild am Tor.
    »Wer wohnt hier?«, fragte Martin.
    »Graham Hatter. Besitzer von Hatter-Häuser. Er ist der Arbeitgeber von Terence Smith und weiß deswegen vielleicht, wo der Mann steckt.«
    »Und wer ist Terence Smith?«
    »Das ist eine lange Geschichte, Martin.«
    Ich habe Zeit, dachte Martin, sagte es aber nicht. Zeit war das Einzige, was er hatte, Nanosekunde um Nanosekunde verstrich. »Ich bleibe hier, während Sie hineingehen.« Er gähnte, beschäftigt mit der Frage, ob der Irn-Bru-Cocktail, den der sogenannte Paul Bradley ihm verabreicht hatte, seinen Metabolismus auf Dauer durcheinandergebracht hatte. In einer Sekunde war er so nervös, dass er zuckte, in der nächsten war er so müde, dass er die Augen nicht mehr offen halten konnte.
    »Bin gleich wieder da«, sagte Jackson.
    Martin kramte im Handschuhfach nach etwas Lesbarem. Er fand nur einen Stapel Flugblätter für Richard Moats Show, Miniaturversionen seines »Viagra für den Kopf«-Posters, die er am Dienstag dort liegen gelassen haben musste.
    Er schloss die Augen und versank gerade in einen ungesunden Halbschlaf, als er eine unverwechselbare Melodie hörte. Die Haare in seinem Nacken richteten sich auf wie Borsten, als die vertrauten ersten Akkorde der
Robin-Hood
-Melodie durch das Wagenfenster hereinschwebten. Sein Herz hämmerte gegen seinen Brustkasten. Richard Moats Handy klingelte. Auf der Straße. Ganz in der Nähe. Martin drehte sich um und suchte nach der Quelle der flüchtigen Melodie. Ein blauer Honda parkte hinter seinem eigenen Wagen. Ein blauer Honda. Ein blauer Honda? Nein, es gab Tausende von blauen Hondas, es war nicht notwendigerweise der blaue Honda, der dem wahnsinnigen, baseballschlägerschwingenden Fahrer gehörte. Erneut erklang die Titelmelodie von
Robin Hood
. Martin öffnete die Tür und taumelte aus dem Wagen. Niemand war zu sehen. Dann entdeckte er

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