Liebeserwachen in Virgin River

und die Bank gewährte ihr sofort einen Kredit. Damit war „Jilly Farms“ ihr Eigentum.
    All dies hielt sie im Spätsommer mächtig auf Trab. Sie musste sich mit Papierkram herumschlagen, um die Genehmigung zu erhalten, ihre Erzeugnisse zu verkaufen. Es gab Termine mit einem Inspektor vom Landwirtschaftsministerium und massenhaft Früchte und Gemüse im Garten, die geerntet werden mussten. Nachdem das Grundstück nun ihr gehörte, war sie bereit, eine weitere große Gartenfläche freizulegen, zu mulchen und vor der Winterkälte zu schützen. Sie stand früh auf, arbeitete den ganzen Tag über hart, um ihre To-do-Listen zur Vorbereitung eines Jahreszeitenwechsels zu schaffen. Und dafür war sie dankbar. Es lenkte sie von der Tatsache ab, dass Colin in nur zwei Wochen abreisen würde.
    „Ich habe eine Überraschung für dich“, verkündete Colin eines Tages. „Heute war ich mal wieder bei Luke, und der hatte einen Brief für mich. Der Adler und der Hirsch sind verkauft worden. Shiloh hat mir zwölfhundert Dollar geschickt.“
    „Mein Gott!“, rief sie. „Das bedeutet, er hat sie für zweitausendvierhundert verkauft!“
    „Den Adler für achtzehn und den Hirsch für sechs. Der Punkt ist, dass sie überhaupt verkauft wurden. Ich bin ganz schön überrascht.“
    „Dazu hast du keinen Grund, Colin. Sie sind fantastisch. Du bist fantastisch.“
    „Mein Fanclub“, sagte er und gab ihr einen Kuss auf die Nase. „Im Augenblick ist bei uns beiden gerade viel im Umbruch. Du hast mit der Farm alle Hände voll zu tun, und ich habe Riordans, die sich vor meiner Abreise hier in Virgin River noch einmal treffen wollen. Ich weiß, diese ganze Existenzgründung mit all den Inspektionen und Formularen nimmt dich zeitlich ganz schön in Anspruch und erfordert deine Aufmerksamkeit. Du bist also nicht im Geringsten verpflichtet, dir für ihren Besuch etwas Zeit freizuschaufeln.“
    „Ich will mich beschäftigen und gebe mir die größte Mühe, nicht ständig die restlichen Tage zu zählen. Doch selbstverständlich möchte ich deine Familie sehen. Wer kommt denn alles?“
    „Alle außer Patrick. Er verbringt noch mal drei Monate im Golf. Ich bin nicht wirklich scharf darauf. Mir wäre es lieber, ich könnte noch zwei ruhige Wochen mit dir verbringen, aber das war der Preis, den ich zahlen musste, um meiner Mutter und George klarzumachen, dass ich es als Einmischung empfinden würden, wenn sie mir nach Afrika hinterherreisen würden.“
    Jillian grinste übers ganze Gesicht und schüttelte den Kopf. „Die Frau gefällt mir. Sie lässt sich durch nichts einschüchtern.“
    „Das kannst du laut sagen. Und Jilly, ich werde den Jeep verkaufen. Ich habe eine Annonce aufgegeben. Falls ich vor meiner Abreise keinen Käufer finde, wird Luke sich darum kümmern.“
    Es gab ihr einen Stich ins Herz. „Natürlich“, murmelte sie sehr leise. Das war etwas, woran sie nicht einmal gedacht hatte. Doch sie hätte es tun sollen. Es war ein sehr teurer Jeep Wrangler Rubicon, das neueste Model. Warum sollte er ihn behalten, wenn er nicht zurückkehrte? Oder allenfalls auf einen kurzen Besuch gelegentlich vorbeischaute? Aus irgendeinem Grund hatte der Verkauf des Wagens etwas so Endgültiges für sie, etwas Abschließendes. Er wollte wirklich zu einem anderen Kontinent aufbrechen, in ein anderes Leben. Mindestens für sechs Monate. Und wenn sein Trip erfolgreich sein sollte, würde es sogar noch sehr viel länger dauern. Hätte er daran den geringsten Zweifel, würde er den Jeep bei ihr oder seinem Bruder unterstellen. „Ja, ich schätze das musst du wohl. Falls Luke zu viel zu tun hat, könnte ich das für dich erledigen.“
    „Es macht ihm nichts aus. Aber um einen Gefallen muss ich dich bitten.“
    „Sicher.“
    „Ich würde gern die Hütte leer räumen. Viel habe ich dort eh nicht mehr, denn irgendwie scheint alles hierherzuwandern. Kann ich bis zu meiner Abreise hier wohnen? Dann könnte ich jetzt alles rausholen und hätte das schon einmal hinter mir. Luke wird alles verstauen, was ich nicht mitnehme.“
    „Oder … Du kannst deine Sachen auch hier lassen. Ich habe drei Stockwerke, fünf Schlafzimmer und ein Büro.“ Sie lachte leicht. „Ich wusste doch, dass es sinnvoll ist, das Haus zu kaufen.“
    Er lächelte, schüttelte jedoch den Kopf. „Das ist okay. Er macht das schon.“
    „Colin, lehnst du mein Angebot, deine Sachen einzulagern, ab, weil es sein könnte, dass mein Leben sich ändert, wenn du nicht mehr da bist? Oder