Liebeserwachen in Virgin River
Fall, dass Sie irgendwelche Fragen haben. Wann ungefähr planen Sie hier zu sein?“
Überrascht zog sie eine Augenbraue hoch. „Gegen neun?“
„Das passt mir gut“, erwiderte Paul. „Ich habe nämlich daran gedacht, vorher noch kurz bei Jack einzukehren und mir von Preacher ein paar Eier in die Pfanne hauen zu lassen.“
„Oh ja, ich erinnere mich an ihn. Er ist der Koch! Vielleicht können wir zusammen frühstücken.“
„Sie sind jederzeit willkommen.“
Gleich nach dem Aufstehen am nächsten Morgen schlüpfte Jillian in ihre guten Sachen und zog keine ihrer neuen Jeans oder Sweetshirts an, in denen sie sich in den letzten Tagen am Fluss gelümmelt hatte. Sogar sie musste zugeben, dass der Unterschied – ohne Matsch und Tränen – ziemlich groß war. Sie entschied sich für eine Stoffhose mit Bügelfalte, ein Seidenshirt und Leinenjacke, dazu Schuhe mit flachen Absätzen. Nach allem, was sie über den kleinen Ort wusste, war es nicht nötig, sich in Schale zu werfen, dennoch legte sie auch ein wenig Make-up auf.
Ein Teil von ihr – und zwar ein großer Teil – konnte es kaum erwarten, wieder an die Arbeit zurückzukehren, wo es genauso dazugehörte, gut auszusehen, wie eine gute Leistung zu erbringen. Sie lächelte ihrem Spiegelbild zu. Nicht übel. Gar nicht so übel .
Beim Frühstück erklärte ihr Paul, dass es in Hopes Haus noch immer ein paar Dinge gab, die fertiggestellt werden mussten, obwohl sie in den letzten sechs Monaten schon viel geschafft hatten. „Als wir es zum ersten Mal von innen sahen, war es bis unter die Decke mit Nippes und Sammelstücken vollgestopft, doch für sein Alter war es in einem erstaunlich guten Zustand. Es musste gar nicht groß renoviert werden. Eigentlich waren es vor allem Schönheitsreparaturen, allerdings ist das Haus riesig. Ich wünschte, ich hätte Anteile an der Firma, die die Farben herstellt.“
„Warum interessieren Sie sich für das alte Haus?“, fragte Jack, während er ihnen Kaffee nachschenkte. „Haben Sie vor, ein Bed and Breakfast zu eröffnen?“
„Um Himmels willen, nein!“, meinte sie lachend. „Anderen Leuten hinterherzuwischen? Für sie zu kochen? Nee, im Leben nicht! Ich bin einfach nur neugierig, denn ich bin in einem alten Haus wie diesem aufgewachsen, wo es auch einen riesigen Garten gab. Zwar war das Haus sehr viel kleiner, aber es hatte ebenfalls zwei Veranden, einen großen Hof, eine geräumige Küche … Nachdem meine Urgroßmutter gestorben ist, haben meine Schwester und ich es verkauft, da wir beide zu weit entfernt lebten und arbeiteten. Es schien unpraktisch, es zu behalten, ich habe allerdings immer bedauert, dass es nicht mehr da war. In diesem Haus hatte meine Urgroßmutter gewohnt, seit sie als Teenager von Frankreich hergebracht wurde, um einen Mann zu heiraten, dem sie vorher nie begegnet war! Sie war halb Französin, halb Russin, und damals wurde das so gehandhabt. Anfangs hat sie mit ihrem Mann, der schon lange vor meiner Geburt gestorben ist, dort gelebt. Es war das einzige Heim, das sie in diesem Land gefunden hatte, und sie hat es gehegt und gepflegt.“
Sie plauderten noch ein paar Minuten weiter, und nachdem es Zeit wurde aufzubrechen, beschloss Jack sie zu begleiten. Seit gut einer Woche hatte er das Haus nicht mehr besichtigt.
Obwohl es schon von außen ungeheuer groß wirkte, war Jillian nicht auf die Ausmaße im Inneren vorbereitet. Das Haus war einfach riesig und wunderschön. Tatsächlich war es das zweite Mal, dass sie das Gebäude betrat, doch zum ersten Mal sah sie es ohne Möbel und Menschenmassen.
Hinter der Haustür lag der Empfangsraum. Dahinter befand sich das Esszimmer, während links davon eine Treppe nach oben führte. Noch weiter links neben dem Treppenaufgang schloss sich ein Wohnzimmer an. Die Wände waren hellgelb gestrichen und weiß abgesetzt. Im ersten Stock gab es drei Schlafzimmer, ein großes Bad mit Löwenfußwanne und ein Standwaschbecken sowie einen wintergartenähnlichen Raum, der sich über die ganze Breite des Hauses oberhalb der Gartenveranda erstreckte. Zwei weitere Schlafzimmer waren im zweiten Stock untergebracht, außerdem entdeckte Jillian dort noch ein mittelgroßes Bad und das, was heute als Loft bezeichnet wurde, nämlich einen großen offenen Raum oberhalb der Treppe zwischen den beiden Schlafzimmern.
„Hier war früher der Dachboden. Die beiden Räume waren teilweise schon vorhanden, das heißt, man hatte die Wände gemauert und es dann dabei belassen. Doch
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