Liebeserwachen in Virgin River
haben Sie gemietet?“
„Vor allem weil es diese Küchenfenster, die Veranden und den Garten hat. Dieser Teil des Hauses erinnert mich an meine Kindheit.“
Nun sah er sich den Garten etwas genauer an. „Das ist ja eine richtige Farm, die Sie da haben. Sind Sie schon lange damit beschäftigt?“
„Wie gesagt, ich habe versucht, aufzuholen …“
Er sah nur ihren Kopf von oben, deshalb hob er den Schirm ihrer Baseballcap ein wenig an. „Wie lange?“
Sie zuckte mit den Achseln. „Zehn Tage vielleicht, es kann aber auch etwas weniger sein. Eine Woche?“
„Haben Sie den selbst angelegt?“
„Oh nein. Ich glaube, den Garten gibt es schon seit fünfzig Jahren oder so, doch ich habe keine Ahnung, wie viel davon die Frau, die hier lebte, genutzt hat. Wenn sie eine erfahrene Biogärtnerin war, wird sie die Bepflanzung der einzelnen Beete wohl jedes Jahr gewechselt haben, sodass der Boden regenerieren konnte. Die Reihen, die sie gezogen hatte, waren erkennbar. Ich habe das Unkraut gejätet, umgegraben und begonnen auszusäen. Bisher habe ich weniger als ein Viertel davon bepflanzt, doch ich habe vor weiterzumachen.“
Er ließ ein anerkennendes Pfeifen hören. „Kein Wunder, dass Sie so schmutzig sind.“
Sie lachte über ihn. „Im Schuppen steht eine Fräse, aber ich mag Grubber und Spaten und Hacke und Schaufel. Ich möchte dem Garten nahekommen. Meine Nana hat immer gesagt, das Geheimnis guten Gärtnerns besteht darin, sich der Erde und den Pflanzen zu nähern. Abgesehen davon, lässt sich der Dreck abwaschen.“
„Das haben Sie alles in einer Woche geschafft? Meine Güte, ist das nicht fast schon ein bisschen zwanghaft?“
„Ein bisschen vielleicht“, räumte sie grinsend ein. „Wenn ich etwas anfange, steigere ich mich richtig hinein. Ich wette, bei Ihnen ist es das Gleiche mit der Malerei.“
Colin schüttelte den Kopf. „Nein, das ist nicht das Gleiche. Ich bin nicht davon besessen.“
„Also, ich bin keineswegs davon besessen“, erwiderte sie beleidigt. „Es ist nur so, dass ich, wenn ich etwas tue, es auch gut machen will!“
„Klar“, erwiderte er geistesabwesend und schritt etwas weiter in den Garten hinein – lange perfekte Reihen, die Pflöcke, hier und dort Stecklinge … „Das sind vor allem Samen“, stellte er fest.
„Und ein paar Ableger“, erklärte sie. „Am Rand dann immer noch ein paar Blumenzwiebeln. Davon hatte sie einige im Schuppen aufbewahrt. Ich habe nicht den blassesten Schimmer, was es ist, allerdings werden wir das herausfinden. Vermutlich Tulpen, Iris, Narzissen und Lilien. Ein paar davon habe ich auch vorm Haus eingepflanzt, und ich habe ein paar neue Stecklinge auf der Veranda stehen, für die ich gerade das Beet vorbereite. Dann habe ich noch ein paar Körbe besorgt, die ich ans Verandageländer hängen kann. Das ist etwas ganz Neues – Kirschtomaten, die aus einem Hängekorb wachsen.“ Sie lächelte ihn an. „Sehr praktisch für den Verzehr, man muss nur auf die Veranda gehen und schon kann man seine Tomaten pflücken. Das wollte ich einmal ausprobieren. Und all diese Büsche rechts und links neben dem Haus und bis hinten zu den Bäumen … Das sind Rhododendron und Hortensien. Und sehr viel Flieder. Ich liebe Flieder.“
Er betrachtete das Gebäude. Es war enorm groß, und hatte eine breite Veranda davor. Er deutete mit dem Kopf in die Richtung. „Das ist eine Menge Haus. Wohnen Sie dort allein?“
Sie verlagerte das Gewicht auf ein Bein, stemmte die Hände in die Hüften und blickte ihn empört an. „Dort, wo ich herkomme, stellen Gentlemen solche Fragen nicht. Ich habe eine Alarmanlage und obendrein sehr stabile Schlösser.“
Er grinste sie an. „Ich werde selten als Gentleman bezichtigt, allerdings bin ich nicht gefährlich. Abgesehen davon habe ich Sie das nicht gefragt, weil ich die Absicht habe, bei Ihnen einzubrechen und Ihre Gartenwerkzeuge zu klauen; ich habe Sie gefragt, weil das ein sehr großes Haus ist. Woher stammen Sie?“
„San Jose.“
„Und was machen Sie dann hier oben in diesem riesigen Haus?“
Abwehrend hob sie die Hände und zeigte ihm die Handflächen, von der eine noch mit dem Tuch umwickelt war. „Tierpräparation“, antwortete sie nur.
Colin schmunzelte und dachte: Kleine Besserwisserin. „Verstehe. Und bevor Sie angefangen haben zu gärtnern, wie haben Sie da Ihre Zeit verbracht?“
„Ich habe die PR-Abteilung in einem Softwareunternehmen geleitet. Zu viel Stress, deshalb gönne ich mir eine Weile
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