Liebeserwachen in Virgin River
Pause. Ich … ach … egal …“
„Was?“, hakte er nach.
„Ich hatte schon sehr lange keinen richtigen Urlaub mehr, deshalb spanne ich aus und überlege mir, was ich als Nächstes tun soll. Während ich also im Garten arbeite, denke ich nach.“
„Multitasking“, sagte er grinsend. „Was machen Sie, wenn es regnet?“
„Dasselbe, nur im Nassen.“
„Also, wenn Sie jemanden entdecken, der sich an einem klaren Tag im Morgengrauen hier herumtreibt, haben Sie keine Angst. Und dann bitte kein Horn, okay? Wenn die Rehe auftauchen, würde ich gern ein paar Fotos schießen.“
„Für die Bilder?“
„Genau.“
„Warum?“, wollte sie wissen.
Er wandte sich zur Seite und entfernte sich langsam von ihr. „Weil die Tiere mir nicht Modell stehen werden. Bis später, Jillian.“
Sie schaute ihm nach, bis er im dichten Gehölz hinter ihrem Garten verschwand. Und obwohl er allem Anschein nach eine Nervensäge sein konnte, bedauerte sie es plötzlich, ihn davongehen zu sehen.
Jillian betrat das Haus, reinigte die Schnittwunde an ihrer Hand, legte einen Verband an und zog einen Gummihandschuh darüber. Dann begab sie sich wieder in den Garten und arbeitete den ganzen Nachmittag. Doch es war nicht mehr dasselbe. Der Auftritt des Malers … dieses kleine Geplänkel zwischen ihnen – sie merkte, wie viel schöner es war, ein bisschen Abwechslung am Tag zu haben und sich kurz unterhalten zu können. Auf einmal fiel ihr ein, dass sie davon gehört hatte, wie Hope McCrea jeden Tag in Jacks Bar gefahren war, um dort ihren Whiskey zum Feierabend zu trinken. Jillian sehnte sich zwar nicht nach Whiskey, aber vielleicht wäre es nett, ein Glas Wein zu trinken, etwas zu essen … und ein wenig Gesellschaft zu haben.
Auch wenn es riskant war, in der Dämmerung den Garten den Wildtieren zu überlassen, lief sie ins Haus, damit sie duschen konnte. Sauber und mit nassen Haaren tapste sie im Bademantel in die zweite Etage, wo sie durch eins der Schlafzimmerfenster blickte. Sie konnte kaum über die Bäume schauen, dennoch war sie in der Lage, Colin zu erkennen, der gerade seine Sachen hinten im Jeep verstaute. Die Sonne ging allmählich unter, und offensichtlich reichte das Licht zum Malen nicht mehr.
Sie föhnte sich die Haare, zog sich eine hübschere Hose an, lackierte sich mit Klarlack die kurzen Fingernägel und verließ das Haus.
Colin saß am Tresen und vertrieb sich bei einem Glas Bier die Zeit mit seinem neuen Bekannten Dan Brady. Er erfuhr, dass Brady für Paul Haggerty arbeitete und ein- bis zweimal in der Woche in Jacks Bar auf einen Drink hereinschneite. Was Colin betraf, war dies genau sein drittes Bier, das er sich gönnte, seit er seine Behandlung abgeschlossen hatte. In seiner Waldhütte hatte er lieber erst gar kein Bier vorrätig, auch wenn nicht die geringste Gefahr bestand, dass er übermäßig viel davon trinken würde. In diesen Tagen wandelte er auf einem völlig anderen Pfad.
Gerade klopfte er sich im Stillen selbst auf die Schulter, weil er sein aus den Fugen geratenes Leben so gut im Griff hatte, da betrat sie die Bar. Dan Brady redete weiter, aber Colin hörte kein Wort mehr von dem, was er sagte. Fast hätte er sie gar nicht erkannt. Er sah sie nur an und dachte, das ist mal eine wirklich attraktive Frau. Erst dann wurde ihm klar, dass es Jillian, die Gärtnerin, sein musste. Und sie lächelte ihn auch an. Tatsächlich lächelte sie so, als würde sie sich freuen, ihn hier zu treffen. Beinahe hätte er sich über die Schulter umgeschaut, um sich zu vergewissern, dass wirklich er es war, dem ihr Lächeln galt. Bis auf die Sommersprossen auf der Nase und den leicht geröteten Wangen hatte sie sich nahezu komplett verändert.
Das fing mal damit an, dass sie jetzt nicht nur eine Figur hatte, es war eine fantastische Figur. Oh Mann! Was für perfekte Brüste, nicht zu üppig und nicht zu klein. Obwohl sie für eine Frau ziemlich groß war, überragte er sie mit über eins neunzig immer noch. Ihr kastanienbraunes Haar fiel ihr wie ein weicher seidiger Vorhang auf die Schultern – die reinste Herausforderung für die Hände eines Mannes! Schmale Taille, fester Po, schöne Beine. Sie hatte einen herzförmigen Mund, und dann dieses Lächeln! Es traf ihn mit voller Wucht, und fast wäre er auf die Knie gesunken. So ohne Schmutz und elegant hatte sie etwas von dem Typ des Mädchens von nebenan. Nicht unbedingt der Typ, auf den er stand, aber die Reaktionen seines Körpers legten nahe, dass er sie
Weitere Kostenlose Bücher