Liebesfilmriss
langen Ärmeln ihrer salbeigrünen Strickjacke. »Man bekommt sein Geld nur zurück, wenn man die Uhr innerhalb von 14 Tagen zurückgibt.«
Mein Gott! Erschöpft meinte Ginny: »Das nächste Mal gehst du zu Marks & Spencer und kaufst ihm Socken.«
»Tut mir leid. Ich liebe ihn.« Wieder einmal strömten Tränen über Laurels blutleere Wangen. »Ich weiß einfach nicht, was ich jetzt noch tun soll.«
»Das weißt du nicht?« Wieder ein Geduldsfadenzerreißmoment. Mit einem Embryo im Bauch und lauter Rechnungen auf dem Küchentisch konnte Ginny das
Ratsch
des zerreißenden Geduldsfadens förmlich hören. »Das weißt du ehrlich nicht? Ich kann es dir sagen. Du musst Kevin vergessen und aufhören, dich in Selbstmitleid zu suhlen. Du musst dein Leben wieder auf die Reihe kriegen und dich wie eine Erwachsene benehmen. Und wenn du auch weiterhin in diesem Haus wohnen willst, dann musst du dir eine Arbeit suchen.«
Ginny holte tief Luft. Meine Güte, hatte sie das jetzt wirklich alles gesagt? Aber aus der Art, wie Laurel ein entsetztes Aufschluchzen unterdrückte und aus der Küche schwankte, ließ sich wohl schließen, dass sie es tatsächlich gesagt hatte.
In Jems Zimmer setzte sich Ginny an den Computer und sah sich Embryonen im Mutterleib an. Ihr eigener hatte, wie sie sich ausrechnen konnte, mittlerweile Finger und Zehen und eine Art Gesicht – wenn auch mit riesigen Alienaugen und tiefhängenden Ohren. Er konnte schon riechen (wie konnte man das nur feststellen?), besaß eine Hirnanhangdrüse und ein winziges Herz, das in seiner Brust pochte.
O Gott, sie würde tatsächlich ein Baby bekommen. Ein einziger, leichtsinniger Moment führte zu derart lebensverändernden Konsequenzen. Wie hatte sie nur …
»Äh, hallo?« Es wurde zaghaft an die Tür geklopft, die gleich darauf von Laurel geöffnet wurde. Ginny schnappte sich die Maus und klickte panisch auf das Symbol zum Schließen der Seite.
Das Adrenalin schoss durch ihre Adern und sie fauchte: »Was?«
Laurel zuckte zusammen. »Tut mir leid. Äh. Ich gehe jetzt zur Apotheke, um meine Medikamente zu holen. Ich wollte dich fragen, ob du irgendetwas brauchst.«
Tja, mal sehen, wie wäre es mit Brustwarzencreme und einer Tube von dem Zeug, das Schwangerschaftsstreifen verhinderte, wenn der Bauch auf Strandballgröße anschwoll? Oder mit einer Schachtel Brust-Pads und etwas Zwieback? O Gott, sie hätte jetzt wirklich Appetit auf Zwieback …
»Danke, nein.«
»Oh. Na gut.« Pause. »Es tut mir wirklich leid wegen der … du weißt schon, Miete.«
Ginny stählte sich. Laurel wusste, dass sie einen weichen Kern hatte. Tja, dieses Mal nicht. Steif erwiderte sie: »Das sagtest du schon.«
Ihre Masche zog ausnahmsweise nicht. Laurel machte ein langes Gesicht. »Also gut, ich bin in einer halben Stunde zurück.« Sie drehte ein wenig am Türknauf. »Und ich werde eine Lösung finden. Das verspreche ich.«
Eindeutig emotionale Erpressung. Ginny weigerte sich, dem nachzugeben. Sie drehte sich wieder zum Computer. »Gut.«
Drei Stunden später gab es immer noch kein Anzeichen von Laurel. Ginny holte die Wäsche aus dem Trockner und trug den Korb mit den trockenen Sachen nach oben. Es sah Laurel gar nicht ähnlich, so lange auszubleiben, aber es war ja auch kein gewöhnlicher Tag. Vielleicht machte sie einen Besuch beim Arbeitsamt oder bei Perry.
Nachdem Ginny ihre Sachen sortiert hatte, war Laurel immer noch nicht wieder da. Langsam meldete sich ihr Gewissen. Sie ging in Laurels Zimmer, um nach Hinweisen zu suchen, wo Laurel sein könnte.
Der sonnengelbe Raum war unglaublich aufgeräumt. Abgesehen von der Handtasche auf dem Bett befand sich alles an seinem Platz. Laurels Handtasche. Ginny runzelte die Stirn. Wenn man das Haus verließ, nahm man doch eigentlich seine Handtasche mit?
Ginny sah hinein. Alle Sachen von Laurel waren darin.
Alle
Sachen, einschließlich Geldbörse und Kreditkarten.
Das war ein wenig merkwürdig, oder nicht?
Ginnys Herz schlug schneller. Sie zog die Schubladen in der Kommode neben Laurels Bett auf. In der ersten Schublade befand sich Unterwäsche, gebügelt und gefaltet und völlig anders als das wilde Gewirr aus Slips und BH s in Ginnys Schubladen. In der zweiten lagen Strumpfhosen und Socken, ebenfalls makellos zusammengelegt, wie in einer Kaufhausauslage.
In der untersten Schublade fanden sich mehrere gerahmte Fotos von Kevin (der so viel Sehnsucht und Trauer so was von
nicht
wert war), die Schachtel mit der Armbanduhr von
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