Liebesfilmriss
sie angerufen und gesagt, dass sie es nicht schafft. Sie habe zu viel zu tun.«
»Ach, das musste ich mir auch schon anhören. Kinder sind selbstsüchtig, nicht? Meine hat mir das auch angetan.« Die Frau schnalzte mit der Zunge. »Wir haben ordentlich darüber gestritten, das kann ich ihnen sagen. Richtige Mordsauseinandersetzungen.«
Ginny wollte nicht mit Jem streiten, aber ihre Enttäuschung war so groß, dass sie fast alles versucht hätte. »Hat es geholfen?«
»Ich würde es nicht empfehlen, meine Liebe.« Die Frau seufzte resigniert, nahm ein Glas Pesto vom Regal und sagte traurig: »Sie hat einen Mann geheiratet, den ich nicht mochte. Darüber haben wir uns auch ein paar Mal gestritten. Und vor vierzehn Jahren sind die beiden dann nach Australien ausgewandert.«
17. Kapitel
Es war Samstagabend, und im Restaurant herrschte Hochbetrieb. Finn war dort, begrüßte Neuankömmlinge, bediente wie ein Profi an den Tischen und bekam reichlich Aufmerksamkeit von den weiblichen Gästen. Ginny beobachtete ihn in Aktion und sah, wie die Frauen aufstrahlten und Charme sprühten, wenn er sich mit ihnen unterhielt, und dann gleichermaßen locker mit den Ehemännern der verheirateten Frauen plauderte, um ihnen klar zu machen, dass er keine Bedrohung darstellte.
Die alleinstehenden Frauen mochten das auch. Umso größer waren ihre Chancen. Wenn ein Mann, der so attraktiv war wie Finn Penhaligon, in ihren Einzugsbereich kam, war das für alle Anlass zur Hoffnung.
»Wollen Sie lernen, wie man es macht?« Evie war augenscheinlich amüsiert. Sie war auf dem Weg zu Tisch sechs mit zwei Tellern Muscheln, blieb aber kurz neben Ginny stehen. »Können Sie die Flirthormone der Frauen nicht förmlich in der Luft spüren?« Mit einem Zwinkern fügte sie hinzu: »Der gute, alte Finn, er kann es immer noch.«
»Das sehe ich.« Als Finn den Raum durchquerte, um an das Telefon zu gehen, folgten ihm die Blicke sämtlicher Frauen.
»Sie sollten auf sich aufpassen. Sie könnten die Nächste sein.«
Ginny grinste, weil die Idee so grotesk war. »Ich denke nicht, dass das jemals passieren wird. Er hätte zu viel Angst, dass ich ihm den Geldbeutel stehle.«
Einige Minuten später winkte sie Finn an die Theke.
»Verwandte von ihnen?«
»Wie bitte?« Ginny lugte in den Kalender, in dem er den Namen Holland für halb zehn notiert hatte.
»Ein Tisch für zwei. Ich habe gerade eine Reservierung entgegengenommen. Sie hat es nicht gesagt, aber ich dachte, es könnte Ihre Tochter sein.«
Ginnys Herz machte einen Hüpfer wie ein Frosch. Sie fragte sich, ob es Jem war. War sie doch gekommen, um sie zu überraschen? Und ein Tisch für zwei – hieß das, sie hatte jemand mitgebracht?
Falls sie mit Rupert kommen sollte, gelobte Ginny, so nett zu ihm zu sein wie es ihr nur möglich war.
Eine Stunde später wurde ihre närrische Hoffnung zerschlagen. Die Tür zum Restaurant öffnete sich und Gavin marschierte mit einer Blondine herein, die aussah, als ob es ihr größter Ehrgeiz wäre, auf Seite 3 der
Sun
zu erscheinen, mit einem dieser ›Huch, wo sind nur meine Kleider geblieben?‹-Schmollmünder.
Finn bemühte sich sehr, diesen Anblick in den Zehn-Zentimeter-Stöckelschuhen mit dem Foto von Jem in Einklang zu bringen, das er gesehen hatte. Zweifelnd fragte er: »Ist das Ihre Tochter?«
»Wenn sie das wäre, würde ich ihr raten, sich den Haaransatz zu färben und einen BH zu tragen.« Niedergeschlagen sagte Ginny: »Das ist mein Ex mit einem seiner reizenden, jungen Dinger. Ich vermute, dass er nicht wegen ihres Verstandes mit ihr zusammen ist.«
»Aber, aber.« Finns Mundwinkel zuckten. »Man soll niemand nach dem ersten Eindruck beurteilen. Gerade
Sie
sollten das wissen.«
»Ich dachte, wir überraschen dich«, rief Gavin fröhlich, als Ginny ihnen die Speisekarten reichte. »Das ist übrigens Cleo. Cleo, das ist Gin.«
»Hi!« Cleo hatte sogar ein entzückendes Lächeln, aber mit ihrem hauchzarten, tief ausgeschnittenen Top und dem fehlenden BH würde das wohl nicht vielen Männer auffallen.
»Du hast mich in der Tat überrascht. Als Finn sagte, eine junge Frau habe den Tisch reserviert, dachte ich, es sei Jem.«
Cleo kicherte. »Das war ich. Gavin hat mich gebeten, hier anzurufen, während er duschte.« Sie sah sich begeistert um. »Ich war noch nie in so einem Restaurant. Ich bin eher eine Burger-Frau. Sind das … Servietten?« Sie zeigte auf die dunkelblauen Leinenservietten.
Höflich erwiderte Ginny: »Ja.
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