Liebesfilmriss
Hause fahren. Das wäre doch ein total vergeudetes Wochenende.«
»Wie kann es vergeudet sein? Ich werde meine Mum sehen.«
»Ich meine, es ist eine vergeudete Zeit für
uns
.« Mitten im Wohnzimmer nahm er sie in den Arm. »Ich werde ganz allein hier sein. Was soll ich denn mit mir anfangen, wenn du weg bist?«
»Du wirst nicht allein sein. Lucy ist ja noch da.«
»Ist sie nicht. Sie hat mir gerade erzählt, dass sie nach Manchester fährt, weil dort irgendeine Cousine heiratet.«
»Mist.« Lucy stand unter der Dusche. Jem starrte bestürzt auf die geschlossene Badezimmertür. »Ich dachte, sie wäre hier, und dann hätten wir keine Chance … du weißt schon …
zusammen
zu sein.«
»Tja, sie wird aber nicht hier sein. Und darum haben wir alle Zeit der Welt, um … du weißt schon …
zusammen
zu sein.« Rupert grinste unartig, während er ihre Wortwahl imitierte. Er presste seine Lenden an sie. »Denk nur, was wir alles tun könnten, wenn wir
zusammen
wären.«
»Jetzt habe ich Mum schon Bescheid gesagt. Sie erwartet mich.«
»Du klingst allmählich wie Davy Stokes. He, komm schon, du hast sie erst vor fünf Minuten angerufen. Ruf noch einmal an und sag ihr, dass du leider doch nicht kommen kannst.« Rupert knabberte an ihrem Ohr und hauchte amüsiert: »Sag ihr einfach, es habe sich da etwas Größeres ergeben. Das wäre nicht einmal gelogen, oder?«
Jem wurde schwach. Sie stellte sich vor, wie sie ihrer Mutter mitteilte, dass sie nun doch in Bristol blieb. Vielleicht sollte sie aus Anstandsgründen einen etwas weniger lasziven Grund anführen. Ob ihre Mutter enttäuscht sein würde?
»Sie klang so erfreut, als ich ihr sagte, dass ich komme.«
»So sind Mütter eben.« Rupert zuckte mit den Schultern. »Sie müssen erfreut klingen, das gehört zu ihrer Stellenbeschreibung. Es würde dir doch nicht gefallen, wenn sie sagen würde: ›O Gott, willst du wirklich kommen?‹«
Stimmte das? Wenn man so darüber nachdachte, war sie womöglich im Weg. Ihre Mutter hatte eine neue Arbeitsstelle und einen neue Mitbewohnerin. Sie führte ein umtriebiges, glückliches Leben. Das Letzte, was sie brauchte, war eine neugierige Tochter, die einen Großteil ihrer Zeit mit Beschlag belegte.
»Wenn du mich hier allein lässt, muss ich losziehen und irgendeinen hässlichen, fetten Vogel vögeln.« Rupert sah sie schwermütig an. »Das würde mir überhaupt nicht gefallen.«
Jem grinste. Sie fasste einen Entschluss. »Weißt du was, mir würde das auch überhaupt nicht gefallen.«
Ginnys Handy klingelte erneut, als sie sich in der Schlange im Lebensmittelladen anstellte, um für ihren Korb voller Delikatessen zu zahlen.
»Mum, ich bin’s noch mal. Hör zu, ich werde doch nicht kommen können – mir ist gerade klar geworden, dass ich bei zwei Seminararbeiten furchtbar hinterherhänge. Wenn ich am Wochenende nicht arbeite, werde ich in große –
iiiih!
– Schwierigkeiten geraten. Das ist doch in Ordnung, oder? Vermutlich hast du ja ohnehin schon mehr als genug um die Ohren.«
Ginnys Mund wurde trocken. Ihr sank der Mut. Jem plapperte in Warp-Geschwindigkeit, ein sicheres Zeichen dafür, dass ihre Entschuldigung nicht echt war. Und sie kam nicht nach Hause. Eine Welle der Enttäuschung durchströmte Ginny. Und was hatte dieses Quietschen provoziert?
»Was war das denn gerade?«
»Was?«
»Dieses Quietschen. Du hast gesagt, du kommst in große Schwierigkeiten und hast gequietscht.«
Jem kicherte. »Ach, das war nur Rupert. Er albert herum. Es ist weiter nichts. Dann ist es also in Ordnung? Ich werde dein hektisches Leben nicht unterbrechen!«
Der Korb war plötzlich viel zu schwer. Ginny verließ die Schlange vor der Kasse und meinte vorsichtig: »Schön, mein Schatz. Es wäre herrlich gewesen, dich zu sehen, aber es ist deine Entscheidung. Wenn du an den Seminararbeiten schreiben musst … tja, dann musst du das tun.«
»Ich wusste, es würde dir nichts ausmachen. Okay, Mum, ich muss jetzt los. Ich liebe dich!«
Ginny steckte das Handy wieder in ihre Handtasche, ging zurück zur Delikatessenabteilung und leerte den Korb. Auf die Regale wanderten Gläser mit gefüllten Oliven, die Cashew- und Macadamia-Nüsse, der geschnittene Prosciutto und die marinierten Artischocken. Lauter Lieblingssachen von Jem.
»Haben Sie Ihren Geldbeutel vergessen, meine Liebe?« Eine ältere Frau sah sie mitfühlend an.
Ginny schüttelte den Kopf. »Ich dachte, dass mich meine Tochter übers Wochenende besucht. Und jetzt hat
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