Liebesfilmriss
sollte.
Bis zum Abend war Ginny soweit, ihr recht zu geben. Wenn Laurel ihrem Leben ein Ende setzen wollte, indem sie sich in der Badewanne unter Strom setzte, hätte sie ihr gern den Fön und das Verlängerungskabel gereicht.
»Tut mir leid, ich weiß, das muss alles sehr langweilig für Sie sein.« Laurel zog das letzte Papiertaschentuch aus der Box und wischte sich über die Augen. »Ich vermisse Kevin nur so sehr. Es fühlt sich an, als habe mein Leben keinen Sinn mehr. Für Sie ist das anders, Sie sind über Gavin weg und wollen ihn nicht zurückhaben. Aber ich will Kevin immer noch. Mehr denn je.«
»Ich will Gavin nicht zurück«, platzte es aus Ginny heraus. »Aber ich hätte gern einen Mann in meinem Leben. Ehrlich gesagt, würde ich es mit diesem Single-Club, von dem Gavin gesprochen hat, gern probieren. Nur … ich kann da unmöglich allein hin.«
Laurel schniefte. »Müssen Sie ja nicht. Gavin wird dort sein.«
»Genau! Das macht es ja so unmöglich. Ich kenne da niemand außer meinem Ex-Mann.« Aus purer Verzweiflung flehte Ginny: »Sie würden mir einen großen Gefallen erweisen, wenn Sie mich nur ein einziges Mal begleiten. Morgen Abend, passt Ihnen das? Bitte?«
Sie erwartete keine Sekunde lang, dass Laurel ja sagen könnte.
»Na schön.«
Wie bitte?
Ginny starrte sie an. »Wirklich?«
»Wenn Sie das wollen, tue ich es«, sagte Laurel traurig. »Ich werde es dort natürlich hassen, aber vermutlich schulde ich es Ihnen. Als Ausgleich, weil ich manchmal ein wenig trübselig bin.«
Ein wenig?
Verblüfft stammelte Ginny: »Tja, danke schön.«
»Erwarten Sie aber nicht, dass ich mich mit irgendwelchen Männern unterhalte. Vor allem nicht mit diesem Hamish, von dem Gavin erzählt hat.«
»Natürlich nicht.« Ginny kreuzte hinter ihrem Rücken die Finger.
»Und ich begleite Sie nur ein einziges Mal.«
»Natürlich.« Verdammt, das bedeutete, dass sie jetzt wirklich gehen musste.
Der Single-Club traf sich im Hinterzimmer des White-Hart-Pubs. Laurel blieb in der Tür stehen und fragte: »Sind Sie sicher, dass Sie das tun wollen?«
»Natürlich!« Ginny schenkte ihr ein sonniges Lächeln. »Das ist aufregend. Denken Sie nur, womöglich treffe ich gleich den Mann, der mein Leben verändern wird!«
Laurel schob sich eine Strähne ihres langen, roten Haares hinter das Ohr. »Es muss nett sein, so viel Hoffnung zu haben. Ich drücke Ihnen die Daumen, dass er da drin ist.«
Das hoffe ich auch, dachte Ginny. Genauer gesagt hoffte sie, dass sein Name Hamish sein würde.
18. Kapitel
Im Club ging es hoch her, das war eine Erleichterung. Die Musik hörte nicht auf, und es fiel auch keine unheimliche Western-Saloon-Stille über den Raum, als sie eintraten. Aber einige Köpfe drehten sich und sie wurden definitiv bemerkt. Ginny, die Dutzende Augenpaare auf sich spürte, wurde klar, dass sie blitzartig inspiziert wurden, eine Behandlung, die jedem Neuankömmling zuteil wurde. Die Frauen versuchten, die Konkurrenz abzuschätzen, ihr kollektiver Blick wanderte über Haare, Gesicht und Kleidung. Gavin mochte diese Leute in den Himmel gelobt und ihr versichert haben, dass alle absolut freundlich waren, aber im Moment sahen sie nicht sehr begeistert aus.
Ein rascher Blick offenbarte, dass es etwa doppelt so viele Frauen wie Männer gab, darum war der Mangel an Begeisterung nachvollziehbar. Ginny sehnte sich danach, zu ihnen zu laufen und ihnen zu versichern, dass alles in Ordnung war, dass sie nicht hier war, um ihnen die Männer vor der Nase wegzuschnappen.
Aber mit Laurel an ihrer Seite konnte sie das schwerlich tun.
Laurel meinte verzagt: »Und? Sehen Sie jemand, der Ihnen gefällt?«
Die arme Laurel. Sie konnte es kaum erwarten, wieder von hier wegzukommen. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte Ginny sich einen Mann aussuchen, ein Lasso über seinen Kopf kreisen lassen und ihn zu Boden werfen sollen. Je früher sie einen fing, desto schneller konnten sie wieder nach Hause.
»Ich glaube, es wird mehr als zwanzig Sekunden dauern.« Ginny sah sich die zur Verfügung stehenden Männer an und fragte sich, ob es einen gab, der ihr gefallen könnte. Die Auswahl war groß – dicke Männer, hochgewachsene Männer, Männer mit Haaren und einige ohne, Männer in trendigen Klamotten und andere, die Sachen trugen, die offenbar ihre Mütter für sie ausgesucht hatten. Einige waren bezüglich des Aussehens vom Schicksal reich beschenkt worden, während andere … nun, man konnte nur hoffen, dass sie eine
Weitere Kostenlose Bücher