Liebesfilmriss
Fernbedienung folgte.
»Ist doch ganz einfach. Lassen Sie mich Ihnen zeigen, wie Sie das Gerät programmieren müssen, wenn Sie etwas zu einem bestimmten Zeitpunkt aufnehmen wollen.«
»Lassen Sie das lieber bleiben. Ich drücke einfach auf den Aufnahmeknopf, wenn ich etwas aufnehmen will. Technischer geht es bei mir nicht.« Er streckte die Hand aus und half Ginny auf die Beine. »Aber vielen Dank, ich weiß das zu schätzen. Müssen Sie gleich los oder darf ich Sie um einen weiteren Gefallen bitten?«
Sie atmete den Duft seines Aftershaves ein, schauderte unter der Berührung seiner warmen Hand, die immer noch ihre Hand hielt. »Soll ich Ihren Wasserkocher reparieren?«
»Dem Kocher geht’s gut, das werde ich Ihnen beweisen. Aber ich würde gern Ihre ehrliche Meinung zu diesem Raum hören.«
Ginny sah sich um. »Ich dachte schon, Sie würden niemals fragen.«
Wie sie erfuhr, war es Tamsins Idee gewesen, einen ungeheuer angesagten Innenarchitekten zu engagieren, ihn aus London herzulocken und die Wohnung umgestalten zu lassen, während Finn sich auf einer Geschäftsreise befand, um Antiquitäten zu kaufen. Als Finn zurückkehrte, sah er sich mit der Mutter aller gründlichen Veränderungen konfrontiert: gestreifte Tapeten in Aubergine und Silber, eine pistaziengrüne Decke und ein auberginen-pistazien-farbiger Teppich im sechziger Jahre Pop-Art-Stil. Die Beleuchtung war modern, grenzte ans Futuristische. Die Ledersofas in Tweedoptik, edel und wenig einladend, waren limonengrün mit silbernen Punkten.
»Sie werden nicht wissen wollen, wie viel das gekostet hat.« Finn schauderte.
»Haben Sie ihr gesagt, wie furchtbar Sie es finden?«
»Konnte ich nicht. Es war mein Geburtstagsgeschenk. Und Tamsin war so begeistert, dass ich es nicht über mich brachte, ihre Gefühle zu verletzen.«
Er musste Tamsin sehr geliebt haben. Wann immer Gavin ihr etwas Furchtbares zum Geburtstag besorgt hatte, hatte Ginny ihn gezwungen, ihr die Quittung zu geben. Andererseits war das eben der Vorteil der farblich abgestimmten Damenoberbekleidung von Marks & Spencer. Es war nicht ganz so einfach, einen ganzen Raum zurück in den Laden zu tragen.
»Und was passiert jetzt?«
»Das muss weg. Alles. Ich hätte es ja schon früher getan, aber das Restaurant hatte oberste Priorität. Es war leichter, das hier zu ignorieren. Aber neulich habe ich ein paar Farbtabellen mitgenommen, und dieses Mal werde ich keinen verdammten Inneneinrichter anheuern«, erklärte Finn mit fester Stimme.
Er brühte mit dem Wasser aus dem funktionierenden Wasserkocher Kaffee auf. Ginny setzte sich auf eines der edlen, rutschigen Sofas und breitete die Farbtabellen auf dem Aluminiumcouchtisch aus.
Aluminium
! In den nächsten sechzig Minuten sprachen sie über Tapeten, Vorhänge, Möbel und Deko-Gegenstände. Raus mit dem Neuen und krampfhaft Angesagten, rein mit dem Unauffälligen und Klassischen. Ginny zeichnete ihre Ideen auf, skizzierte cremefarbene Vorhänge, die sich sanft im Wind bauschten.
»Keine blauen Vorhänge?«, fragte Finn.
»Nein, zu dunkel. Es müssen definitiv cremefarbene sein.« Diesbezüglich ließ sie nicht mit sich reden; es ging zwar nicht um das Schlafzimmer, aber Ginny blieb eisern, was die Vorhänge betraf. Und sie mussten sich im Wind bauschen. O ja, sie würden sich bauschen und wenn Ginny alle Fenster eigenhändig einschlagen musste.
»Wie geht es Ihnen mit der Perry-Sache?«
Danke, dass Sie mich erinnern
. »Ich komme mir wie ein Idiot vor.«
»Sollten Sie nicht. Er ist der Idiot.«
Ginny war sich überaus bewusst, wie nah ihr Finn auf dem Sofa saß – ihre Schultern waren nur wenige Millimeter auseinander. »Ich bin etwas außer Übung, was Verabredungen mit Männern angeht. Mir hätte klar sein müssen, was für ein Spielchen er spielt, aber das war es nicht. Wenn ich öfter mit Männern ausgehen würde, wäre ich vielleicht nicht so leichtgläubig.«
»Geben Sie sich nicht selbst die Schuld. Sie sind ohne jemand wie ihn besser dran. Wahrscheinlich wäre auch Carla ohne ihn besser dran, aber jetzt ist sie die Leichtgläubige.« Mit trockenem Humor fügte er hinzu: »Und Sie wissen ja, wie viel Übung sie hatte.«
»Finden Sie, dass sie mir leid tun sollte?« Ginny brachte ein schiefes Lächeln zustande. »Das wird mir nämlich nicht gelingen.«
»Mag sein. Sie müssen das Ganze einfach abhaken und mit Ihrem Leben fortfahren.«
»Haben Sie das auch getan?« Sie fühlte sich jetzt tapfer genug, um ihn das zu fragen.
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