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Liebesfluch

Liebesfluch

Titel: Liebesfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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anders angehört.«
    »Oma bildet sich eben ein, dass sie mich beschützen muss. Und was Georg angeht …«
    Das Babyfon kracht und knistert so plötzlich, dass wir beide zusammenfahren.
    »Ich muss jetzt nach den Zwillingen schauen.«
    »Geh nur, ich warte hier.«
    »Das brauchst du nicht, ich werde nicht mehr rauskommen.«
    »Oh.« Er zieht den Kopf zwischen den Schultern ein, wie um sich vor einem Schlag zu schützen.
    »Ich bin total müde«, schiebe ich deshalb nach.
    »Das, was ich dir gleich sagen werde, wird dich garantiert wach machen!« Er funkelt mich triumphierend an. »Ich hab noch mehr Zeug von Georg gefunden, die Schallplatten waren wohl so etwas wie sein Safe. Aber ich kapier nicht, was er schreibt. Wir müssen uns das zusammen anschauen.«
    Jetzt hat er mich doch an der Angel. Noch mehr von Georg!
    »Verstehst du, Georg redet auch von diesem Schatz. Mann, stell dir nur mal vor, wir würden echt herausfinden, was es damit auf sich hat.«
    »Und was genau hast du gefunden?«
    »Einen Brief an deine Großmutter.«
    Plötzlich schreien beide Kinder laut auf, verstummen aber sofort wieder, als hätten sie nur etwas Böses geträumt. Ich sollte trotzdem hochgehen und nach ihnen schauen, aber meine Neugierde siegt. »Hast du ihn dabei? Kann ich ihn lesen?«
    »Klar, aber das kostet dich was.« Er grinst mich an und spitzt seinen Mund zu einem Kuss.
    »Vergiss es, das geht nicht.« Ich mag ihn, aber irgendwie ist mir Felix auch ein bisschen unheimlich. Hat er heute nicht irgendwas davon erzählt, dass er in Frankfurt ›Probleme‹ hatte? Außerdem ist er mein Großcousin! Aber kann ich ihm das einfach so an den Kopf knallen?
    »Sind alle Amerikanerinnen so wählerisch? Echt, Blue, ich bin deine einzige Chance auf einen Kuss in diesem Kaff.« Er sieht mich verschmitzt an, nestelt dann an seiner hinteren Hosentasche rum und zieht einen zusammengefalteten Zettel heraus. Wie kann er mit Georgs Briefen nur so achtlos umgehen!, denke ich empört.
    Das Babyfon rumort. Eines der beiden Kinder weint. Mia, glaube ich.
    »Tut mir leid, aber ich muss rein.« Ich nehme das Babyfon in die Hand.
    »Ja, dann geh schon! Weißt du was, Blue, ich hab die Schnauze voll von deinem komischen Getue! Ich verbrenn das Ding einfach.« Er wedelt mit dem Brief vor meinem Gesicht herum.
    Verbrennen? Er lügt, das würde er nicht tun, er ist genauso neugierig wie ich, allein schon wegen dieses ominösen Schatzes. »Tut mir leid, Felix. Ich muss jetzt wirklich rein, aber ich erklär dir morgen alles, okay?«
    »Vergiss es!« Er holt ein Feuerzeug aus der Jeans, klappt es auf und dreht an dem Rädchen, bis die Flamme hoch aufscheint.
    Jetzt schreien beide Kinder. Verdammt!
    Felix rührt sich nicht vom Fleck, in der einen Hand hält er den Brief, in der anderen flackert die Flamme.
    Es gibt nur eins, was ich tun kann. Für Grannie!
    Ich stecke das Babyfon in die Tasche meiner Baumwollshorts, und ohne noch länger darüber nachzudenken, springe ich vor, reiße ihm den Brief aus der Hand und stoße ihn mit der anderen Hand weg, sodass er ein paar Schritte zurücktaumelt, dann renne ich ins Wohnzimmer und verrammle die Tür. Ich bin schon auf dem Weg nach oben, als mir einfällt, dass ich mir nicht sicher bin, ob meine Tür unten wirklich zu ist. Nicht dass Felix auf dumme Ideen kommt, er ist sicher stinkwütend. So schnell ich kann, laufe ich nach unten. Beeil dich, Blue!
    Verdammt!
    Ich habe eine Stufe übersehen, mein rechter Fuß knickt in der Luft merkwürdig ab und ich stürze die Treppe bis zu meinem Zimmer runter. Jede Stufenkante rammt sich schmerzhaft in meinen Hintern, ich reiße mir die Haut am Handgelenk auf, doch unten rapple ich mich auf und humple trotz stechender Knöchelschmerzen in mein Zimmer, weiß nicht, wohin mit dem Brief, und lege ihn schließlich unter mein Kopfkissen. Tatsächlich steht die Tür zum Garten sperrangelweit offen.
    Mein Herz klopft wie wild, und während ich die Tür schließe, kracht schon wieder das Babyfon und ich bilde mir ein, diesmal eine männliche Stimme zu hören.
    Deshalb hetze ich die Stufen so schnell ich kann wieder nach oben, bei jedem Schritt sticht das Gelenk meines rechten Fußes, aber ich ignoriere den Schmerz, denn plötzlich habe ich schreckliche Panik, jemand könnte ins Haus gelangt sein.
    Ich reiße die Kinderzimmertür auf und kann nicht glauben, was ich da sehe.

15.
    Und ich hoffe deshalb, dass du mir vergeben kannst, was ich dir angetan habe. Du weißt, ich war

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