Liebesfluch
alles viel romantischer anhört?
»Aber es könnte auch sein, dass es der Duft deiner Haut war, diese unwiderstehliche Mischung aus Honig und Heu, Milchreis und … äh … Babykacke, keine Ahnung …«
Unwillkürlich muss ich lachen.
Er legt daraufhin eine Hand um meine Schultern, ohne jeden Druck, leicht, fragend. Und von dort zieht sich eine Gänsehaut über meinen Rücken, fein wie ein Spinnennetz.
Was soll ich nur machen? Ich möchte gerne, dass er weiterredet. Noch nie hat ein Junge so um mich geworben, und auch wenn ich genau weiß, dass er mir nur schmeicheln will, möchte ich doch, dass er nicht aufhört damit – und Ju tut mir den Gefallen.
»Doch wenn ich so darüber nachdenke, dann ist es dieser leichte Singsang, wenn du sprichst, der mich völlig fertigmacht. Du sprichst alles so schön unscharf und deine Worte wirken dann genauso geheimnisvoll wie du.«
Wenn ich meine Augen schließe, dann könnte ich ihm fast glauben, dann möchte ich meinen Rücken fest an seine Hand pressen. Möchte ihn berühren. Doch wenn ich ihn ansehe, dann ist mir klar, dass ich aufpassen muss und auf keinen Fall schwach werden darf. Hier läuft irgendwas anderes ab.
Ich bin keine Prinzessin. Nie gewesen. Kein Buuum-Typ. Okay, meine Augen sind wirklich fast türkis, ja, aber das ist auch schon alles. Oder bin ich vielleicht für deutsche Jungs etwas Besonderes? Unsinn, sei nicht dumm, Blue. Zweifel bohren sich wie Stacheln in mein Herz. Ich weiche seiner Berührung aus.
»Und wenn du nicht weißt, ob du böse werden sollst, dann beißt du dir mit den Schneidezähnen auf die Unterlippe und runzelst deine Stirn, so wie jetzt.« Er grinst mich an.
Ich merke, dass er recht hat, und höre sofort damit auf, an der Unterlippe herumzukauen. Das ist mir noch nie aufgefallen.
»Aber am allerschönsten bist du, wenn du schläfst. Dann sieht es so aus, als würdest du am ganzen Körper lächeln.«
Am ganzen Körper lächeln … Moment, was hat er da gerade gesagt? Mein Bauch verkrampft sich, als hätte jemand hineingeboxt, und es wird noch schlimmer, als mir Felix’ warnende Worte plötzlich durch den Kopf schießen.
»Wenn ich schlafe?«, frage ich und springe auf. Meine Zweifel sind jetzt groß wie Dolche geworden und mit einem Schlag bin ich wieder ganz klar im Kopf. »Woher willst du wissen, wie ich aussehe, wenn ich schlafe? Spionierst du mir heimlich nach, oder was?«
Er steht mit einem Ächzen auf und schaut mich irritiert an. »Spinnst du? Warum sollte ich denn so etwas Bescheuertes machen?«
»Keine Ahnung, aber woher willst du sonst wissen, wie ich im Schlaf aussehe?«
Er stellt sich dicht vor mich, nimmt meine Hände fest in seine und fixiert meine Augen. »Ich wollte dich doch bloß beeindrucken, dir etwas Nettes sagen. Bitte, Blue, schau mich an und sag mir ins Gesicht, dass du mich für einen Spanner hältst.«
Ju sieht so umwerfend gut aus, dass ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, er hätte es nötig, Frauen hinterherzuschleichen. Trotzdem finde ich es merkwürdig, dass er so etwas sagt.
»Aber ein Spinner bist du schon.«
Seine Augen, gerade noch dunkel vor lauter Besorgnis, beginnen zu funkeln, seine Pupillen weiten sich.
»Okay, ja, das könnte stimmen.«
Das Klopfen an der Scheibe lässt uns beide zusammenfahren. Draußen vor der Tür steht Stefan mit Mia und Bennie im Arm.
Ju starrt die Zwillinge an, dann Stefan, dann wieder mich.
»Musst du arbeiten?«
»Nein, ich habe heute frei.«
»Dann könnten wir doch noch etwas unternehmen, wenn du willst?«
Stefan klopft noch mal. Ich mache die Türe auf.
»Hallo, Blue. Ich sehe, du hast Besuch.« Er nickt Ju freundlich zu und mustert ihn schließlich interessiert. »Sie kommen mir irgendwie bekannt vor.«
»Das ist vollkommen unmöglich!«, sagt Ju und wirft Stefan einen seltsamen Blick zu.
»Nichts ist unmöglich!«, antwortet Stefan und zwinkert mir zu. Er setzt erst Bennie, dann Mia auf den Boden und streckt sich schließlich ächzend. Die beiden Kleinen machen sich sofort daran, neugierig durch mein Zimmer zu krabbeln.
»Ich weiß, du hast heute deinen freien Tag, aber du hast ja gesehen, wie mitgenommen Anja ist, und ich habe das Gefühl, ich sollte sie mal wieder zum Essen ausführen. Wäre das für dich okay? Du könntest ja stattdessen morgen Abend …?«
»Von mir aus gern.« Ich muss mir ein Grinsen verkneifen, schließlich hatte ich sowieso vorgeschlagen, meinen freien Tag flexibel zu handhaben.
Ju betrachtet die
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