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Liebesfluch

Liebesfluch

Titel: Liebesfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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Kinderkrankenschwester auf der Intensivstation, damals in München.
    »Was tust du hier?«, schreie ich und stürze mich auf Ju, der die Zwillinge in den Armen trägt. »Bist du irre? Leg sofort die Kinder hin oder ich hole die Polizei!«
    Ich habe komischerweise keine Angst, sondern bin einfach nur verdammt wütend. Egal, was passiert, ich werde nicht zulassen, dass irgendjemand den Kindern etwas antut. Wenn ich nur eine Art Waffe hätte, mit der ich ihn bedrohen könnte … Das Telefon, ich muss die Polizei rufen – aber erst soll er die Kinder wieder hinlegen! Meine Gedanken überschlagen sich, aber ich darf jetzt auf keinen Fall die Nerven verlieren.
    »Hey, hey, Blue. Beruhige dich, ich hatte nicht vor, sie zu entführen.«
    »Ich soll mich beruhigen? Du willst mich wohl verarschen! Du schleichst hier schon wieder heimlich rein, stehst mitten im Kinderzimmer und hast die beiden Kleinen auf dem Arm. Was verdammt noch mal machst du da? Wenn du mir nicht in zwei Sekunden eine gute Erklärung gibst, dann rufe ich die Polizei. Ach was, ich werde sie sofort rufen! Viel zu oft schon habe ich dich hier erwischt, wer weiß, was für ein perverses Schwein du eigentlich bist!«
    Ju wird blass und starrt mich einen Moment lang ausdruckslos an. Schließlich legt er erst Mia, dann Bennie sanft und behutsam in ihre Bettchen und geht zur Tür.
    »Es tut mir leid, wirklich sehr leid, ich wollte niemanden erschrecken und ich habe eine gute Erklärung für das alles. Glaub mir.« Seine Stimme zittert, als würde er gleich in Tränen ausbrechen. Ein Trick? Er hat es viel besser drauf als Felix, mich um den Finger zu wickeln.
    Ich muss ihn unbedingt nach unten locken, und wenn die Kinder in Sicherheit sind, dann werde ich die Polizei rufen – auch wenn die sicher wissen wollen, wie es passieren kann, dass ein Fremder sich zu den Kindern schleicht, während ich für sie verantwortlich bin … Du hast versagt!, ruft eine Stimme in meinem Kopf. Extrem versagt!, hämmert sie wieder und wieder und wieder.
    »Lassen wir die beiden schlafen und gehen runter.« Ich bin voller Angst, aber ich muss ihn unbedingt von den Kindern weglocken.
    Ju nickt und schleicht aus dem Zimmer. Ich überzeuge mich, dass es den Zwillingen wirklich gut geht, und zupfe ihre Decken zurecht, während ich versuche, meinen kochenden Zorn zu beruhigen, das Stechen im Knöchel zu ignorieren und die Stimmen auszublenden, die mir totales Versagen vorwerfen.
    Ich kann kaum die Treppe nach unten steigen, weil mein Fuß so wehtut, aber ich beiße die Zähne zusammen, das geschieht mir nur recht.
    Im Wohnzimmer sitzt Ju auf der Vorderkante eines Stuhles und starrt auf seine Füße, in der Hand hält er das Telefon. Verdammt, daran habe ich nicht gedacht! Was mache ich jetzt? Ich könnte mich ohrfeigen. Wie konnte ich nur so dumm sein? Ich hätte natürlich vor ihm nach unten laufen sollen.
    »Hier, nimm es und ruf die Bullen.«
    Ein Trick, sicher wieder nur ein Trick, und wenn ich nach dem Telefon greife, schlägt er mich nieder und vergreift sich doch noch an den Zwillingen. Mein Blick fällt durch die geschlossene Verandatür und ich frage mich, ob Felix noch irgendwo dort draußen ist. Sosehr ich ihn vor ein paar Minuten zum Teufel gewünscht habe, so sehr würde ich mich gerade freuen, ihn zu sehen.
    Ju hält mir das Telefon noch immer demonstrativ auf der offenen Handfläche hin. Als ich es nicht nehme, schiebt er es über den Tisch zu mir. Dann wischt er mit dem anderen Handrücken Tränen ab, die ihm übers Gesicht laufen.
    Ich habe noch nie einen Mann weinen sehen, außer Daddy einmal beim Finale vom Superbowl. Aber ich glaube Ju gar nichts mehr. Ich greife nach dem Telefon.
    »Warum heulst du? Was ist das denn jetzt für eine Show? So eine wie die im Wald mit dem Knie?«
    Er schnieft und schüttelt den Kopf. Dann richtet er sich auf. »Ich habe gehofft, wir könnten Freunde werden, dann hätte ich dir alles erklärt, aber wir haben nicht so viel Zeit.«
    »Wir? Was heißt hier wir? Hier gibt’s kein wir!«
    »Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Tatsache ist, die Zwillinge sind in großer Gefahr.«
    »Ja, solange Typen wie du rumlaufen, ganz bestimmt.« Ich tippe die Nummer des Notrufs ein.
    »Ich schwöre dir, ich liebe die beiden und würde ihnen niemals etwas tun.«
    »Du liebst die beiden?« Sofort steigen ekelhafte Bilder von Pädophilen in mir auf, manche vergreifen sich ja schon an Babys. Und manche nennen das Liebe. Mir wird übel.
    Ju springt auf und

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