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Liebesfluch

Liebesfluch

Titel: Liebesfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrix Gurian
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gebracht, das Badezimmer und die Küche wieder aufgeräumt habe, nehme ich das Babyfon und gehe auf das Holzdeck vor dem Wohnzimmer und setze mich in einen der Liegestühle. Es ist immer noch sehr warm.
    Anja hatte nicht ausgehen wollen, Stefan musste lange mit ihr diskutieren, bis es ihm gelang, sie zu überzeugen.
    Mein Blick fällt auf das Dorf, das im Abendlicht aussieht wie aus einem anderen Jahrhundert. Was hat Grannie wohl dazu getrieben von hier wegzugehen? Sie hat kaum von ihrer Zeit in Deutschland erzählt und ich musste ihr immer alles aus der Nase ziehen.
    Die Luft ist durchsetzt mit dem Duft von süßem Obst und Gras und jetzt, nachdem die Sonne verschwunden ist, wird das Licht immer silberner. Ich drehe mich zum Wald um. Der ist schon schwarz, doch auch er schimmert leicht silbern,wie Grillkohle.
    Da blitzt etwas auf.
    Ich schaue genauer hin. Nichts.
    Ich gehe zur anderen Seite des Decks, von wo aus man den Wald besser betrachten kann. Da sehe ich es wieder. Es könnte eine Taschenlampe sein. Vielleicht ein Jäger. Als ich neulich mit Mia im Wald war, habe ich zwar viele Hochsitze gesehen, aber haben Jäger wirklich Taschenlampen? Daddy hat mir in einer nüchternen Minute mal gesagt, dass die Rehe und Hirsche am liebsten in der Dämmerung herauskommen, insofern würde es also passen.
    Ich gehe wieder zum Tisch zurück und lasse mich träge in den Liegestuhl fallen. Den ganzen Abend habe ich darüber nachgedacht, wer die Mappe in meinen Koffer gelegt haben könnte. Es ist einfach zum Haareraufen – da erfahre ich endlich, was in den Artikeln steht, und trotzdem habe ich jetzt mehr Fragen als Antworten.
    Da die ganze Grübelei sowieso zu nichts führt, habe ich beschlossen, mich lieber um Grannie und Georg zu kümmern – auch wenn ich noch nicht weiß, wo ich anfangen soll. Ich habe heute zwar erfahren, dass Georg Leonard-Cohen-Fan war und er dieses Land wahrscheinlich niemals verlassen hat, aber trotzdem habe ich keine Ahnung, wo er jetzt ist. Oder ob er überhaupt noch am Leben ist. Und was meinte Felix’ Großmutter damit, dass an dem Armband Blut klebt – und was hat das mit Georg und Grannie zu tun?
    Ich schüttle mein Handgelenk ein bisschen, sodass die Anhänger leise klimpern. Die leichte Brise, die bisher geweht hat, legt sich mehr und mehr und die Vögel hören auf zu zwitschern. Es wird unglaublich still. So still ist es in Vegas nie.
    Ich klimpere noch mal ein bisschen mit dem Armband. Als ich klein war, hat mir Grannie zu jedem einzelnen Anhänger eine Geschichte erzählt. Am liebsten hatte ich die, die zum Schlüssel gepasst hat. Da ging es um das Mädchen Columba, das so neugierig war, dass es wider alle Regeln eine verschlossene Tür aufgesperrt hat und dann mit einem blutrünstigen Monster kämpfen musste.
    Das Babyfon gibt krachende Laute von sich. Ich will gerade aufstehen, um nach oben zu gehen und nachzuschauen, aber da ist es schon wieder still, also bleibe ich einfach draußen sitzen.
    Mittlerweile ist es vollkommen dunkel, ich sollte lieber hineingehen, die Mücken werden mich sonst aussaugen. Da bemerke ich ein leichtes Vibrieren. Mir stellen sich alle Nackenhaare auf. Jemand schleicht die Stahltreppe zum Deck hoch. Unwillkürlich halte ich den Atem an.
    Ob das Ju ist, der noch einmal zurückkommen wollte? Aber anstatt nachzuschauen, gehe ich rückwärts zur Hauswand, weil ich die Wendeltreppe nicht aus den Augen lassen möchte. Ich will so schnell wie möglich ins Haus und die Türe hinter mir zuziehen.
    Ein Kopf erscheint. »Blue!«
    »Felix«, rufe ich erleichtert und trotzdem leicht verärgert aus. »Was soll denn das, wieso schleichst du dich an wie ein Dieb?«
    »Oh, sorry, ich wollte nur niemanden wecken.«
    Ich gehe ein paar Schritte auf ihn zu. »Was machst du hier, wolltest du nicht ins Sunset?«
    Er kommt näher und lächelt mich an. »Ja, aber nur mit dir. Heute Morgen … da ist dann mit Oma irgendwie alles schief­ge­gang­en, dabei fand ich’s so cool, dass du mich besucht hast.«
    Ich fühle mich unwohl, schließlich habe ich ihn hauptsächlich deshalb besucht, weil ich sein Internet benutzen und ihn wegen Georg ausfragen wollte.
    Er steht jetzt direkt vor mir, sodass ich trotz der Dunkelheit sein Gesicht sehen kann. Er streicht die langen Haare, die er gerade offen trägt, hinter seine Ohren und schaut mich eindringlich an. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.
    »Das mit Oma tut mir leid. Das war nichts Persönliches gegen dich.«
    »Hat sich für mich aber

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