Liebeskind
wusste. Bei mir ist es allerdings anders gewesen. Mich haben die beiden auf dem Kieker gehabt, weil ich beliebt, selbstbewusst, gut in der Schule und dazu noch ein Mädchen war. Daran hat sich auch bis heute leider nichts geändert. Es ist noch immer so, dass erfolgreiche Frauen mehr Missgunst um sich herum auslösen als erfolgreiche Männer. Trotzdem verstehe ich natürlich“, fuhr Monika Diebach-Meyer mit einem Lächeln zu Anna fort, „dass die Polizei in alle Richtungen ermitteln muss.“
Nach ihrem Gespräch mit Monika Diebach-Meyer gingen Anna und Sigrid Markisch gemeinsam in die Kantine.
„Eine sympathische Frau“, schwärmte die Giraffe. „Sie scheint überaus erfolgreich und dabei trotzdem natürlich geblieben zu sein. Woher haben Sie eigentlich den Hinweis auf Monika Diebach-Meyer bekommen, Frau Greve?“
„Ich habe Dirk Adomeit nach weiteren Mitschülern gefragt, denen es ähnlich mit Rainer Herold und Torsten Lorenz gegangen ist wie ihm.“
„Das ist wirklich interessant. Auf mich wirkte Frau Diebach nämlich sehr glaubhaft, und darüber hinaus ist sie wohl kaum die Person, die es nötig hat, sich an alten Schulkameraden zu rächen. Herr Adomeit dagegen hat für mich viel eher ein Motiv für die Morde gehabt. Was meinen Sie?“
„Ich meine, dass – Glaubwürdigkeit hin oder her – Frau Diebach auch heute kein Alibi vorweisen konnte, und daher sollten wir nach wie vor an ihr dranbleiben. Dazu ist noch eine weitere Person aufgetaucht, mit der wir uns unbedingt näher beschäftigen sollten. Hajo Wieland ist leitender Angestellter einer Sparkassenfiliale in Maschen und außerdem der Lover von Marianne Lorenz. Auch soll er früher ebenfalls Kontakt mit Herold und Lorenz gehabt haben. Nach der Befragung von Herrn Adomeit werde ich dem sofort nachgehen und prüfen, ob an diesem Hinweis etwas dran sein könnte.“
Die wenigen Minuten vor der Vernehmung von Dirk Adomeit nahm sich Anna noch die Zeit, um draußen, vor dem Eingang des Präsidiums, ungestört eine Zigarette rauchen zu können. Anna drückte gerade ihre Zigarettenkippe im Aschenbecher aus, als sie Dirk Adomeit auf sich zukommen sah.
„Müssen Sie mittlerweile auch draußen rauchen, Frau Greve?“, erkundigte er sich ehrlich interessiert.
„Hallo, Herr Adomeit“, lächelte Anna zurück. „Eigentlich schon, aber mir war sowieso danach, noch ein bisschen frische Luft zu schnappen.“
Gemeinsam betraten sie das Gebäude und öffneten kurz darauf die Tür zu Anna Greves Büro.
Sigrid Markisch saß bereits ungeduldig auf sie wartend an Webers Schreibtisch.
„Setzen Sie sich, Herr Adomeit“, fing sie an. „Wir kommen am besten gleich zur Sache, damit wir nicht noch mehr Zeit vertrödeln.“
Anna schob einen Becher mit Kaffee zu ihm hinüber und stellte sich hinter die Giraffe.
„Durch Einsicht in ihre Bankunterlagen haben wir herausgefunden, dass Sie an die 10000 Euro durch Warentermingeschäfte verloren haben. Ich habe recherchiert, und da eine Anlage wie diese ein beträchtliches Risiko in sich birgt, festgestellt, dass die Investition in Warentermingeschäfte vornehmlich von Zockern oder Verzweifelten getätigt wird. Welcher der beiden Kategorien gehören Sie an, Herr Adomeit?“
„Herr Wieland von der Kreissparkasse hat mir die Information, dass mit Warentermingeschäften gutes Geld zu verdienen sei, bestätigt und meinte, das Risiko wäre auch nicht größer als anderswo. Ich kenne Herrn Wieland schon sehr lange, und er hatte mich bis dahin immer gut beraten. Deshalb habe ich ihm eine Vollmacht unterschrieben, sodass er mein Geld in diesem Bereich investieren konnte.“
Anna Greve räusperte sich, Sigrid Markisch drehte sich fragend zu ihr um.
„Einen Moment, Herr Adomeit, wir sind gleich wieder da“, sagte Anna und zog die Giraffe mit sich zur Tür hinaus.
„Wenn hier jemand gezockt hat, und das auch noch mit fremdem Geld, dann scheint das doch wohl vor allem Hajo Wieland gewesen zu sein. Nach der Vernehmung von Dirk Adomeit mache ich mich auf den Weg zu ihm und überprüfe, ob an der Sache etwas dran ist. Vielleicht hat Hajo Wieland ja tatsächlich mit Rainer Herold zusammengearbeitet.“
„Gut, Sie fahren sofort los und befragen Hajo Wieland, während ich hier allein mit Herrn Adomeit weitermache. Anschließend treffen wir uns in Ihrem Büro wieder zur Besprechung.“
Warum war die Giraffe nur so wenig teamfähig, fragte sich Anna verärgert, als sie sich kurz darauf auf dem Weg nach Maschen zu Hajo Wielands
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