Liebeskuenste
zwei Cocktailgläser ab, nickt uns kurz zu und verschwindet sofort wieder im Inneren des Hauses.
Roman greift nach seinem Glas und prostet mir zu: »Auf uns! Und auf einen wunderbaren Abend zu zweit.«
Leise klirren die Gläser aneinander.
Ich nehme einen Schluck. »Hm, was ist das? Es schmeckt einfach herrlich.« Unbewusst lecke ich mir die Lippen.
»Ein Granatapfelcocktail, vom Chef des Hauses eigenhändig kreiert. Im Orient sagt man dem Granatapfel eine sexuell stimulierende Wirkung nach. Merkst du schon etwas davon?« Grinsend betrachtet er mich über den Rand seines Glases.
Noch einmal nippe ich an der kühlen Köstlichkeit. Ich bin wie verzaubert von der mich umgebenden Idylle, die mir unwirklich wie ein Traumbild erscheint. Eigentlich will ich dem Mann mir gegenüber heftige Vorwürfe machen, will ihn fragen, weshalb er mich noch vor wenigen Tagen derart schäbig behandelt hat. Doch die Magie des Augenblicks lässt solche banalen Fragen nicht zu – und ich bin sicher, dass Roman damit gerechnet hat.
Als Vorspeise werden Austern serviert. Ich habe noch nie zuvor Austern gegessen und weiß daher nicht, wie ich es anstellen soll, die glitschige Masse aus der Schale in meinen Mund zu befördern, ohne mir alles über Kinn und Kleid zu kippen. Mit gesenktem Blick beobachte ich Roman und versuche, die Schalentiere mit den gleichen eleganten Bewegungen an meine Lippen zu führen und so geräuschlos wie möglich zu schlürfen. Der Geschmack ist fremd, leicht salzig und erinnert mich entfernt an den Geschmack von Romans verschwitzter Haut während des Liebesspiels. Der Gedanke daran lässt mich erröten, und ein heftiges Verlangen schießt durch meinen Unterleib in meine Scham.
Roman, der mich keinen Moment aus den Augen lässt, bemerkt meine erhitzten Wangen sofort.
»Ist dir warm?«, fragt er, greift über den Tisch und zieht mir mit geübtem Griff die schmalen Träger des Tops von den Schultern. Nackt wölbt sich mein Busen ihm entgegen.
»Groß und rot wie frische Himbeeren, und ebenso süß …«, bemerkt mein Gegenüber, während er über den Tisch hinweg meine harten Brustwarzen mit der Hand aufreizt. Aus seinem Cocktailglas nimmt er einen Eiswürfel und streicht damit leicht über die sensiblen Knospen, die sich ihm hoch aufgerichtet entgegenstrecken. Obwohl ich angesichts der Tatsache, dass ich in einem Restaurant sitze, gehemmt bin, kann ich ein lustvolles Aufstöhnen nicht unterdrücken.
Ein leises Räuspern lässt mich zusammenzucken. Hastig versuche ich, mit den Armen meine Blöße zu bedecken, während Silvano das Geschirr zusammenräumt, den Blick diskret abgewandt. Mir ist es zutiefst peinlich, von einem Fremden bei solchen Intimitäten ertappt zu werden, und ich hoffe inständig, dass Silvano unser Spiel nicht aus dem Küchenfenster heraus beobachtet hat.
Kaum ist der Wirt verschwunden, als Roman schon vor mir kniet. Seine Zunge scheint überall gleichzeitig zu sein, in meinem Mund, in meinem Ohr, an meiner Brust. Zwischen meinen Beinen wird es heiß und sehr feucht. Ich versuche, Roman wegzudrücken, denn ich möchte mich ihm nicht hier, in aller Öffentlichkeit, hingeben, aber er scheint meine schwache Abwehr kaum zu bemerken.
Schließlich vermag ich mich nicht mehr zu beherrschen und erwidere seinen Kuss gierig. Nun schiebt er mein Kleid nach oben und das Höschen beiseite, dann finden seine Finger die empfindlichste Stelle meines Körpers.
In diesem Moment klingelt sein Mobiltelefon.
Erst hält er nur inne und lauscht abwartend einige Sekunden, doch es klingelt immer weiter, laut und aufdringlich. Schließlich erhebt er sich mit einem unterdrückten Fluch und fischt das Gerät aus seiner Jackettasche. Nach einem kurzen Blick aufs Display tritt er einige Schritte zur Seite, und ich höre, wie er unwillig »Ich höre!« ins Telefon bellt. Während er dem Anrufer zuhört, entfernt er sich immer weiter vom Tisch, bis er schließlich am Treppengeländer lehnt, den Blick starr auf den See gerichtet. Dann wendet er mir den Rücken zu, sodass ich nicht in seinem Gesicht lesen kann, aber seine angespannte Haltung sagt mir mehr als deutlich, dass es sich um kein angenehmes Gespräch handelt.
Ich ziehe das Oberteil wieder über meine Brust und schiebe die Träger an ihren Platz. Ein Frösteln kriecht über meine Haut.
Endlich ist das Telefonat beendet, und Roman kehrt an den Tisch zurück. Zornesröte lässt sein Gesicht glühen, seine Miene allerdings ist undurchschaubar.
Geistesabwesend
Weitere Kostenlose Bücher