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Liebeskuenste

Liebeskuenste

Titel: Liebeskuenste
Autoren: Cara Bach
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streicht er mir wie einem lästigen Kind übers Haar, während er offensichtlich fieberhaft überlegt. Dann ruft er Silvano.
    Als dieser erscheint, drückt er dem Wirt einige Geldscheine in die Hand und flüstert ihm eine kurze Anweisung zu.
    Irritiert erhebe ich mich, öffne lautlos den Mund, doch da zieht Roman mich auch schon an sich; flüchtig streifen seine Lippen meine Wange.
    »Kätzchen, ich muss gehen. Etwas Unvorhergesehenes ist geschehen, weshalb ich sofort nach Starnberg zurückfahren muss. Silvano wird sich um dich kümmern, dafür sorgen, dass du gut nach Hause kommst. Ich melde mich bei dir.«
    Ohne eine weitere Erklärung dreht er sich um. Der Mann dort ist plötzlich ein Fremder, der es immer wieder versteht, sein wahres Ich vor mir zu verbergen. Eben noch war er mein leidenschaftlicher Liebhaber, jetzt ist er ein Unbekannter, kalt und abweisend.
    Bevor ich etwas erwidern kann, eilt er im Laufschritt die Stufen hinunter, ohne sich noch einmal nach mir umzusehen. Wahrscheinlich hat er mich vergessen, bevor er den Parkplatz erreicht.
    Wie vom Donner gerührt stehe ich da. Ich höre das Schlagen einer Autotür und das Aufheulen des Porschemotors, als Roman Hals über Kopf davonbraust.
    Nur mit größter Mühe halte ich die aufsteigenden Tränen zurück. Am liebsten würde ich laut schreien, vor Wut um mich schlagen und kindisch mit dem Fuß aufstampfen, doch ich reiße mich zusammen, gehe zum Tisch zurück und sinke kraftlos auf den Stuhl. Für die romantische Szenerie und den samtblauen Nachthimmel habe ich jetzt keinen Blick mehr.
    Nach einem Moment steht Silvano neben mir und stellt ein dampfendes Getränk vor mich hin.
    »Trinken Sie, Signorina. Das streichelt Ihre Nerven und bringt Farbe in Ihre Wangen. Sie sind ja ganz blass«, bemerkt er mitleidig.
    Köstlicher Duft kitzelt meine Nase.
    »Was ist das?«, frage ich, während ich versuche, das Zittern in meiner Stimme zu unterdrücken.
    »Vanillekakao. Mein eigenes Rezept!«, verkündet der Wirt stolz. »Aus echter Schokolade, mit bestem Vanillemark, je einer Prise Zimt und Kardamom und einem Hauch von Chili.«
    Mit kleinen Schlucken koste ich das pikant-süße Getränk, das meine Geschmacksnerven in Aufruhr versetzt, und versuche dabei, einen klaren Gedanken zu fassen.
    Wieder einmal hat Roman mich zurückgestoßen, wieder einmal hat er mich enttäuscht. Wenn ich nur nicht so sehr in ihn verliebt wäre, dann würde ich ihn ohne mit der Wimper zu zucken zum Teufel schicken. Dieser miese Kerl behandelt mich wie ein Spielzeug, holt mich aus meiner Schachtel und stellt mich in die Ecke zurück, ganz wie es ihm beliebt. Und ich dumme Kuh bin nicht in der Lage, mich dagegen zu wehren.
    »Signorina!« Silvanos Stimme holt mich ins Hier und Jetzt zurück. »Ich habe ein Taxi bestellt, das Sie nach Hause bringt. Es wird in fünfzehn Minuten hier sein.«
    Ein Taxi soll mich nach Hause bringen! Das ist also das unromantische Ende des Abends, der so vielversprechend begonnen hat.
    »Danke, Silvano.« Ich zögere einen Moment. »Ihr Vanillekakao schmeckt wirklich vorzüglich, aber im Moment könnte ich etwas Stärkeres vertragen.«
    Im Handumdrehen wird ein Glas mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit vor mich gestellt, das ich mit einem Zug leere. Sofort wird es durch ein neues ersetzt. Die samtene Schärfe gleitet meine Kehle hinab, aber erst nach dem zweiten Schluck merke ich, wie mein Atem langsamer wird und mein rasender Herzschlag sich beruhigt.
    Leicht benebelt verabschiede ich mich von dem freundlichen Wirt, als der Wagen vorfährt.
    Auf dem Nachhauseweg hänge ich düsteren Gedanken nach. Es ist wohl aussichtslos, auf eine dauerhafte Beziehung mit Roman zu hoffen. Ich grübele darüber nach, ob hinter seiner Geheimnistuerei eine andere Frau stecken könnte. Falls es das ist, was er vor mir verbirgt, gehe ich davon aus, dass diese Frau nicht mit ihm zusammenlebt. In seinen Räumen habe ich nichts entdeckt, was auf die Anwesenheit einer Frau hinweist; keine Kosmetika, keine Kleidung, Schuhe oder sonstigen Gegenstände haben mir die Existenz einer Rivalin verraten. Wer also könnte die geheimnisvolle Nebenbuhlerin sein? Existiert sie tatsächlich oder nur in meiner überreizten Fantasie?
    So sehr ich mir auf das Hirn zermartere, ich kann mir Romans sprunghafte Launen und sein exzentrisches Verhalten nicht erklären. Mein Kopf beginnt zu schmerzen; an Alkohol und seine fatale Wirkung muss ich mich erst noch gewöhnen.
    Als das Taxi vor meiner Wohnung
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