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Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition)

Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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wie ein von Hanke ausgenommener Fisch. Lähmende Apathie überfiel sie, sogar das Atmen wurde ihr zu anstrengend, und sie ertappte sich bei dem Versuch, einfach damit aufzuhören. Als das nicht gelang, ging sie alle ihr bekannten Selbstmordmethoden durch und stellte sich Lukas an ihrem Grab vor. Seine Verzweiflung, seine Reue. Ich tu es nur für ihn, redete sie sich schließlich ein. Sie war eine Heldin, die ihre Tugend hingab, um dem Geliebten das Gefängnis zu ersparen.
    Nur Hankes grüner Manta stand auf dem Parkplatz der Gartensiedlung. Sie machte ihr Fahrrad an einem Baum fest. Wasser perlte von ihrem Regenumhang, die Cowboystiefel mit den Fransen waren bereits durchnäßt. Über schmale Wege näherte sie sich Hankes Garten. Sie kannte sich aus. Ehe sie in das Haus mit dem Garten gezogen waren, hatten die Tiffins hier ebenfalls eine Parzelle besessen.
    Gerd Hankes Hütte war im Schwarzwaldstil gehalten, ein Hirschgeweih krönte die Tür, und die zwei kleinen Fenster hatten Läden mit ausgesägten Herzchen. Hinter den Scheiben hingen geraffte, rotweiß karierte Gardinen und Fliegenfänger, an denen zahlreiche tote Insekten klebten. Die Tür stand offen. Sie wurde bewacht von einem Gartenzwerg, der ihr hämisch zugrinste. Ihr Magen zog sich zusammen. Vielleicht würde Lukas sie nach diesem Opfer endlich wirklich lieben. Ja, bestimmt würde er das, denn wer so etwas von ihr verlangte, der schuldete ihr seine Liebe. An diesen Gedanken wollte sie sich klammern, bis es vorbei war.
    Am Montag wurde Mathilde von einer Sachbearbeiterin aus der Zentrale ihrer Bank angerufen. Die Dame fragte, ob sie mit Frau Mathilde Degen persönlich spreche, und wollte zur Sicherheit ihr Geburtsdatum wissen. Dann sagte sie: »Frau Degen, Ihr Girokonto weist derzeit einen Minusbetrag von dreitausend Euro auf, und Ihr Dispokredit beträgt fünftausend.«
    »Ja, und?« fragte Mathilde, Böses ahnend. Bestimmt hatten sie erfahren, daß sie arbeitslos war und wollten den Kredit kündigen. Oder gleich das ganze Konto. Und das würde nur das erste Glied in einer langen Kette von Demütigungen sein.
    Die Bankangestellte fuhr fort: »Frau Degen, ich habe seit einigen Tagen eine schriftliche Überweisung in Höhe von 220 000 Euro vorliegen und wollte zu Ihrer Sicherheit Rücksprache halten, was es damit auf sich hat. Kann es sein, daß Sie diese Summe in den nächsten Tagen erwarten? Und wenn ja, soll diese dann tatsächlich sogleich auf das Konto der Crédit Municipal in Marseille überwiesen werden?«
    »Wie bitte!?«
    Die Sachbearbeiterin wiederholte geduldig ihre Worte.
    »Auf keinen Fall!« schrie Mathilde. »Verzeihung. Warten Sie, warten Sie, bitte.«
    Ihr schwirrte der Kopf. Eine Überweisung von 220 000 Euro auf ein französisches Konto?
    »Wer hat auf der Überweisung unterschrieben?« fragte sie.
    »Wir haben die Unterschrift mit der uns vorliegenden verglichen. Bei Überweisungen in dieser Größenordnung machen wir das immer. Sie scheint identisch mit Ihrer zu sein.«
    »Und wie ist der Name des Empfängers?«
    »Gerard Rivalier«, sagte die Frau in gekonntem Französisch.
    »Bitte, würden Sie mir die Überweisung zuschicken – oder nein. Ich würde sie gerne selbst abholen.« Immerhin war das ein Beweisstück. »Ich würde auch gerne mein Konto sperren lassen, sicherheitshalber. Und das Aktiendepot. Und ein neues Konto eröffnen.«
    Sonst bestellte Lukas am Ende noch einen Ferrari bei ebay und gab ihre Kontonummer an. Die Dame aus der Zentrale sagte zu, die sofortige Sperrung des Kontos zu veranlassen und bat Mathilde, die Neueröffnung bei einer ihrer Bankfilialen vorzunehmen.
    »Ich danke Ihnen sehr«, sagte Mathilde am Ende des Gesprächs.
    »Dafür nicht«, sagte die Dame auf gut hannöversch.
    Wofür dann, dachte Mathilde. Sie hat quasi mein Leben gerettet.
    Mathilde lief in der Küche auf und ab wie ein aufgescheuchtes Huhn. Nun war das Maß voll. Sie würde zur Polizei gehen. Urkundenfälschung nannte man das ihres Wissens.
    Im Flur blieb sie vor dem Spiegel stehen, den sie erst gestern aufgehängt hatte. Ihr Gesicht war bleich und hager, die Augen rot geädert, die Tränensäcke geschwollen. Riesig stach ihre Nase hervor, und um den Mund hatten sich trockene Falten in die Haut gegraben. Ihr Haar hing herab wie welker Schnittlauch. Am Ansatz war ein grauer Streifen zu erkennen. Sie versuchte ein Lächeln, aber es gerann zur Grimasse. Sieh dich nur an, Mathilde Degen. Hast du wirklich geglaubt, er liebt dich?
    Sie mußte an

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