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Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition)

Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Briefe von Franziska, Mathilde hatte noch nicht die Gelegenheit gefunden, sie durchzusehen. Wie ein Geist erschein Lukas vor ihr.
    Mathilde setzte sich auf. Sie fühlte sich schmutzig und bemerkte, daß sie nur ihre Unterwäsche trug. Sie zog die Bettdecke bis unters Kinn. Er hatte eine Tasse in der Hand.
    »Kaffee?«
    »Wenn er stark ist.«
    Sie trank den Kaffee, während er aus dem Fenster sah. »Netter Blick. Hast du gesehen, wieviel Äpfel der Apfelbaum trägt.«
    »Sind alle wurmig.«
    Lukas ging wieder hinaus. Sie hörte ihn reden und vernahm dann die Stimme eines jungen Mannes. Kurz darauf traten Lukas und ein doch nicht mehr ganz so junger, dicklicher Mann an ihr Bett. Der Fremde stellte eine lederne Tasche ab und reichte ihr die Hand.
    »Dr. Jürgen Wiese.«
    »Angenehm«, knirschte Mathilde und warf Lukas einen wütenden Blick zu. Wenigstens das hätte er ihr ersparen können.
    Der Arzt maß Puls und Blutdruck, leuchtete mit einer Lampe in Mathildes Augen und lauschte durch sein Stethoskop ihrem Herzschlag.
    »Und?« fragte Lukas.
    »Alkoholvergiftung.«
    Mathilde hätte sich am liebsten in Luft aufgelöst.
    »Da kann man nicht viel machen, aber sie ist schon über den Berg. Der Rest vergeht von selbst.«
    Der Mediziner verschrieb ihr ein Mittel gegen Kopfschmerzen und verabschiedete sich, Lukas brachte ihn zur Tür. Mathilde hörte den Arzt sagen. »Sie hat Glück gehabt.«
    »Sie ist zäh«, erwiderte Lukas.
    »Kommt das öfter vor?«
    »Hin und wieder.«
    »Das kann auch mal schiefgehen. Sie könnte eine Atemdepression …« Die Stimmen entfernten sich.
    »Warum hast du mich in diesem Keller eingesperrt?« fragte sie, als Lukas zurückkam.
    »Was redest du da für wirres Zeug?«
    »Und jetzt stellst du mich auch noch als Quartalssäuferin hin.«
    »Ich wollte nur sicher sein, daß es dir wieder gutgeht.«
    »Wahrscheinlich muß ich dir dankbar sein, daß du mich nicht gleich in der Psychiatrie abgeliefert hast.«
    »Mathilde«, seufzte er, als hätte er es mit einer Schwachsinnigen zu tun. »Als ich kam, warst du nicht da. Auch dein Wagen stand nicht vor dem Haus. Ich dachte, du bist schon fort, weil ich mich ein wenig verspätet hatte. Also bin ich auch gleich wieder gefahren.«
    »Wie sehr hast du dich verspätet?«
    »Fast eine Stunde. Tut mir leid.«
    Er lügt, dachte Mathilde, die sich allmählich wieder an alles erinnerte. Sie hatte bestimmt über eine Stunde um Hilfe gerufen. Wäre er da gewesen, hätte er sie gehört.
    »Ich habe versucht, dich anzurufen, aber du hast dein Handy ja nie dabei.«
    »Praktisch, nicht wahr?«
    »Was hast du überhaupt im Keller gemacht, wenn ich fragen darf?«
    »Dich gesucht.«
    »Im Keller?«
    »Na schön, ich war neugierig.«
    »Manchmal fällt die Tür von selbst zu«, sagte Lukas. »Ist mir auch schon passiert. Die Türklinke hat mein Vater schon vor vierzig Jahren entfernt.«
    »Und die Sicherung hat sich ebenfalls von selbst rausgedreht, ja? Wenn mich diese Maklerin nicht entdeckt hätte, wäre ich da unten verreckt!«
    »Die Maklerin habe ich ins Haus bestellt. Denkst du, das hätte ich gemacht, wenn ich dich im Keller eingesperrt hätte? Wie bist du überhaupt ins Haus gekommen?«
    »Durch die Terrassentür. Als ich aus Versehen dagegen gedrückt habe, ging sie auf.«
    »Vielleicht waren es ja die Jugendlichen, die diesen Unsinn an die Tür gesprüht haben. Sie müssen die hintere Tür aufgebrochen haben. Ich hatte neulich schon das Gefühl, daß jemand im Haus war. Glaub mir, Mathilde, ich weiß, wie es ist, da unten ohne Licht eingeschlossen zu sein. Ich würde das niemandem antun.« Mathilde glaubte ihm nur bedingt. Doch sie sah ein, daß es zwecklos war zu widersprechen. Sie würde Lukas nichts beweisen können, und er würde nichts zugeben. Falls er es überhaupt gewesen war. Das alles machte ja tatsächlich keinen Sinn, überlegte sie. Es sei denn, er wollte mir eine Lektion erteilen. Hatte er nicht neulich gesagt, sie hätte keine Ahnung, wie es wäre, seine Freiheit zu verlieren?
    »Brauchst du noch etwas?« fragte er.
    »Nein.«
    »Dann gehe ich jetzt wieder.«
    »Warte.«
    »Was ist?«
    »Welchen Tag haben wir heute?«
    »Freitag, den fünften August.«
    Am Montag, dem Montag, regnete es. Mit dem Fahrrad fuhr sie die drei Kilometer langsam durch die Felder. Das ganze Wochenende hatte sie sich in ihrem Zimmer verbarrikadiert, von Weinkrämpfen geschüttelt, bis ihre Eingeweide davon schmerzten. Als sie aufhörte zu heulen, fühlte sie sich so leer

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