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Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition)

Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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war: geheiratet, Stelle verloren, Wohnung weg, Franziska tot, Ehemann fort, Streit ums Geld. Was für eine Bilanz.
    Noch in derselben Nacht zündeten sie Hankes Gartenhütte an. Danach setzten sie sich auf eines der Flachdächer und sahen zu, wie die Flammen das Holz auffraßen, wie Funken aufstoben und dunkler Qualm über die Parzellen hinwegzog. Lukas schilderte ihr detailliert Hankes Erschrecken bei seinem Anblick, seinen läppischen Versuch zu fliehen, sein Angst- und Gnadengewimmer, als er ihn im Clinch hatte. Dann legte er Treeske von hinten den Unterarm um den Hals und richtete die Spitze seines Jagdmessers auf ihr Herz. Er beschrieb ihr das Geräusch der in das Fleisch eindringenden Stahlklinge, das herausschießende Blut, das letzte Zucken von Armen und Beinen, das Erstarren der Pupillen.
    Danach fühlte es sich für Treeske an, als hätten sie die Tat gemeinsam begangen. Sie lächelte und fühlte sich zum erstenmal seit Wochen nicht mehr schmutzig.
    Das Augustmotiv des Kalenders hinter dem Schreibtisch zeigte einen Wurf niedlicher Golden Retriever, ein rotes Viereck umrahmte die 10. Ein Mittwoch. Lars Seehafer schien erfreut, Mathilde zu sehen.
    Er wies auf einen Wasserkocher und einen Handfilter. »Ich kann Ihnen jetzt auch ordentlichen Kaffee anbieten.«
    Mathilde war nicht nach Kaffee, sie hatte eine Kanne grünen Tee zum Frühstück getrunken, aber um ihm einen Gefallen zu tun, willigte sie ein. Während er hantierte, erzählte sie ihm alles. Von ihrer Trennung, der Sache im Keller, der Überweisung. Dabei nahm sie den Umschlag aus der Tasche.
    Seehafer zog Latexhandschuhe über und öffnete das Kuvert. Auch Mathilde sah die Überweisung zum erstenmal. Seehafer schob sie ihr zur Begutachtung über den Tisch. Nicht nur ihre Unterschrift, auch der Rest sah exakt so aus, als hätte sie den Vordruck selbst ausgefüllt.
    »Unglaublich«, flüsterte sie.
    »Ihre Schrift?«
    »Meine Schrift, ja, aber ich war das nicht. Ich habe die Bankangestellte den Umschlag verschließen lassen. Wenn auf dem Papier seine Fingerabdrücke sind und meine nicht, dann haben wir ihn doch am Wickel, diesen Betrüger, oder nicht?«
    »Also«, sagte Seehafer und ließ sich seufzend auf seinen Stuhl fallen, »erstens sind Sie damit bei mir falsch. Das ist ein Fall für die Kollegen vom Betrug. Aber selbst wenn wir ihm das nachweisen können, wird uns das kaum weiterhelfen. Immerhin ist er noch Ihr Mann.«
    »Aber verstehen Sie denn nicht, was das bedeutet?« Mathilde beugte sich über die Tischplatte und sah ihm in die Augen. Rote Äderchen zogen sich durch das Weiß seines Augapfels, er schien eine rauhe Nacht hinter sich zu haben. »Wenn er meine Schrift so perfekt fälschen kann, dann hat er vielleicht den Abschiedsbrief von Petra Machowiak ebenfalls gefälscht. Ich finde, man sollte noch einen zweiten Graphologen bemühen.«
    »Graphometriker«, berichtigte Seehafer und wuchtete sich aus seinem Stuhl. Der Kaffee war durch den Filter gelaufen, das Büro duftete. »Das sagen sie in den Fernsehkrimis immer falsch. Ein Graphologe sagt Ihnen, daß Ihre G-Schleifen darauf hindeuten, daß Sie zu kurz gestillt worden sind. Entschuldigen Sie meine Klugscheißerei«, setzte er hinzu.
    »Schon gut, das kenne ich von mir. Ich bin – ich war – schließlich Lehrerin. Also Graphometrie. Und was halten Sie von dieser Idee?«
    »Sie wollen, daß er die Revision verliert«, stellte Seehafer fest.
    »Allerdings. Ich möchte, daß dieser Mann wieder dahin geht, wo er hingehört.«
    Seehafer stellte zwei dampfende Tassen auf den Tisch und setzte sich wieder hin. »Auch wenn wir ihm die gefälschte Überweisung nachweisen, heißt das noch lange nicht, daß er auch den Abschiedsbrief gefälscht haben muß.«
    »Aber es beweist zumindest, daß er Schriften fälschen kann .«
    »Vielleicht hat er diese Fähigkeit während seiner Haftzeit erworben.«
    »Nur nicht so viel Enthusiasmus, Herr Hauptkommissar«, bemerkte Mathilde.
    Nun kam Leben in den Beamten. Er kniff die Augen zusammen und sah sie über seine Brille hinweg scharf an. »Liebe Frau Degen, seit Ihr Angetrauter wieder draußen ist, zweifle ich am lieben Gott und am System unserer Gerichtsbarkeit, und eins können Sie mir glauben: Es gibt keinen Menschen auf der Welt, der sich mehr wünscht als ich, daß dieses Ungeheuer wieder hinter Gitter kommt.
    Höchstens vielleicht Sie. Aber es ist nicht ganz so einfach, wie Sie sich das vorstellen.«
    »Schon gut. Ich wollte ja nur …«
    »Verzeihen

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