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Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition)

Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Sie«, sagte Seehafer unwirsch.
    Schweigen trat ein, was Mathilde nutzte, um den Kaffee zu probieren. Er war zu dünn.
    »Was stand denn eigentlich drin?« wollte sie daraufhin wissen.
    »Wo?«
    »In dem Abschiedsbrief.«
    »Das Übliche.«
    »Ich habe bis jetzt weder einen gelesen, noch einen verfaßt.«
    »Das Leben ist so leer, alles erscheint sinnlos, ich bin unendlich müde, sehne mich nach dem Tod – nichts Konkretes, lediglich Phrasen, die auf eine Depression hindeuten. Nur daß wirklich Depressive meistens keine Briefe hinterlassen.«
    »Also glauben Sie auch, daß da was faul ist.«
    »Das versuche ich Ihnen schon seit Wochen zu vermitteln«, raunzte Seehafer sie an.
    »Wenn dieser Brief, dieses wichtigste Beweisstück seiner Unschuld, vor Gericht in Zweifel gezogen werden kann …«
    »Ich arbeite daran«, sagte Seehafer. »Aber machen Sie sich nicht allzu große Hoffnungen.«
    Mißgestimmt ging Mathilde nach Hause. Sie rief bei Leona an. Niemand nahm ab. Auch Lukas war nicht über sein Mobiltelefon erreichbar. Mathilde fiel ein, daß er ja seit kurzem eine Internetseite hatte. Dort gab es sicher eine E-Mail-Adresse. Sie fand die Seite über eine Suchmaschine, klickte auf Kontakt und sandte ihm folgende Worte: »Lukas, ich denke, wir sollten dringend vernünftig miteinander reden. Mathilde« .
    Das Telefon klingelte. Es war Brigitte Keusemann, die fragte, ob Mathilde ihre Balkonpflanzen absichtlich dagelassen hatte.
    »Nein, ehrlich gesagt, habe ich sie vergessen. Aber wenn Sie sie haben möchten …«
    Brigitte druckste herum, faselte etwas von Geranien, und Mathilde sagte schließlich, sie werde ihre Kräuter im Lauf der Woche abholen. Den Lavendel konnte sie in den Vorgarten setzen. Überhaupt wäre ein Kräutergarten eine schöne Sache. Beiläufig fragte sie: »Sind Sie in den letzten Tagen mal Frau Kittelmann begegnet?«
    »Da muß ich nachdenken …«
    Dann tu das gefälligst!
    »Doch, ja! Am letzten Freitag habe ich sie getroffen. Ja, ich glaube, es war Freitag. Freitag oder Samstag. Man kommt ja ganz durcheinander in den Ferien …«
    »Hat sie erwähnt, daß sie verreisen möchte?«
    »Sie sagte nur, daß sie vielleicht ein paar Tage zu ihren Eltern fahren wolle, aber nicht, wann. Wir haben nur kurz miteinander geredet. Warum, ist etwas passiert?«
    »Nein, nein. Grüßen Sie Ihren Mann von mir«, sagte Mathilde und legte auf.
    Am Freitag. Vor fünf Tagen also.
    Sie suchte im Internet nach der Telefonnummer von Leonas Eltern in Lüneburg. Um die Leute nicht zu beunruhigen, gab sie sich als ehemalige Studienkollegin aus, die jetzt in den USA lebte und gerade hier zu Besuch war.
    »Ich dachte, sie sei vielleicht zufällig gerade bei Ihnen, weil doch Ferien sind.«
    »Bei uns? Nein, leider nicht«, sagte die Mutter. »Meistens kommt sie nur für einen Nachmittag oder eine Nacht.« Sie gab Mathilde bereitwillig die Adresse ihrer Tochter, nach der Mathilde gefragte hatte, um ihre Glaubwürdigkeit zu unterstreichen. Wie leichtgläubig die Leute doch waren. Genau wie Franziska. Ob sie vielleicht wüßte, ob ihre Tochter für die Ferien Reisepläne hatte, fragte Mathilde Leonas Mutter noch, die das verneinte. Sie hatte am Samstag mit ihrer Tochter telefoniert, ließ sie Mathilde wissen, aber Leona habe nichts dergleichen erwähnt.
    Mathilde beschloß, die Kräuterkästen noch heute zu holen. Sie wollte sehen, ob Leonas Briefkasten geleert wurde. Notfalls, dachte Mathilde, muß ich zum äußersten Mittel greifen und bei Frau Bolenda nachfragen. Der entging so gut wie nichts.
    Zunächst aber studierte sie die Website von Lukas. Die Art, wie er sein Coaching anpries, hatte in ihren Augen etwas Arrogantes. Wo er wohl nun seinen Harem bekehrte? Wahrscheinlich nirgends, denn von drei Rhetorikseminaren abgesehen war das Geschäft noch nicht groß angelaufen. Jetzt, während der Ferien, würde sich bestimmt erst recht nicht viel tun. Auf der Seite fand Mathilde auch Fotos aus besseren Tagen: Menschen, die um ein Lagerfeuer saßen, Menschen auf Seilen balancierend und gesichert in der Luft hängend, eine Gruppe, die ein Floß umringte. Die Bildunterschriften beschrieben einzelne Seminare, die Jahreszahlen hatte er klugerweise weggelassen. Dennoch sah man den Fotos an, daß sie schon älter waren, denn während dieser neun, zehn Jahre hatte sich auch die Freizeitmode verändert. Es gab eine Aufnahme, die wie ein Klassenfoto wirkte, wenn man davon absah, daß die Leute auf einer Art Schwebebalken standen. Die

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