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Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition)

Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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viele Spielzeug, das seine Mutter angeschleppt hatte, und mit dem der kleine Idiot natürlich rein gar nichts anfangen konnte. Mit vier steckten sie ihn in einen speziellen Kindergarten, der teurer war als andere, während man Lukas die Gebühr für das Boxtraining mit dem Hinweis auf die knappe Kasse verweigerte. So wäre es ewig weitergegangen, wenn der Idiot nicht selbst aufs Eis gelaufen wäre. Beherrscht und ruhig hatte Lukas abgewartet und zugesehen, wie sich das Problem von alleine löste. Daraus hatte er gelernt, daß der Tod eines Menschen für die Lebenden einen materiellen Vorteil bedeuten konnte. Als er elf war, vertiefte sich diese Erfahrung. Lukas wußte, daß er seinem Vater irgendwann körperlich überlegen sein würde. Auch um diesen Vorgang zu beschleunigen, ging er zum Boxen. Er freute sich schon auf den Tag, an dem er zurückschlagen würde, sah das ungläubige Entsetzen in den Augen seines Feindes, spürte dessen ohnmächtige Wut und die Angst. Ja, eines wunderschönen Tages würde sein Vater Angst vor ihm haben! Doch dazu sollte es nicht kommen. Denn irgendwann fiel Lukas der Mann im grauen Anzug auf, der einmal im Monat an der Tür erschien und dem seine Mutter Geld aushändigte. Dafür reichte er ihr einen Zettel. Auf seine Frage erklärte sie ihm, daß der Mann von der Volksfürsorge kam und den Beitrag für die Lebensversicherung des Vaters kassierte. Lukas wußte, daß es oben im Wohnzimmerschrank einen Ordner gab, in dem alle wichtigen Papiere aufbewahrt wurden. Auch die von der Volksfürsorge . Sie waren nicht schwer zu finden, denn seine Mutter hatte die Quittungen hinter der Police eingeheftet. Lukas verstand zwar längst nicht alles, was in der Police stand, aber das wichtigste war selbsterklärend: Todesfallsumme DM 50 000.
    Natürlich wußte er nichts von der Hypothek in gleicher Höhe, die auf dem Häuschen lastete. Er sah nur diese riesige Zahl vor sich. Abends, beim Einschlafen, tanzte sie vor seinen Augen: 50 000. Fünfzig-tau-send-Mark! Nie hätte er gedacht, daß das Leben seines Vaters so viel Geld wert war. Aber nein, nicht das Leben, auch wenn es Lebensversicherung hieß. Auf dem Papier hatte gestanden: Todesfallsumme. Von Wert war also nur sein Tod.
    Ein Nachtvogel schrie. Lukas starrte ins Dickicht. Seine Instinkte waren noch so scharf wie früher. Ihr Stümper, ihr Anfänger! Denkt ihr, ich merke nichts? Wie viele seid ihr, fünf, sechs, ein Dutzend?
    Mathilde hatte ihr Geld demnach verteidigt wie ein Drachen seinen Schatz. Aber das hieß noch lange nicht, daß er mit ihr fertig war. Nun würde Variante zwei in Kraft treten. Die brachte zwar kein Geld ein, war aber dafür höchst amüsant.
    Seehafer trank einen Schluck Wein und unterdrückte ein Gähnen. Seine Gegenwart war Mathilde inzwischen ganz recht. Sie fühlte sich tatsächlich beschützt. Das lag vermutlich an Seehafer. Er besaß die freundliche, beruhigende Ausstrahlung eines auf Jahre hinaus ausgebuchten Psychiaters. Außerdem wollte sie nicht allein sein, wenn Lukas erneut anrief.
    »Wußten Sie, daß Feller zu der Zeit, als Johanna Gissel verschwand, einen Jeep fuhr?« fragte Mathilde.
    »Da müßte ich in den Akten nachsehen. Ich weiß nicht, ob man ihn damals schon nach einem Fahrzeug gefragt hat. Er war zunächst nur einer von vielen Befragten, ein Nachbar, der routinemäßig vernommen wurde. Warum?«
    »Dieser Wagen ist kurz nach dem Verschwinden des Mädchens bei einem Autohändler zum Verkauf abgegeben worden, und zwar von Frau Tiffin. Sie schien Wert darauf zu legen, daß der Wagen ins Ausland verkauft wird. Der Händler ist ein Bekannter von mir. Er weiß, wo der Wagen abgeblieben ist. Vielleicht finden sich ja noch Spuren in den Polstern. Jemand hatte sich sehr bemüht, Flecken vom Rücksitz zu beseitigen.«
    »Nach zehn Jahren?« brummte Seehafer. »Andererseits … Blutspuren sind hartnäckig. Es ist nicht völlig auszuschließen, daß das LKA noch was findet.«
    »Ja? Wie denn?«
    »Es gibt da zum Beispiel eine Chemikalie, die sich Leukomalachitgrün nennt. Die leuchtet bei UV-Anregung in Verbindung mit Blut grün. Damit hätte man schon mal das Blut. Nur ist ja in Autositzen auch vieles andere, wie Haare, Hautzellen, Spucke, möglicherweise Sperma … Das Ergebnis wäre ein Ensemble von DNA-Mustern. So kann man, wenn man weiß, wen man sucht, dessen DNA darin nachweisen.«
    »Der Wagen steht allerdings in Apulien.«
    »Auch das noch«, seufzte der Kommissar.
    Mathilde zog ihr Notizbuch aus der

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