Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition)

Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
Vom Netzwerk:
deutete auf das Küchenmesser.
    Treeske schaute verwundert darauf hinab, als wäre es ihr eben aus der Hand gewachsen. Sie wollte etwas erwidern, aber es war, als hätte sie die Sprache verloren.
    »Sag mir, daß ich gehen soll, dann verschwinde ich für immer aus deinem Leben«, sagte er. »Du hast drei Sekunden Zeit.«
    Nach ihrem Lauf und einer Putzorgie fühlte sich Mathilde ein wenig besser. Sie dachte an ihre Großmutter Merle. Die hatte mehr verloren als nur einen Job und eine Abfindung, und sie war immer wieder aufgestanden, hatte es immer wieder geschafft. Mathilde war aus ähnlichem Holz geschnitzt, das hatte ihr Franziska oft genug vorgehalten. Nein, sie würde sich nicht unterkriegen lassen. Da mußte das Leben schon andere Geschütze auffahren.
    Es war einer der ersten warmen Abende, sie hatte den Tisch für das Abendessen auf dem Balkon gedeckt. Vom Parterre aus kroch ein Geruch nach angesengtem Schweinefleisch an der Fassade hinauf. Lukas war noch immer nicht zurück. Hoffentlich war ihm nichts passiert. Der Porsche hat weder ABS noch Airbag, überlegte sie besorgt. Und Lukas’ Fahrstil war nicht gerade der vorsichtigste.
    Langsam wurde es dunkel. Mathilde zündete ein Windlicht an.
    Das Telefon klingelte. Frau Degen, wir müssen Ihnen leider mitteilen … Unsinn, solche Nachrichten werden persönlich überbracht. Aber das ist der Nachteil, wenn man jemanden liebt, dachte sie: Man lebt ständig in Sorge. Aus diesem Grund hatte Mathilde nie Kinder oder Haustiere haben wollen.
    »Mathilde Degen.«
    Schweigen.
    »Wer ist am Apparat?«
    »Ich möchte bitte Lukas Feller sprechen«, verlangte eine Frauenstimme.
    »Wer sind Sie?«
    »Eine Bekannte. Ich möchte ihn bitte sprechen, er wohnt doch bei Ihnen, oder?«
    »Sie sind die Frau, die mich im Besuchsraum der JVA angegriffen hat«, sagte Mathilde. Sie war sich ziemlich sicher, daß es dieselbe Stimme war. Die Reaktion gab ihr recht.
    »Ich werde so lange anrufen, bis ich ihn gesprochen habe.«
    So, wie Mathildes Tag verlaufen war, brauchte es nicht viel, um sie in Wallung zu bringen. »Sie werden den Teufel tun«, schrie sie in den Hörer. »Ich kann Sie immer noch wegen Körperverletzung und Beleidigung belangen, und das werde ich, wenn Sie hier noch ein einziges Mal anrufen, ist das klar?«
    »Das wirst du bereuen, du alte Schlampe«, kam es dumpf zurück, und jetzt, fand Mathilde, klang die Stimme genau so, wie beim ersten Drohanruf auf dem Anrufbeantworter.
    Ein Geräusch lenkte sie ab. Ein Schlüssel drehte sich im Türschloß. Lukas.
    Sie knallte den Hörer auf.
    »Was ist denn hier los?« fragte er erstaunt.
    Mathilde schnaubte. »Diese Claudine, oder wie sie sich nennt, hat eben angerufen.«
    Ein Schatten glitt über sein Gesicht.
    »Aber das ist noch nicht das Schlimmste. Die Schule hat mir die Abfindung gestrichen.«
    Er streckte er die Arme aus. »Komm her, laß dich trösten«, sagte er, als wäre sie ein kleines Kind. »Es ist doch nur Geld.«

2
     
    Lukas verbrachte viele Stunden in der City oder im Internet, und fast jedesmal wurde er fündig. »Dieses ebay ist eine geniale Erfindung«, begeisterte er sich, während sich Mathilde allmählich Sorgen um die Finanzen machte. Wie würde das werden, wenn ab August ihr Gehalt ausblieb? Sie überlegte, ob sie nicht den einen oder anderen Hut bei ebay versteigern sollte. Ein Tropfen auf den heißen Stein, sagte sie sich und ließ es sein.
    Der Hausverkauf in Celle gestaltete sich schleppend, da Lukas über den Preis nicht mit sich reden ließ. »Man muß nur einen langen Atem haben«, meinte er.
    »Aber uns geht bald die Luft aus«, prophezeite Mathilde. Sie hatte sein Elternhaus noch immer nicht gesehen. Wenn sie danach fragte, antwortete er: »Was soll es da zu sehen geben? Es ist ein winziges, vergammeltes Reihenhäuschen aus den Fünfzigern.«
    Vielleicht schämt er sich dafür, dachte Mathilde irgendwann und bestand nicht länger auf einer Besichtigung.
    Er schleppte vier volle Umzugskartons von dort an. Tagelang verstopften sie den Flur, bis Mathilde sich darüber beschwerte. Daraufhin schaffte er sie in sein Arbeitszimmer, das inzwischen eher einem Hehlerlager glich. Überhaupt – in dem Maße, in dem sich ihr Konto leerte, füllte sich die Wohnung mit Dingen, die Mathilde für entbehrlich hielt: Einem Rudergerät. Einer Luxus-Designer-Kaffeemaschine. Einem schmiedeeisernen Weinflaschenregal. Einer riesigen Phönixpalme. Als ein lederner Fernsehsessel mit Massagefunktion geliefert wurde,

Weitere Kostenlose Bücher