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Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition)

Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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stöhnte Mathilde nur: »O mein Gott!«
    »So einen wollte ich schon immer haben«, erklärte Lukas.
    »Was kommt als nächstes? Ein Gummibaum? Eine Kuckucksuhr?«
    »Verzeih, wenn ich deinen großbürgerlichen Geschmack beleidige und mir den einen oder anderen Spießertraum verwirkliche. Ich stamme, wie du weißt, aus kleinen Verhältnissen.«
    »Aber muß man das der Wohnung sofort ansehen?«
    Es folgte ein Streit, an dessen Ende Lukas einlenkte und versprach, sein Konsumverhalten zu überdenken. Tatsächlich vergingen die nächsten Tage ohne Warenlieferungen und Rechnungen in der Post.
    Hin und wieder hörte sie Lukas in anderen Sprachen telefonieren: auf englisch, häufiger auf russisch, zumindest klang es für Mathilde so, und einmal sprach er französisch. Sie hoffte, daß es bei den Telefonaten bleiben würde, denn sie verspürte wenig Lust, seine Kriegskameraden in ihrer Wohnung zu empfangen.
    Ingolf Keusemann stellte ihr ein Zeugnis aus, an dem es nichts auszusetzen gab. Einige Schüler und Eltern äußerten Bedauern über ihren Weggang. Mathilde war gerührt. Und traurig. Sie schrieb innerhalb der folgenden Tage zwanzig Bewerbungen, danach fühlte sie sich besser.
    Auch wenn Lukas gerne groß einkaufte, war die Beschaffung schnöder Dinge des täglichen Bedarfs nach wie vor Mathildes Aufgabe. Und wieviel man auf einmal brauchte!
    Als sie am Freitag mit Lebensmitteln bepackt nach Hause kam, quoll die Garderobe über von fremden Jacken. Sein erstes Seminar, fiel Mathilde ein. Ein Wochenend-Rhetorik-Kurs. Ein ganzes Wochenende lang wildfremde Leute in der Wohnung. Eine bedrohliche Vorstellung. Was waren das wohl für Menschen? Sie inspizierte die Jacken. Bei einer Jeansjacke war sie nicht sicher, aber ansonsten schienen es allesamt Damenjacken zu sein. Insgesamt neun. Manche rochen nach Parfum, manche nach Rauch. Mathilde rümpfte die Nase und brachte die Tüten in die Küche. Die Tür donnerte gegen einen Kasten mit Wasserflaschen. Am Tisch saßen zwei Frauen und rauchten. Sie nickten Mathilde beiläufig zu, ganz in ihr Gespräch vertieft.
    »… aber wenn ich dann dastehe, dann fällt eine Klappe runter, und ich kann …«
    »Bitte«, unterbrach sie Mathilde, »würden Sie draußen rauchen?«
    Verwunderte Blicke. »Wo draußen?«
    »Auf dem Balkon. Oder noch besser – Sie gehen runter auf die Straße.«
    Die jüngere, eine grazile Brünette, rollte mit den Augen und drückte ihre Zigarette auf einer Untertasse aus.
    »Komm schon, Brigitte«, sagte sie zu ihrer Bekannten, wobei der Rauch stoßweise zwischen ihren Lippen hervorquoll.
    Brigitte, die sich die Zigarette gerade angesteckt hatte, durchquerte qualmend Mathildes Salon. Die Absätze ihrer Stöckelschuhe hackten ins Parkett wie Eispickel. Am großen Eßtisch saß eine Vierergruppe, ein Mann mit einem breiten Schnäuzer im Gesicht und drei Frauen, alle ungefähr Ende Dreißig. Mathilde wäre jede Wette eingegangen, daß der Schnäuzer und die füllige Dame mit dem rigorosen Kurzhaarschnitt Lehrer waren. Sie beschrifteten gerade bunte Kärtchen mit dickem Filzschreiber. Keiner beachtete Mathilde.
    Sie eilte zum Yogaraum, der jetzt Seminarraum war. Dort hielten sich Lukas und drei weitere Frauen auf. Lukas trug den schwarzen Maßanzug. Er wirkte so overdressed wie ein antiquierter Ober. Aber sehr attraktiv. Zu attraktiv, dachte Mathilde mit einem mißtrauischen Blick auf seine Klientinnen. Offenbar hatten die Damen gerade ein Rollenspiel absolviert. »Sie waren nicht absolut konzentriert«, hörte sie Lukas sagen. »Die Kunst der Verhandlungsführung verlangt vollkommene Geistesgegenwärtigkeit. Ihr müßt euch ganz dem Augenblick hingeben. Konzentriert und offen. Hört auf eure Intuition. Die intuitive Intelligenz ist nicht korrumpierbar.«
    Die drei hingen an seinen Lippen, als verkünde er das Evangelium.
    »Lukas!«
    »Ja, gleich.«
    »Ich muß dringend mit dir sprechen!«
    »Ich sagte, gleich.« Er klang gereizt, sehr sogar.
    Wortlos zog sich Mathilde zurück.
    »Äh, Entschuldigung …«, hörte sie eine Stimme hinter sich.
    »Ja?«
    »Könnten wir noch eine Flasche Wasser bekommen? Und vielleicht eine Kanne Kaffee?«
    »Selbstverständlich«, sagte Mathilde beherrscht. Sie drückte der Frau eine Flasche Volvic in die Hand. »Die Gläser bringe ich gleich.«
    »Gläser haben wir schon.«
    Böses ahnend schaute Mathilde in den Salon. Tatsächlich, sie hatten sich erfrecht, Merles Bleikristall aus der Vitrine zu holen.
    Wutschnaubend machte sie

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