Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition)

Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
Vom Netzwerk:
nicht gerne erpressen. Und ich fand Ihr Verhalten auch … wie soll ich sagen … unangemessen. Es tut mir leid, daß es so gekommen ist. Sie haben sich sehr verändert während der letzten Monate, Mathilde.«
    Mathilde scherte sich nicht um Konventionen und legte grußlos auf.
    Selbstgefällige Arschlöcher, alle miteinander! Hätte sie nur nichts überstürzt! Was für ein Irrsinn, eine gut bezahlte Stelle zu kündigen, wenn alle Welt um ihren Arbeitsplatz fürchtet. Hätte sie nur nicht auf Lukas gehört! – Nein, er konnte nichts dafür. Sein Vorschlag war damals der richtige gewesen. Außerdem hatte niemand sie gezwungen, auf seinen Rat zu hören. Es war allein ihre Schuld.
    Sie würde schon eine andere Stelle finden, schließlich mußte man ihr ein hervorragendes Zeugnis ausstellen. Aber es wäre ein schierer Glücksfall, wenn sie in Hannover oder an einem der Gymnasien in der Umgebung unterkäme. Sie würde in eine andere Stadt ziehen müssen, würde ihre geliebte Wohnung verlieren.
    Wäre der Brief doch bloß eine Woche früher gekommen! Dann hätte sie wenigstens den Porsche nicht gekauft.
    Bei diesen Überlegungen fiel ihr ein, daß sie Lauda noch etwas fragen wollte. Der Zeitpunkt war günstig, Lukas war nach Celle gefahren, zu einem Treffen mit dem Makler und einem Interessenten für das Reihenhäuschen seiner Mutter. Hoffentlich klappte wenigstens das.
    Sie rief in der Werkstatt an.
    »Das Geld ist angekommen, falls du das wissen wolltest«, sagte Lauda, und fragte unvermittelt: »Sag, wie geht es dir, Mathilde?«
    Es war keine Floskel, das wußte Mathilde. Seltsam, daß er sie das fragte.
    Wie geht es mir? Diese Frage stellte sie sich seit Tagen selbst. Inzwischen besser, hätte die ehrliche Antwort lauten müssen. Die Schmerzen in Rücken und Unterleib ließen allmählich nach, sie konnte wieder schmerzfrei sitzen. Auch die Kratzer an ihrer Schulter brannten nicht mehr und die blauen Flecken an ihren Hüften begannen nun, nach vier Tagen, zu verblassen. Die vertraute Abgeschiedenheit der Waldhütte und das Übermaß an Alkohol, den er nicht mehr gewohnt war, hatten Lukas dazu veranlaßt, mehr als bisher aus sich herauszugehen. Deutlich mehr. Mathilde hatte seine aggressive, rücksichtslose Seite kennengelernt. Sie dachte mit gemischten Gefühlen an die Exzesse dieser Nacht. Die Romantikerin in ihr nannte es »Leidenschaft«. Die Realistin fand dafür andere Begriffe.
    »Ich wollte dich noch etwas zu dem Auto fragen, das du damals für Lukas verkauft hast«, überging Mathilde die Frage ihres alten Freundes.
    »Was denn?«
    »Wenn er dir ein Auto verkauft hat, warum habt ihr euch dann nicht wiedererkannt?«
    »Ich bitte dich, Mathilde. Ich erinnere mich doch nach zehn Jahren nicht mehr an jedes Gesicht. Mathilde, es ist gerade viel los hier …«
    »Hat vielleicht jemand anderer den Wagen damals abgegeben?«
    »Kann sein, ich erinnere mich nicht mehr.«
    »Wer war es, Lauda. Es ist wichtig.«
    »Ich sag’ doch, ich weiß es nicht mehr.«
    »Das glaube ich dir nicht. Du hast dich am Samstag genau daran erinnert, daß zu dieser Zeit dein Tor mit Graffiti besprüht war, aber du willst dich plötzlich nicht mehr daran erinnern, wer dir den Wagen gebracht hat?«
    »So ist es. Mathilde, ich habe hier viel zu tun.«
    »Einen Moment noch«, bat sie. »Kannst du mir eine Kopie …«
    »Laß doch die Vergangenheit ruhen«, sagte Lauda, ehe er sich verabschiedete und auflegte.
    Mathilde starrte verdutzt den Hörer an. Entweder, Lauda hatte heute einen extrem schlechten Tag, oder sie war gerade nach Strich und Faden abgebügelt worden. Sie ballte die Fäuste und verspürte das archaische Bedürfnis, auf irgend etwas einzuschlagen. Ersatzweise schleuderte sie das schnurlose Telefon auf das Sofa. Dann ging sie in die Küche und setzte Tee auf.
    Vielleicht hatte Lauda recht. Was nützte es ihr, in der Vergangenheit zu stochern? Gesetzt den Fall, es stellte sich heraus, daß Lukas schuld am Tod der anderen beiden Frauen war – würde sie ihn deshalb weniger lieben oder ihn verlassen? Sie hatte ihn als Mörder kennengelernt, in diesem Bewußtsein hatte sie sich auf ihn eingelassen. Es hatte sie offenbar niemals gestört. Weshalb schnüffelte sie ihm nun hinterher? Weil ich es einfach wissen will, antwortete sie sich selber trotzig. So ist die menschliche Natur nun einmal.
    Verdammt, wo war das Teesieb? Alles war durcheinandergeraten, ihre Schubladen, die Küche, die Wohnung, ihre Finanzen, ihr ganzes Leben.
    Reiß

Weitere Kostenlose Bücher