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Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition)

Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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sich daran, Kaffee zu kochen. Mit der Maschine. Etwas Besseres verdienten die nicht. Auf dem Küchentisch entdeckte sie die Post: drei DIN-A4-Umschläge. Immerhin nur drei von zwanzig. Und daß Absagen schneller erteilt wurden als Zusagen, war ohnehin klar.
    »Was ist?« fragte Lukas, der die Küche betrat.
    »Was ist?« Mathilde atmete heftig aus. »Sie bevölkern die ganze Wohnung, sie rauchen, sie nehmen sich einfach Geschirr aus dem Schrank, und sie ruinieren das Parkett mit ihren Stöckelschuhen!« Ohne es zu wollen, war Mathilde laut geworden.
    »Bitte, nimm dich zusammen«, sagte Lukas kalt. »Man kann dich hören.«
    »Das ist mir egal.«
    »Aber mir nicht. Das sind zahlende Klienten, sie haben Respekt verdient.«
    »Und wo bleibt dein Respekt für mich? Ich wohne hier.«
    »Mathilde.« Er preßte ihren Namen aus zusammengepreßten Kiefern hervor. »Ruiniere mir bitte nicht meinen Berufsstart. Laß uns heute abend darüber reden, ja?«
    »Wie lange geht das noch?«
    »Bis acht.«
    »Lieber Himmel!«
    »Ich werde in Zukunft versuchen, so viel wie möglich nach draußen zu verlegen«, versprach Lukas. »Wenn es gut läuft, kann ich mir auch wieder eine Hilfskraft leisten. Hab ein wenig Geduld.«
    Mathilde nickte. »Geduld, Geduld«, murmelte sie, als sei das Wort ab sofort ihr Mantra.
    »Geduld lernt man im Knast«, meinte Lukas.
    »Bedauerlicherweise kann ich diese Erfahrung nicht teilen.« Wieder war es dieser neue, messerscharfe Ton, der sich nun immer öfter einschlich. »Hier, nimm den Kaffee mit. Ich bin nicht die Bedienung.«
    Abends, als Ruhe und Ordnung wiederhergestellt waren, wurde Mathilde von Reue und Zweifeln gepackt. Hatten Isenklee und Roth seinerzeit Recht gehabt, war sie mit den Jahren eigenbrötlerisch geworden? Anstatt Lukas zu unterstützen, hatte sie sich zickig benommen. Schließlich mußte man froh sein, daß noch immer Leute existierten, die zweihundertfünfzig Euro für ein Wochenendseminar bezahlten.
    Sie gab sich besondere Mühe mit dem Abendessen: Käse, Rucolasalat, kleine, salzige Kartoffeln mit Avocadocreme. Sie einigten sich darauf, daß sich die Seminarteilnehmer künftig nur im Seminarraum aufzuhalten hatten. Mathilde würde im Gegenzug für Getränke und Erfrischungen sorgen. Zudem herrschte Rauchverbot in allen Räumen, auch auf dem Klo. Nachdem das geklärt war, fragte Mathilde vorsichtig: »Was du den Leuten da so erzählst … sei mir nicht böse, aber das könnten die doch billiger haben. Die Buchhandlungen sind voll von Ratgebern für alle Lebenslagen.«
    »Das mag stimmen«, gab Lukas zu. »Aber sie wollen doch dafür bezahlen. Je teurer sie sich eine Erkenntnis erkaufen, desto wertvoller ist sie für sie. Und ich rede hier nicht nur von Geld. Was glaubst du, warum ich sie bei den anderen Seminaren in Hochseilgärten jage oder durch den Dreck kriechen lasse?«
    »Ich verstehe«, nickte Mathilde. »Eine Erfahrung, für die sie Geld ausgegeben und Schweiß und Tränen vergossen haben, setzt sich fest.«
    »Genau. Und die Leute brauchen eine Autorität«, fuhr Lukas fort, »jemanden, der ihnen zwar dasselbe sagt, wie ihre Mutter, den sie aber für kompetenter halten. Das ist das ganze Geheimnis.«
    »Ist das nicht irgendwie Betrug?«
    »Nein. Ich verarsche die Leute ja nicht. Ich glaube an das, was ich tue, mit Zynismus allein kommt man nicht weit. Den meisten hilft so ein Seminar wirklich, weil meine Methoden sie überzeugen«, sagte Lukas. Dann schwenkte er den Chianti in seinem Glas, ehe er es genüßlich leerte.
    Mathilde dachte sich ihren Teil und schwieg.
    »Hast du eigentlich mal was über ihn gelesen, ich meine, über seine Vergangenheit?« fragte Leona. Sie und Mathilde verbrachten gerade eine Freistunde in dem Café, in dem Mathilde die Psychologin getroffen hatte.
    »Du spielst auf die beiden anderen Frauen an, die ermordet wurden oder verschwunden sind?« fragte Mathilde zurück.
    Leona nickte.
    »Natürlich habe ich das. Aber woher weißt du davon?«
    »Jens hat mir ein paar alte Zeitungsberichte zu lesen gegeben.«
    »Dann weißt du ja, daß nichts bewiesen werden konnte. Also ist es müßig, sich darüber den Kopf zu zerbrechen.«
    Leona sah sie zweifelnd an, während sie in ihrem Milchkaffee rührte. »Keine Beweise bedeuten ja nicht, daß er auch wirklich unschuldig ist«, meinte sie.
    »Stimmt«, räumte Mathilde ein. »Aber du wirst lachen – es stört mich nicht allzusehr, mit einem Mann zu leben, der vielleicht ein Mörder ist. Was mich stört, sind

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