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Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie

Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie

Titel: Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zeruya Shalev
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mir ein Handtuch, und ich öffnete den Schrank und suchte Handtücher, und alles war so ordentlich, die Handtücher so genau gefaltet, als wären es Bretter, und ich nahm das oberste, ein schwarzes, und ohne Absicht stieß ich das nächste an, und es fiel herunter, und ich versuchte es wieder so zusammenzulegen, wie es gewesen war, aber es gelang mir nicht, also brachte ich ihm beide, und er lächelte spöttisch und sagte, für wen ist das zweite? Hast du hier noch einen anderen Mann, der auf ein Handtuch wartet? Das war eine Anspielung auf jenen Tag in Jaffo, aber ich sagte, ja, und dachte an Joni, den lieben, der auf sein Handtuch wartete und noch immer dort stand, in der kleinen Dusche, und vor Kälte zitterte, denn als ich ihn verlassen hatte, war Winter, und er stand noch immer dort und wartete darauf, daß ich kam, um ihn abzutrocknen.
    Ich wickelte mich in das große Handtuch, obwohl ich angezogen war, und ging zurück zum Bett, und er folgte mir schnell, stand nackt vor dem Schrank, und ich versuchte, eine verborgene Narbe an seinem Körper zu entdecken, sah aber nichts, und ich fragte, hast du mit ihr geschlafen? Er antwortete nicht, aber ich sah, daß er die Frage gehört hatte, sein Körper hatte sich bewegt, als wäre er von einem Windzug getroffen worden, und er drehte sich zu mir um und sagte mit Nachdruck, warum bist du so in die Vergangenheit versunken, Ja’ara, warum fragst du zum Beispiel nicht, ob ich mit dir schlafen werde, und er kam näher und näher, und vielleicht war es auch nur sein Schwanz, der anschwoll und näher kam, und er selbst blieb weit weg, und er sagte, man kann nicht alles anzweifeln, wenn du dich mit der Vergangenheit beschäftigst, versäumst du die Gegenwart, was mußt du jetzt dringender wissen, ob ich vor dreißig Jahren mit ihr geschlafen habe oder ob ich jetzt mit dir schlafen werde? Ich lachte verwirrt und fragte, was soll ich jetzt sagen, und er sagte, die Wahrheit, und ich sagte, ob du mit ihr geschlafen hast, und er ging zurück zum Schrank und begann widerwillig, sich anzuziehen, und ich protestierte, du hast doch gesagt, ich soll die Wahrheit sagen, und er sagte, ja, aber die Wahrheit hat ihren Preis, hast du das nicht gewußt?
    Und je angezogener er war, um so mehr wollte ich ihn ganz und gar, als hätte ich stundenlang in der Sonne gesessen, so brannte meine Haut, und ich dachte, wie sehr ich mich die ganze Zeit irre, ihr Leben ist nicht mehr zu retten, und inzwischen verpasse ich meins, und ich sagte, komm, ich will dich, und er blickte mich hochmütig an, von oben bis unten, und sagte, aber jetzt will ich nicht mehr, ich kann gar nicht mehr, schau, und trat zu mir und deutete auf seinen Schritt und sagte, siehst du, da ist alles tot für dich, es gibt nichts, wenn ich einen Schlitz hätte, würdest du mich für eine Frau halten, und tatsächlich ging eine seltsame Ruhe von der Stelle aus, die Leere eines leblosen Gegenstands.
    So schnell stirbt alles, sagte ich gekränkt, und er sagte, ja, so ist das, und mich packte plötzlich die Wut, und ich schrie ihn an, noch vor einer Minute warst du so wild drauf und plötzlich nicht mehr, du bist einfach nur gekränkt wegen dem, was ich gesagt habe, warum fragst du solche Sachen, wenn du die Antwort nicht aushalten kannst? Er wurde sofort wütend, ich kann sie nicht aushalten? Du bist es doch, die nicht aushält, daß er mir bei dir nicht steht, und ich schrie, du bist ein Lügner, meine Mutter hat Verstand gezeigt, als sie dich nicht geheiratet hat, und er lachte laut und abstoßend, und ich griff nach meinem Hals, der vor lauter Schreien anfing weh zu tun, und ich schaute auf das orangefarbene Nachmittagslicht, das durch den Rolladen drang, und dachte, noch ein paar Stunden, dann ist auch das Vergangenheit, und ich werde nicht mehr hiersein, ich hatte keine Ahnung, wo ich sein würde, aber ich wußte genau, wo ich nicht sein würde, nämlich hier, hier war alles krank, krank, und ich traute meinen Ohren nicht, denn genau diese meine Gedanken schleuderte er mir entgegen. Alles hier ist krank wegen dir, schrie er, du verstreust Krankheiten um dich herum, Joséphine war gesund im Vergleich zu dir, du bringst mich dazu, mich so zu benehmen, wie ich es hasse, ich bin nicht bereit, das länger zu ertragen, und fast tat es mir leid, daß außer uns kein anderer da war, zum Beispiel mein Vater oder meine Mutter, jemand, der zwischen uns richten konnte, aber was spielte es schon für eine Rolle, wer recht hatte, es war klar,

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