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Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie

Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie

Titel: Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zeruya Shalev
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dämmrigen Treppenhaus hinaussah, dachte ich, daß mein ganzes Leben zu einer raffinierten Falle geworden war, die nur aussah, als wäre sie mein Leben, und ich mußte versuchen, mich zu befreien, obwohl ich spürte, daß mein Hals schon drinsteckte, daß sie bereits zugeschnappt war, wie eiserne Hände fühlte ich sie, die versuchten, mich zu erwürgen, und das Atmen fiel mir schwer, das Gehen, und ich setzte mich auf den Gehweg.
    In den Fenstern der gegenüberliegenden Häuser leuchtete gelbliches familiäres Licht, und bei mir zu Hause herrschte schon seit drei Tagen vollkommene Dunkelheit, wie konnte ich jetzt dorthin zurückkehren, wie konnte ich Licht machen, wenn Jonis Kummer wie eine riesige Leiche auf den Fliesen lag und das verschlossene Haus mit Gestank erfüllte, die Nachbarn hatten schon etwas bemerkt und diskutierten untereinander, ob man die Tür aufbrechen sollte, ich würde sagen, das ist er nicht, das ist sein großer Kummer, das, was er für mich zurückgelassen hat, denn er selbst kommt nicht mehr heim. Ich hörte um mich herum die Geräusche des beginnenden Abends, wie das Rauschen eines großen Wasserfalls, alles hätte ich dafür gegeben, jetzt an einem zu sitzen, Kinder wurden nach Hause gerufen, Omelettes in der Pfanne gewendet, Badewasser eingelassen, und das alles wurde plötzlich von lautem Geschrei überdeckt, genau neben mir, als gelte es mir, hau schon ab hier, ich halte es nicht mehr aus, und ich stand auf, sah zu seiner Tür hinauf, aber da wurde die Tür gegenüber aufgemacht und ein großes Paket herausgeschoben, ein Paket mit Armen und sogar mit Beinen, aber ohne Willenskraft und Bewegungsfähigkeit, die Frau klappte sofort schwer atmend auf der Treppe zusammen, ich trat zu ihr, legte ihr die Hand auf die Schulter, und sie hob den Kopf, und als sie mich erkannte, ließ sie ihn mit einem verzweifelten Ausdruck wieder auf die Knie sinken, und ich fragte, was ist passiert, und sie stand auf, ich kann nicht mehr, ich kann nicht mehr, und plötzlich richtete sie sich auf und schrie, mein Kind ist da drinnen, jetzt nimmt er mir mein Kind weg, und sie ging zurück zu der Tür und begann mit den Fäusten dagegen zu schlagen und zu schreien, gib mir Nuri, gib mir Nuri, aber die Tür bewegte sich nicht, und sie zitterte, und ihr Gesicht verzerrte sich zum Weinen.
    Ich umarmte sie und flüsterte, mach dir keine Sorgen, ich hole dir dein Kind dort raus, ich wußte nicht, warum ich das sagte, aber in dem Moment, als die Worte ausgesprochen waren, wurden sie zu einer Tatsache, und sie sah mich dankbar an und weinte, ich will meinen Kleinen, ich kann nicht ohne ihn leben und er nicht ohne mich, und ich sagte, erzähl mir, was passiert ist, ich helfe dir, und sie sagte, ich war mit dem Kleinen beim Orthopäden, er hat ein Problem mit den Beinen, und als ich zurückkam, hat mein Mann einen Tobsuchtsanfall bekommen, er ist überzeugt, ich wäre in den Orthopäden verliebt, der Kleine hätte nicht das geringste mit den Beinen, ich würde mir das nur ausdenken, um meinen Geliebten zu treffen und vor den Augen des Kindes mit ihm zu bumsen. Stell dir vor, er ist gerade mal ein halbes Jahr alt, und mein Mann versucht, ihm das Sprechen beizubringen, damit er mich verraten kann, und dann wurde in ihrer Wohnung ein Fenster aufgerissen, und jemand schrie, nimm deine Fetzen mit, du dreckige Hure, und in den kleinen Garten segelten zusammengeknüllte Kleidungsstücke, Blusen und Büstenhalter und Slips, und blieben an den blühenden Zitrusbäumen hängen, und ich fragte, stimmt es, daß du in den Orthopäden verliebt bist, und hoffte, sie würde ja sagen, aber sie sagte, wieso denn, was habe ich mit ihm zu tun?
    Mich überzeugte das, und ich verstand nicht, warum es ihren Mann nicht überzeugt hatte, und sie sagte, sie hätte ihn vor vielen Jahren einmal wegen eines anderen Mannes verlassen, und seither würde er immer wieder unter verrückten Eifersuchtsanfällen leiden, und manchmal würde er sich einbilden, der Kleine sei nicht von ihm, und als sie der Kleine sagte, krümmte sie sich wieder, blickte mich flehend an und streckte die Hände aus, meine Hände sind leer ohne meinen Kleinen, bring ihn mir. Aber du hast vor ein paar Tagen gesagt, daß der Kleine ihm ähnlich sieht, erinnerte ich sie, und sie sagte, ja, aber er behauptet, daß ich an einen anderen Mann gedacht hätte, als ich mit ihm im Bett war, und das würde schon bedeuten, daß der Kleine von einem anderen wäre, und wie soll ich beweisen,

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