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Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie

Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie

Titel: Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zeruya Shalev
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dann dachte ich, das ist die Gelegenheit, auf die ich gewartet habe, seit Jahren, wie mir schien, um über meinen Vater zu reden, meinen jungen Vater, den ich nicht kennengelernt hatte, und plötzlich fühlte ich mich Arie nahe, schließlich waren wir nicht Fremde, wir hatten einen gemeinsamen Bekannten, mit dem wir beide vertraut waren, nur daß unsere Beziehung zu ihm nicht den gleichen Zeitraum umfaßte, was die Sache aber interessanter machte und uns immer noch retten konnte.
    Erzähl mir von meinem Vater, sagte ich, als ich ins Auto stieg, noch bevor ich mich angeschnallt hatte, voller Angst, daß ein Moment der Stille zwischen uns entstehen und er bedauern könnte, mich eingeladen zu haben, ausgerechnet mich, einen ganzen Tag seines einmaligen Lebens mit ihm zu verbringen. Wieder hatte ich dieses bedrückende Gefühl der Konkurrenz, wobei ich noch nicht mal wußte, mit wem ich konkurrierte. Mit seiner Frau? Mit dem Mädchen mit der Zigarettenspitze? Mir kam es langsam vor, als handle es sich um einen Wettbewerb mit allen Frauen der Welt, so bedrückend und unspezifisch war das Gefühl.
    Von deinem Vater, fragte er überrascht, schob sich die Zigarette zwischen die vollen, graubraunen Lippen, ich glaube, du kennst ihn besser als ich.
    Ja, ich entschuldigte mich fast, ja, schon, aber man kennt seine Eltern nie wirklich, sie spielen einem nur was vor, schließlich würde nie jemand wagen, dem eigenen Kind das wahre Gesicht zu zeigen.
    Doch dann fiel mir ein, daß er keine Kinder hatte, und ich schwieg und bückte mich ein bißchen, denn in diesem Moment fuhren wir an Jonis Büro vorbei, und ich tat, als wühle ich in meiner Tasche, und inzwischen suchte ich nach einem anderen Thema.
    Er war ein brillanter junger Mann, hörte ich ihn sagen, wie zu sich selbst, alle waren überzeugt, daß ihn eine glänzende Zukunft erwartete, aber seine Krankheit hat ihm das Leben zerstört.
    Ich richtete mich auf, und mein Blick blieb an einem roten Baumwipfel hängen, mitten im Winter und mitten in der Stadt, rot wie ein geheimnisvolles Lagerfeuer, und ich dachte, bestimmt habe ich die letzten Worte nicht richtig verstanden, und fragte, Krankheit? Was für eine Krankheit?
    Und er sagte etwas erschrocken, die Zigarette hing in seinem Mund, die Farbe des Rauchs mischte sich mit der Farbe seiner Lippen, was, haben sie dir davon nichts erzählt? Und ich sagte, wovon? Ich weiß nicht, wovon du sprichst, und er sagte leise, es tut mir leid, vermutlich habe ich einen Fehler gemacht.
    Da fing ich fast an zu schreien, los, erzähle es mir, wenn du schon angefangen hast, was für eine Krankheit, eine körperliche oder eine seelische?
    Aber er hatte bereits das Radio angemacht und suchte nach einem Sender, während das Auto aus der Stadt fuhr, auf einer abschüssigen Straße.
    Sag mir wenigstens, ob es sich um etwas Erbliches handelt, versuchte ich, und er sagte nur, mach dir keine Sorgen, mach dir keine Sorgen, und am Schluß sagte er, vergiß es, ich habe nur einen Spaß gemacht.
    Ich drückte meine Stirn an das kühle Fenster, betrachtete die lange, gelbe Schlange des Straßenrands, die uns hartnäckig verfolgte. Was konnte das sein, nie haben sich bei uns im Haus Ärzte herumgetrieben, vielleicht ab und zu mal, aber nie gab es etwas Außergewöhnliches, keine Operationen, keine Krankenhausaufenthalte, nur mal eine Grippe oder eine Angina, wie bei jedem Menschen, es gab fast keine Medikamente im Haus, also um was konnte es sich gehandelt haben?
    Und dann fiel mir jener Tag ein, wirklich mitten in meinem ersten Leben, als dieser verrückte Hund das Junge zerfleischte, das unsere Katze gerade geboren hatte, und ich das Gefühl hatte, etwas sei mit meinem Vater nicht in Ordnung. Er war wild nach Katzen, dieser Hund, war aber immer darauf bedacht, einen Rest zurückzulassen, damit die Leute in der Siedlung wußten, da hatte es etwas gegeben, das es jetzt nicht mehr gab, offenbar sollten seine Opfer nicht einfach so vom Erdboden verschwinden, jedenfalls fand mein Vater damals das angefressene junge Kätzchen auf unserer Treppe und wurde knallrot, nie hatte ich ihn so gesehen, er packte das Kätzchen am Ohr und trug es in die Wohnung der Hundebesitzer, sie waren gerade beim Mittagessen, in der Küche roch es nach Gekochtem, ich glaube, er legte es sogar auf den Teller des Nachbarn, zwischen Schnitzel und Erbsen, und fing an zu weinen.
    Ich war ihm erschrocken nachgelaufen, war den Spuren des tropfenden Blutes gefolgt, er war immer so ruhig und

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