Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie
von Männern, die aus ihren Häusern verjagt wurden, Schreie einer Liebe, die sich mit den Jahren abgenutzt hat. Ella, bist du in Ordnung, fragt sie, und ich lege mir die Hand auf die Stirn, ich habe plötzlich solche Kopfschmerzen, es tut mir Leid, und sofort füge ich hinzu, mach dir keine Sorgen wegen Jotam, er wird es hinkriegen, Gili hat es ziemlich leicht aufgenommen, wenn er erst mal versteht, dass er keines seiner Elternteile verliert, wird er sich beruhigen.
Heiser und angespannt klingt meine Stimme in meinen Ohren, wie kann man einen komplizierten Prozess so einfach zusammenfassen, einen Prozess, der kaum begonnen hat, aber wie könnte ich ihr jetzt all das sagen, was ich gestern zu ihrem Mann gesagt habe, wie könnte ich auf ihren Kummer reagieren, ich bin nicht aufrichtig zu ihr, und die ganze Zeit denke ich darüber nach, wie das Echo dieses Gesprächs ihr in Zukunft in den Ohren klingen wird, wenn sie die Wahrheit herausfindet, wie es ihr den Magen umdrehen wird, und deshalb muss ich es mit allen Mitteln abkürzen, ich darf die Gelegenheit, die mir in den Schoß gefallen ist, nicht für meine Zwecke nutzen, ich darf der Verlockung nicht nachgeben, ihr Fragen zu stellen, und sie schaut mich mit hochgezogenen Augenbrauen an, als würde sie sich bemühen, zu erkennen, ob meine Worte nur so dahergesagt sind, um sie zu beruhigen, oder ob es wirklich so einfach ist, und ohne es zu merken, dreht sie an ihrem breiten Ehering. Wie habt ihr ihm erklärt, dass ihr euch trennt, fragt sie, und ich runzle schweigend die Stirn, als versuchte ich, mich daran zu erinnern, wir haben es ganz kurz gemacht, sage ich schließlich, wir haben ihm versprochen, wir werden dich immer lieb haben, wir werden immer deine Eltern sein, auch wenn wir nicht mehr zusammenleben, das Wichtigste ist, Sicherheit auszustrahlen, deklamiere ich und betrachte sie misstrauisch, vielleicht stellt sie sich ja nur unwissend, vielleicht weiß sie ja doch, was gestern zwischen uns geschehen ist, und versucht, mich von ihm abzubringen, indem sie mich an ihrem Unglück teilhaben lässt, das uralte Gefühle schwesterlicher Verbundenheit weckt, um mich von ihrem Mann fern zu halten.
Es scheint, als würden die beruhigenden Worte noch nicht einmal den Rand ihrer Angst berühren, sie holt aus ihrer Tasche eine Schachtel Zigaretten und zündet sich nervös eine an, hustet ein wenig, seufzt und sagt, wie kann er uns das antun, sie schaut sich um, um sicherzugehen, dass die Kinder weit genug entfernt sind, da lebst du fast fünfzehn Jahre mit jemandem zusammen, du glaubst, du kennst ihn besser als jeden anderen auf der Welt, so gut, wie du dich selbst kennst, und plötzlich passiert es, plötzlich zerstört er dir das Leben, all die Jahre sorgst du für deine Familie, fürchtest dich vor Krankheiten, vor Verkehrsunfällen, vor Anschlägen, und am Schluss kommt die Katastrophe aus dem Inneren der Familie, ausgerechnet von ihm, vom Vater deiner Kinder.
Aber warum hat er das gemacht, flüstere ich, passe meine Stimme der ihren an, und sie schüttelt den Kopf, als wollte sie die Tränen abschütteln, die ihr in die Augen steigen, warum, fragt sie, aus einem ganz banalen Grund, er hat eine andere, nach allem, was ich für ihn getan habe, nach all den Jahren, in denen ich ihn zum Studium angetrieben und ihn ernährt habe, ich habe ihn von der Straße aufgelesen, das kannst du mir glauben, wie man eine Katze aus der Mülltonne holt, und so dankt er es mir jetzt, und ich schüttle ungläubig den Kopf und frage, bist du sicher, dass er eine andere hat? Sie wendet erbittert den Blick und schaut einer uns bekannten Gestalt entgegen, die sich uns nähert, ein breites Lächeln auf dem Gesicht, es ist die schöne Keren, Ronens Mutter, sie sinkt neben uns auf den Boden, was für ein Glück, dass ihr hier seid, ich warte darauf, dass Ronen mit dem Club fertig ist, störe ich euch? Nein, sage ich, wieso denn, entsetzt von dem giftigen Misstrauen, das erneut erwacht, wie ein Skorpion, der sich mir mit ausgestrecktem Stachel nähert. Von seinem doppelten Betrug bin ich entsetzt, von dem Kummer ihres Herzens, in das sie mich hineinschauen ließ wie in ein zerstörtes Haus, von dem Kummer, der mich erwartet, und Michal wischt sich mit einer Serviette über die Augen und bietet ihr höflich etwas zu essen an, aber Keren lehnt ab, ich weiß nicht, was mit mir ist, klagt sie, ich habe in der letzten Zeit überhaupt keinen Appetit, ich kriege nur mit Mühe etwas runter, ihre langen
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