Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie
Serviette abwischt, die er mitgebracht hat, aber noch immer glänzen seine Lippen von der fettigen Pastasoße, er betrachtet mich forschend, als ich mich neben ihn setze, mit einem Blick, den ich schon kenne, professionell, nicht überrascht, und fragt, hast du Zweifel, Ella? Wie es seine Art ist, hält er sich nicht mit einer Einleitung auf, und ich seufze, ich habe keine Zweifel dir gegenüber, ich will dich jeden Moment mehr, aber mir ist klar, dass es vorläufig unmöglich ist, es geht zu schnell, es ist zu kompliziert, und er nimmt mein Kinn und hebt mein Gesicht zu sich, seine Lippen legen sich so plötzlich auf meinen Mund, als versuchten sie, die zweifelnden Worte von ihm zu nehmen, befeuchten meine Lippen, damit sie nicht weitersprechen können, eine bittere, heftige Berührung, und als er mich loslässt, senke ich den Kopf auf die Sofalehne, meine Augen sind feucht, glaub mir nicht, möchte ich sagen, glaub mir nicht, und da steht er auf und sammelt das Einweggeschirr in die Plastiktüte, in der er es mitgebracht hat, schweigend zieht er seinen Mantel an, und ich folge ihm entsetzt, sehe, wie er wortlos aus meinem Leben verschwindet, so habe ich es nicht gemeint, ich wollte, dass er uns Mut macht, ich wollte, dass er mich überzeugt, alles sei möglich, ich hole ihn ein und lehne mich an die Tür, versperre ihm den Weg, ich wollte nicht, dass du gehst, wir müssen miteinander sprechen.
Wir haben nichts zu besprechen, sagt er ruhig, ich habe gehört, was du gesagt hast, wenn es für dich unmöglich ist, habe ich hier nichts verloren, und ich erschrecke über seine Antwort, aber ich will mit dir sprechen, ich will wissen, was du denkst, und er hebt wieder mein Gesicht zu sich, betrachtet mich genau und sagt, hör zu, seine Stimme verblasst und die Silben geraten zwischen seinen Lippen durcheinander, ich habe keine Zeit für Spielchen, ich will dich und ich habe kein Problem, dir das zu zeigen, ich erschrecke nicht vor Schwierigkeiten, die gibt es sowieso überall, aber fang nicht mit deinen Gefühlsschwankungen an.
Das sind keine Schwankungen, protestiere ich, ich will dich nicht weniger als vorher, wenn wir für uns wären, keine Kinder hätten, wäre es etwas ganz anderes, aber ich halte dieses Doppelspiel mit Michal nicht aus, ich kann nicht zuschauen, wie schwer es ihr fällt, und mir anhören, dass du eine andere hast, ohne überhaupt zu wissen, ob sie mich meint oder eine andere Frau, und dann haben unsere Kinder angefangen, sich wegen eines armseligen Stücks Holz zu streiten, und dann kommst du und ich möchte so gern, dass du bleibst, aber ich habe hier einen Sohn, der dich nicht sehen darf, wir kennen uns kaum, und er nähert sich mir, legt seine Hand auf die Türklinke, komm, lass uns ein paar Dinge klarstellen, sagt er, ich habe Michal meinetwegen verlassen, nicht wegen irgendeiner anderen Frau, und auch wenn ich dich nie wiedersehe, kehre ich nicht nach Hause zurück, sie hat also nichts davon, wenn du dich von mir zurückziehst. Ich weiß, dass es für sie schwer sein wird, auch für mich und die Kinder, aber wenn etwas richtig ist, ist es richtig, Punkt, ich bin nicht bereit, jede Frage zu jedem Zeitpunkt neu zu stellen, ich kann nur funktionieren, wenn ich weiß, woran ich bin, sonst werde ich verrückt, hast du verstanden? Ich gehe nicht nach Hause zurück, und wenn du mit mir zusammen herausfinden willst, was trotz aller Schwierigkeiten zwischen uns möglich ist, freue ich mich, wenn nicht, tut es mir Leid, aber damit ist die Geschichte aus, deshalb denke gut darüber nach und sag mir Bescheid. Er öffnet mit einer harten Bewegung die Tür, ein kalter schwarzer Luftzug trifft meinen Rücken, und ich sage, Oded, warte, geh nicht, es tut mir Leid, ich wollte nur mit dir sprechen, und zu meiner Überraschung willigt er sofort ein, gut, ich werde zurückkommen.
Wohin gehst du, frage ich, und er sagt, den Müll wegbringen, und ich wundere mich, jetzt, warum jetzt, und er sagt, lass mich, das ist ein Tick von mir, ich halte es keine Minute aus, wenn Müll in der Wohnung ist, und ich frage, nur nachts oder auch am Tag, aber ich bekomme keine Antwort, er geht mit der Tüte die Treppe hinunter, und ich warte an der offenen Tür auf ihn, den Finger auf dem Lichtschalter, genau wie Gili immer oben an der Treppe auf mich wartet, weil er Angst hat, ohne mich in der Wohnung zu bleiben, und laut bis fünfzig zählt, bis ich, etwas außer Atem, wieder oben bin, aber ich zähle nicht bis fünfzig, ich
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