Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie
will mich nicht gewöhnen, ich bin an hier gewöhnt, und plötzlich fragt er, wirst du dann auch Jotams Mama sein?
Gili, wieso denn, rufe ich erleichtert aus, zumindest diese Angst lässt sich leicht nehmen, ich bin nur deine Mama, nicht die Mama von Jotam und Maja, sie haben eine Mama, du kennst sie doch, und Oded wird auf gar keinen Fall dein Papa, du hast einen Papa, der dich lieber hat als alles auf der Welt, und er sagt, aber Jotams Mama ist gestorben, er hat mir erzählt, dass sie gestorben ist, und ich sage erstaunt, aber nein, sie lebt, genau wie ich, und sie ist eine sehr gute Mutter, die meiste Zeit werden sie bei ihr wohnen.
Wird auch Jotams Papa nur wenig dort sein, fragt er, und ich sage, er wird jeden Tag nach der Arbeit kommen und dort schlafen, es wird sein Zuhause sein, aber ich werde öfter da sein, weil ich dieses Jahr zu Hause arbeite, und dann sagt er, aber wenn es uns dort nicht gefällt, können wir doch nach Hause zurückgehen, und ich bin außerstande, ihm diese Hoffnung zu nehmen, ja, sage ich, falls es uns dort wirklich schlecht gehen sollte, aber ich bin sicher, dass das nicht passiert, ich bin sicher, dass es uns dort gut geht.
Ich möchte einen Kakao, sagt er mit dünner Stimme, und als ich in der Küche stehe und die Milch aufwärme, fragt er, gibt es bei Jotam zu Hause auch Kakao? Wenn es keinen gibt, werden wir welchen kaufen, sage ich, du wirst dort alles haben, was du brauchst, mach dir keine Sorgen, und er hält die bunte Dose fest, drückt sie an sich, ich will, dass wir diesen Kakao mitnehmen, und er soll nur mir gehören, sie dürfen nichts davon trinken, ja? Ich wage nicht zu diskutieren, ja, sage ich, wenn es dir wichtig ist, und er fügt leise hinzu, als flüstere er seine Worte dem gemalten Hasen auf der Dose ins Ohr, und wenn wir hierher zurückkommen, nehmen wir unseren Kakao auch wieder mit.
Am selben Abend, als er in der Badewanne sitzt, von Schaumbergen umgeben, klingelt das Telefon, und ich laufe schnell hin, in der Hoffnung, es sei Oded, der auf meine Nachricht noch nicht geantwortet hat, aber es ist Amnon, offiziell und feindselig wie immer seit unserem letzten Treffen, Ella, ich habe Käufer für die Wohnung gefunden, erinnerst du dich an das französische Paar, das einmal bei uns war? Und ich erschrecke, für welche Wohnung, und er sagt, für unsere Wohnung, aus der du bald ausziehst, korrigiere mich, wenn ich mich irre.
Wieso denn Käufer, schreie ich, ich habe nicht vor, sie zu verkaufen, ich möchte sie vorläufig vermieten, und schnell schlage ich vor, die Miete werde ich mit dir teilen, aber er antwortet, die Wohnung ist unser gemeinsames Eigentum, und solange du mit Gili darin gewohnt hast, hätte ich nie auch nur daran gedacht, dir einen Verkauf vorzuschlagen, allein schon um den Jungen nicht durcheinander zu bringen, aber wenn du sowieso ausziehst, ist es sinnlos, an dem gemeinsamen Besitz festzuhalten, das macht es doch nur unnötig kompliziert.
Wir haben einen gemeinsamen Sohn, erinnere ich ihn, was für eine Rolle spielt da eine Wohnung, und er sagt, für mich spielt es eine Rolle, ich brauche das Geld, es gibt keinen Grund zu warten, wenn du sowieso ausziehst, und ich sage, du kannst sie nicht ohne meine Zustimmung verkaufen, und er sagt trocken, und du kannst sie nicht ohne meine Zustimmung vermieten, und ich seufze, gut, dann wird die Wohnung also leer stehen. Ella, ich warne dich, sagt er, ich brauche das Geld und ich habe Käufer, die Lage auf dem Markt ist zurzeit sehr schlecht, ich habe nicht vor, diese Käufer wieder zu verlieren, wenn du mir Probleme machst, zahle ich es dir heim, weißt du, wie sehr man sich beim Rabbinat freuen wird zu hören, dass du noch nicht geschieden bist und schon mit einem anderen zusammenlebst? Ohne ein weiteres Wort lege ich den Hörer auf, Mama, hol mich raus, das Wasser ist schon kalt, schreit Gili aus dem Badezimmer, aber ich sinke in den Sessel neben dem Telefon, ich schaffe es nicht, die Beine zu bewegen, komm allein raus, murmle ich, Schwäche lähmt mich, und als ich die Augen öffne, steht er vor mir, nackt und stumm und tropfend, zwei silberne Gummihaifische in der Hand, und zittert vor Kälte.
Warum hast du dich nicht abgetrocknet, frage ich, und er sagt, es war kein Handtuch da, und ich stehe schwerfällig auf und schleppe mich zum Schrank, wickle ihn in ein Handtuch, so dunkel wie ein Talar, reibe mit harten Händen seinen zarten, duftenden Körper, au, Mama, du tust mir weh, fährt er mich an und
Weitere Kostenlose Bücher