Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie
drückt auf die Bäuche der Haifische, aus ihren aufgerissenen Mäulern kommt ein ersticktes Quietschen, diese Haifische nehmen wir mit und die anderen lassen wir da, entscheidet er und legt sie auf den Teppich, häuft weitere Tiere daneben, die er sorgfältig aussucht, das Handtuch fällt ihm von den Schultern, und er läuft nackt zwischen seinen Spielzeugkisten herum, wie ein wunderschöner himmlischer Cherub, versunken in das Ordnen seiner Dinge, wie jemand, der seine Wohnung nur für ein paar Tage verlässt und bald zurückkehrt.
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19
Erst jetzt, einen Tag vor dem Umzug, bemerke ich, dass das Fenster seines neuen Zimmers nach hinten hinausgeht und vom gegenüberliegenden Gebäude verdunkelt wird, er wird auf nackte Rohre blicken, auf hässlich umgebaute Balkone, auf Verputz mit Rußflecken, und ich halte mich an der Fensterbank fest, Oded, komm doch mal, und er kommt langsam aus der Küche, ein Glas mit irgendetwas Hochprozentigem in der Hand, was gibt’s, fragt er, und ich deute auf den traurigen Ausblick, siehst du es nicht selbst?
Er tritt ans Fenster und beugt sich hinaus und fragt, was ist, ist etwas heruntergefallen, und ich sage, schau doch, wie hässlich das aussieht, warum bekommt ausgerechnet mein Sohn die hässlichste Aussicht, und er schaut mich erstaunt an, das ist doch eine ganz normale Aussicht in einer Stadt, sagt er, was soll daran so hässlich sein, du tust ja so, als könnte man von den anderen Fenstern das Tote Meer sehen, und ich sage, man sieht Bäume und Himmel, nicht diesen Schmutz, und er sagt, du übertreibst, Ella, Kindern fällt so etwas wirklich nicht auf, weißt du, was ich als Kind von meinem Fenster aus gesehen habe? Den Abfallhaufen der Nachbarschaft, und ich unterbreche ihn, es interessiert mich nicht, was du gesehen hast, ich möchte, dass er ein anderes Zimmer bekommt.
Er senkt den Blick, du weißt, dass das unmöglich ist, ich verstehe deine Gefühle, aber sie sind zu negativ, dem Jungen wird es hier gut gehen, wenn die Atmosphäre gut ist, wenn du mit dir im Reinen bist, und nicht, wenn er einen Baum vor dem Fenster hat, und ich sehe grollend in die Zimmer seiner Kinder, deren Fenster auf Baumwipfel blicken, die gedämpftes lilafarbenes Licht hereinfallen lassen. Es ist jedenfalls eine Tatsache, dass du deinen Kindern die schöneren Zimmer gegeben hast, fahre ich ihn an, und er sagt, sie selbst haben sich diese Zimmer ausgesucht, vergiss nicht, dass wir zusammen hier eingezogen sind, aber wenn es dir so viel ausmacht, dann kauf doch einen schönen Vorhang, und ich murre, ich soll ihn kaufen? Geh du doch und kauf einen, ich packe schon seit einer Woche, ich habe keine Zeit, in Geschäften herumzulaufen.
Ich kaufe keinen Vorhang, weil ich nämlich nicht an künstliche Lösungen glaube, sagt er, mir ist klar, dass dich, wenn das eine Problem gelöst ist, etwas anderes stören wird, vielleicht fängst du an, die Größe der Zimmer auszumessen, wer weiß, du könntest herausfinden, dass seines um ein paar Millimeter kleiner ist, und schon fange ich fast an zu schreien, ich bin sicher, dass seines kleiner ist, warum hast du mit dem Umzug nicht auf mich gewartet, deshalb hast du es so eilig gehabt, damit du vollendete Tatsachen schaffen kannst, damit wir uns hier immer minderwertig fühlen, und er wirft mir einen wütenden Blick zu, stellt das leere Glas hart auf die Fensterbank und sagt, ich bin hergezogen, weil ich nicht mehr in der Praxis wohnen konnte, das weißt du genau, ich habe nichts Böses gewollt, im Gegenteil, ich habe absichtlich eine große Wohnung genommen, für den Fall, dass du auch kommst, und wenn du nicht zurücknimmst, was du gerade gesagt hast, möchte ich, dass du sofort gehst, und ohne abzuwarten, geht er mit schnellen Schritten zur Tür und reißt sie weit auf, geh, sagt er, ich will dich hier nicht, und ich schreie, geh doch selbst, das ist auch meine Wohnung.
Es ist noch nicht deine Wohnung und es wird auch nicht deine Wohnung sein, erklärt er kalt, ich will dich hier nicht, und ich fliehe, werfe die Tür hinter mir zu, aber schon auf der fünften Treppenstufe bleibe ich stehen, sinke nieder und breche in lautes Weinen aus, Oded, es tut mir Leid, ich habe dich nicht verletzen wollen, mir ist klar, dass du keine böse Absicht hattest, mir ist klar, dass man die Zimmer nicht tauschen kann, ich mache mir einfach so große Sorgen um Gili, ich habe Angst, dass er es hier nicht gut haben wird, dass er sich unterlegen fühlen wird. Auf dem schmalen
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