Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie
meine Antwort müsste sein, bei Amnon, und das würde sofort wieder für Unruhe sorgen, ich war gerade beschäftigt, sage ich noch einmal, aber Oded macht bereits Kaffee, warum fragt er nicht, wo ich war, ist das mangelndes Interesse, Respekt vor meiner Privatsphäre oder Vertrauen, was wäre mir eigentlich lieber, hat Amnons Eifersucht mich bedrückt oder beruhigt, auch wenn man sie nicht vergleichen soll, werde ich solche Vergleiche immer anstellen, ich glaube, selbst wenn ich sagte, ich habe mit meinem Mann geschlafen, ich habe meine Wohnung verkauft, würde er weiter heißes Wasser in die Kanne gießen, würde Milch und Zucker in die Tasse geben und dann sorgfältig den Löffel spülen. Willst du Kaffee, fragt er, und ich nicke, sage, ich habe meine Wohnung verkauft, und er löst die Lippen von der Tasse, wirklich? Warum? Weil Amnon darauf bestanden hat, sage ich, er braucht das Geld, und er fragt, warum hast du mir nicht vorher davon erzählt? Ich zucke mit den Schultern, hülle mich in einen Mantel aus Selbstmitleid, genäht aus dem Stolz der Helden, dem Stolz des Mädchens, das seinen Kummer versteckt, um seine Eltern nicht damit zu belasten.
Ella, ich bitte dich, sagt er, schieb mich nicht ins Abseits, wir sind zusammengezogen, um einander nahe zu sein, nicht um uns voneinander zu entfernen, und ich setze mich dankbar zu ihm an den Küchentisch, alle Bedürfnisse erwachen wieder und hüpfen ausgelassen herum, du bist bei mir, du bist bei mir, du bist noch immer bei mir, und er fragt, nun, ist das endgültig, hast du schon einen Vertrag unterschrieben? Ja, sage ich, heute Morgen, und er schnalzt mit der Zunge, schade, dass du es vorher nicht mit mir besprochen hast, in solchen Dingen darf man nicht übereilt handeln, und ich sehe ihn erstaunt an, bei welchen Dingen darf man das schon? Wenn man zu Hause auszieht? Wenn man beschließt, zusammenzuleben? Und schon höre ich Ablehnung in seiner Stimme, du hast übereilt gehandelt, hoffe nicht, dein Haus mit mir zu bauen, du hättest deines behalten sollen, denn ich habe dir keinen Ersatz zu bieten, zwischen uns ist noch nichts sicher, und mir schnürt sich der Hals zu vor Kränkung, und ich fauche ihn an, beruhige dich, das verpflichtet dich zu nichts.
Er schaut mich beleidigt an, was ist los mit dir, Ella, du verstehst mich nicht richtig, und ich fauche weiter, nicht richtig? Du willst dich einfach vor der Verantwortung drücken, du weißt doch, dass Amnon mich nie aus der Wohnung getrieben hätte, wenn ich nicht zu dir gezogen wäre, das alles ist nur passiert, weil du mich gedrängt hast, mit dir zusammenzuziehen, und jetzt sagst du, man darf nicht übereilt handeln? Sätze, von denen ich nicht gewusst habe, dass sie in mir sind, kommen mir über die Lippen, angriffslustig wie Soldaten im Kampf, und er knallt seine Kaffeetasse auf den Tisch, was ist denn los mit dir, du missverstehst mich die ganze Zeit, du glaubst, dass jeder meiner Schritte gegen dich gerichtet ist, ich kann deine übertriebene Empfindlichkeit nicht mehr ertragen, und ich sage, dann prüfe vielleicht mal deine Schritte, prüfe, was du tust, und vor allem, was du nicht tust.
Er seufzt, ich wollte dir schließlich nur helfen, er steht abrupt auf, und ich frage, wohin gehst du, und er sagt, ich hole Maja ab, und ich bleibe wie versteinert am Tisch sitzen, trinke den Rest seines lauwarm gewordenen Kaffees, wieder habe ich versagt. Mein Kopf sinkt schwer auf den Küchentisch, ich habe das Gefühl, als teilte sich jeder einzelne der vergangenen Tage in Dutzende kürzerer Tage auf, der eine voller Wut und Kränkung, der andere voller Hoffnung und Zauber, und zwischen ihnen gibt es keine Nächte, in denen man sich ausruhen könnte. Einer nach dem anderen stürzen sie sich auf mich, schlagen mich mit ihrer Launenhaftigkeit, wenn ich mich in dir geirrt habe, fängt ein neuer Tag an, und ich werde aufs Neue versuchen, an dich zu glauben, denn die Kinder spielen so vergnügt, denn das frühere Leben ist vorbei, denn vor zwei Tagen habe ich dich noch geliebt, denn meine Töpfe sind nun in deiner Wohnung und meine Kleider in deinem Schrank.
Als er kurz darauf mit Maja hereinkommt, gehe ich ihr entgegen, hi, Maja, wie war dein Tag, was für einen schönen Pulli du anhast, sage ich, und sie sagt, danke, den hat Papa mir gekauft, sie schaut sich neugierig um und erklärt, die Wohnung hat sich sehr verändert, du hast viele Möbel mitgebracht, ihre Stimme klingt streng, und ich sage, ja, ich habe alles
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