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Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)

Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)

Titel: Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Schley
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war für mich klar, dass Julian Debus an dem Nachmittag voll mit Drogen bis zum Kragen war, was auch immer das war, was er genommen hatte. Am wichtigsten aber war, dass ich kurz vor dem Examen stand. Ich wollte als Psychologe arbeiten. Das alles habe ich mir immer wieder gesagt. Deshalb verließ ich die Insel und als ich schon fast eine halbe Stunde mit dem Motorrad spät abends unterwegs in Richtung Hamburg war, da fiel mir plötzlich ein, dass ich meinem Vater zumindest eine Erklärung schuldete. Was sollte ich tun? Ihn anrufen? Oder umkehren? Und bis zum nächsten Morgen warten, denn es ging ja keine Fähre mehr nach Sylt und auch kein Zug. Und dann… ist es passiert. Ich war nur eine Sekunde lang unaufmerksam, die Maschine geriet auf der nassen Straße ins Schleudern, ich verlor die Kontrolle, weil ich zu schnell unterwegs war. Ich werde nie vergessen, dass mein letzter Gedanke war: Das ist das Ende.“
    Er hörte abrupt auf zu reden. Obwohl sich seine Stimme die ganze Zeit ganz beherrscht angehört hatte, war sein Gesicht eingefallen, blass, das Entsetzen in Erinnerung an jenes schreckliche Ereignis neu erwacht.
    Bleich stand er im trüben Licht mitten im Raum, die Schultern gebeugt.
    Sarah ertrug es nicht mehr. Sie verließ das Bett und ging zu ihm, blieb hinter ihm stehen, lehnte sich sacht gegen ihn, um ihre Arme liebevoll um ihn zu legen. Das Gesicht zwischen seine Schulterblätter gepresst, sagte sie halblaut:
    „Gregor war ein wundervoller Mensch. Und er hat uns einen ebenso wundervollen Sohn hinterlassen. Du bist ihm viel ähnlicher, als dir wahrscheinlich bewusst ist, Frederik. Gregor wäre stolz darüber, dass du so bist, wie du bist und was du tust. Ich bin ganz sicher, dass er nie aufgehört hat, dich zu lieben.“
    Frederik wandte sich zu ihr um, ihr Morgenrock hatte sich geöffnet, während sie sprach, und wie selbstverständlich nahm sie sein Gesicht zwischen ihre Hände, um es zwischen ihren Brüste zu bergen. Sie spürte seine Tränen auf ihrer nackten Haut – er weinte, etwas, das er seit Jahren nicht mehr getan hatte.
    Sarah strich mit sanften Fingern durch sein Haar, und während sie das tat, erwachte in ihr ein ganz neues Gefühl für diesen Mann.
    Sie erkannte die große Bedeutung der Hingabe.
    Frederik löste sich von ihr, fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht, lachte dann kurz auf.
    „Was machen wir heute, Sarah?“
    Sie stutzte kurz, fragte dann: „Musst du denn nicht arbeiten? Und überhaupt, ehe Rebecca kommt, sollten wir unbedingt aufräumen.“
    „Wieso?“
    Sie wurde etwas rot. „Man braucht nur einen Blick in dieses Zimmer zu werfen, um zu wissen, was hier passiert ist.“
    „So, so“, machte Frederik belustigt. „Es ist dir peinlich, Sarah, dass wir hier zusammen die Nacht verbracht haben? Das muss es nicht sein. Erst recht nicht Rebecca gegenüber. Sie hat mir von Anfang an mindestens einmal täglich gesagt, dass du die richtige Frau für mich wärst.“
    Sarah schlug die Hände vor ihr Gesicht. „Ich werde mich in Grund und Boden schämen, sobald sie hier auftaucht.“
    Frederik, der eben dem Badezimmer zustrebte, drehte sich noch einmal um. „Es ist zu spät, irgendetwas zu bereuen, Sarah. Es ist nun mal passiert. – Übrigens ist heute Sonntag. Da hat Rebecca frei und ich auch. Was hältst du von einem kleinen Segeltörn in der Bay of Plenty? Du kannst doch segeln?“
    Sie war empört. „Was für eine Frage! Ich bin ein Kind der Westküste, Dr. Becker. Ich hatte schon eine Jolle, als du noch in den Windeln lagst!“
    Frederik verschwand gerade noch rechtzeitig im Bad, gegen dessen Tür Sarahs Schuh flog, den sie ihm hinterher warf.
    Später, als sie in der Küche stand und Rührei mit Schinken zubereitete, das auf keinen Fall bei einem englischen Frühstück fehlen durfte, wurde ihr auf einmal bewusst, dass sie jegliches Zeitgefühl verloren hatte. Heute war ein Sonntag, aber welcher? Ihr Blick huschte hinüber zu dem Abreißkalender, den Rebecca direkt neben dem Fenster angebracht hatte.
    Es war Sonntag, der 15. Dezember. In etwas mehr als einer Woche würden sie in Neuseeland Weihnachten feiern. Wahrscheinlich an der Bay Of Plenty mit einem Picknick am Strand oder hier bei Frederik zu Hause eine Lammkeule und Spareribs grillen, die man mit „roasted potatoes“ aß, und das alles bei hochsommerlichen Temperaturen auf der Veranda von Blue Horizon, während gleichzeitig auf sämtlichen Radiosendern das unvermeidliche „ Jingle Bells“ sowie „I´m

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