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Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)

Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)

Titel: Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Schley
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erwiderte in ihrer saloppen Art: „Den Doktor lassen wir heute mal weg, Herr Cornelius. Und, danke, ich setze mich gerne zu Ihnen. Der Platz neben mir ist für dich, Robert, oder?“ Cornelius konnte kaum aufhören, sie anzusehen, während er eilig versicherte: „Ja, natürlich. Ich möchte an diesem Tag meinen Geschäftsführer und Freund unbedingt an meiner Seite haben.“
    Und dann erhob er sich ein weiteres Mal – dieser große, massige Mann, der sentimental sein konnte wie ein Kind – um auf seinen Geschäftsführer Robert Debus zu trinken und ihn mit kurzen, aber herzlichen Worten vor allen anderen willkommen zu heißen.
    Der Applaus, der Robert danach entgegen brandete, war aufrichtig. Er hatte keine Feinde, keine Rivalen innerhalb der Firma. Die Art, wie er Jens Schneider zu seinem Nachfolger heran zog, wurde als fair und beeindruckend empfunden. Vor allem schätze man jedoch seine Neutralität und Sachlichkeit in kritischen Situationen, ebenso sein Wissen und seine Erfahrungen, die er rückhaltlos in Paul Cornelius´ Firma einbrachte.
    Das alles fasste Cornelius kurz und sachlich zusammen, womit er Robert vorübergehend in eine gewisse Verlegenheit stürzte, sodass Maren beruhigend seine Hand tätschelte.
    „Das war doch sehr aufmerksam von deinem Chef, Robert. Es muss dir nicht peinlich sein, und erst recht musst du dich nicht schämen, weil du es nämlich verdient hast. – Was trinken wir?“
    „Zur Vorspeise schlage ich einen trockenen Weißwein vor“, meldete sich Cornelius zu Wort und sah Maren noch immer an wie das achte Weltwunder. Robert fand es amüsant, denn soviel stand für ihn fest: Einer Frau wie Dr. Maren Schellhorn war Paul Cornelius noch nie begegnet.
    Alleine Marens Doktortitel reichte aus, um Paul die Sprache zu verschlagen.
    Nachdem das Essen serviert worden war, verharrte Kitty immer noch wie erstarrt auf ihrem Stuhl, nur wenige Schritte von jenem Tisch entfernt, an dem ihr Vater mit Robert und Maren Schellhorn saß. Sie konnte nicht anders als immer wieder dorthin zu schauen, mit sich ringend, ob sie bleiben oder einfach gehen sollte.
    Stattdessen war ihr zumute, als ob alles viel zu lange dauerte, sich gewissermaßen im Zeitlupentempo dahin schleppte – die Begrüßungen, das Hauptmenü, das Dessert, das jetzt serviert wurde, die Gespräche rechts und links von ihr, die sie nur bruchstückweise erreichten, ohne dass ihr etwas einfiel, das sie dazu hätte sagen können.
    Aber ich muss doch irgendetwas dagegen tun, erzählte sie sich selbst, ohne sich zu rühren. Es konnte doch nicht immer so weiter gehen. Sie musste ihr Leben leben, es durfte doch nicht alles seinen Sinn verloren haben, schließlich war sie noch nicht einmal Dreißig.
    Was sollte sie mit den Jahren anfangen, die sie noch vor sich hatte?
    Wann immer sie sich diese Frage stellte, überkam sie ein bebender, feindseliger Zorn. Welches Recht hatte Robert Debus, einen solchen Einfluss auf ihre Entscheidungen zu nehmen und sie damit zu zerstören?
    Ruhelos hetzten ihre Gedanken in alle Richtungen hin und her und immer wieder endeten sie zu Robert. Robert, wie er ihr das erste Mal auf dem Flur im damals noch alten Rostocker Firmengebäude begegnete, wie er an ihr vorbei gegangen war, ohne sie tatsächlich wahrzunehmen.
    Robert, der sie fortan beherrschte, egal, was sie tat oder dachte. Robert, der sie irgendwann als seine persönliche Assistentin akzeptierte – und sie eines Abends, als er erschöpft und resigniert nach einem Tag voller Hektik und Ärger, erfolglos nach stundenlangen Verhandlungen, in die Firma zurück gekehrt war, wo sie auf ihn gewartet und Kaffee für sie beide gemacht hatte. Wie er mit ihr geredet und sich für seinen Zornesausbruch ihr gegenüber wegen der falschen Papiere entschuldigt hatte. Ernsthaft und erwachsen war er gewesen, sodass sie zu der Überzeugung kam, dass er sie zum allerersten Mal akzeptierte und so sah, wie sie wirklich war.
    Sie würde nie vergessen, wie sie zu ihm ging, als er eigentlich schon in der Tür stand, um nach Hause zu fahren, seine Hände nahm und um ihre Hüften legte, und dann hatte er es nicht mehr eilig gehabt, sich zu verabschieden, sondern war geblieben, bei ihr geblieben und sie hatten sich geliebt auf dem roten Ledersofa im Chefzimmer.
    Es war das einzige Mal gewesen, aber sie hatte es nie vergessen.
    Sie würde sich bis an ihr Lebensende daran erinnern.
    Ach, wenn sie doch nur das Vergangene hinter sich bringen könnte, so, wie man ein Kalenderblatt nach

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