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Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)

Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)

Titel: Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Schley
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ist?“
    „Nein“, Cornelius schob seinen kalten Kaffee und den Rest des ebenso kalten Rühreis missgestimmt beiseite. Er wurde zusehends gereizter. „Und nun stiehl mir nicht länger meine Zeit. Roberts Privatleben geht uns nichts an. Sonst noch was?“
    „Nein“, murmelte Kitty und verließ den Raum so schnell und so geräuschlos, dass ihr Vater es nicht einmal bemerkte.
    Sie war sich absolut sicher, dass sie ihn verabscheute, und es überraschte sie nicht, dass ihre Liebe plötzlich in Hass umzuschlagen drohte.
    Sie hatte die Wirkung, die er auf sie ausübte, nie verstanden. Aber von der ersten Sekunde an ging eine magnetische Kraft von ihm aus, eine erotische Ausstrahlung, von der eine Frau entweder angezogen oder abgestoßen wurde, ihm also erlag oder ihn zurückwies.
    Sie war ihm erlegen.
    Gleichzeitig hatte sie von Anfang an geahnt, dass Robert Debus von allen Frauen geliebt wurde, ja, dass sie ihn förmlich anbeteten. Eine Zeitlang wehrte sie sich deshalb gegen die Erkenntnis, dass sie ihm bereits verfallen war, noch ehe sie auch nur ein Wort miteinander gewechselt hatten.
    Alle Mädels in der Firma waren darauf aus, mit ihm zu schlafen. Er ignorierte es schlichtweg, merkte nichts oder wollte nichts merken, während hinter seinem Rücken Wetten abgeschlossen wurden, wann er endlich schwach werden würde und ob er mit dieser oder jener nicht längst Sex gehabt hatte.
    Kitty verweigerte sich solchen Gesprächen. Sie hatte abgewartet. So, wie eine Katze auf die Maus wartet, ehe sie zuschlägt.
    Als sie den Zeitpunkt dann für gekommen hielt und Robert irgendwann ein erstes, aber unmissverständliches Zeichen gab, zeigte er sich unbeeindruckt. Er unterbrach sich nicht einmal in dem Satz, den er gerade begonnen hatte, zuckte nicht mit der Wimper und ließ Kitty dann stehen. Danach kam er nach wie vor in ihr Büro, sprach mit geschäftsmäßiger Stimme über Geschäftliches, ließ sich von ihr Unterlagen reichen, die er für irgendwelche Verhandlungen brauchte, um dann wieder zu gehen.
    So war es monatelang gewesen.
    Er kam und ging und wich ihr niemals aus.
    Er sah sie an und sah sie dennoch nicht.
    Er blieb sachlich, distanziert, kühl. Es schien nichts zu geben, was ihn erreichte. Kittys Lächeln kam nicht bei ihm an, er erwiderte es nie. Sobald sie den Versuch machte, ihn in ein Gespräch hinein zu ziehen, das nichts mit der Firma und seiner Arbeit zu tun hatte, ging er.
    So trieb er sie mit jedem Tag näher an den Rand der allergrößten Verzweiflung, die sie jemals wegen eines Mannes hatte aushalten müssen.
    Warum ließ sie das zu? Wieso tat sie sich das an?
    Sie wusste doch längst, was die Kolleginnen – sei es in der Telefonzentrale oder in der Kantine – hinter ihrem Rücken einander zuflüsterten. Und es dauerte gar nicht lange, da flüsterte man nicht mehr, da machte man ganz unverhohlen spöttische, ja, gehässige Bemerkungen, wo und wann immer Kitty auftauchte.
    Die Gerüchte kursierten täglich aufs Neue, nahmen an Deutlichkeit zu und erreichten schließlich den absoluten Höhepunkt, als sie auch vor dem Chefzimmer nicht mehr Halt machten.
    Paul Cornelius, der nichts mehr verabscheute als Klatsch und Tratsch, erst recht, wenn es sich dabei um seine Tochter handelte, konnte nicht mehr ignorieren, was die gesamte Belegschaft längst wusste:
    Kitty Cornelius war bei dem Versuch, Robert Debus in ihr Bett zu zerren, kläglich gescheitert und wurde seitdem von ihm links liegen gelassen. Er ließ sie gewissermaßen am ausgestreckten Arm verhungern.
    Es gab niemand, dem sie deshalb leid tat.
    Als Vater und Tochter sich zwei Tage später beim Abendessen gegenüber saßen, genügte Paul ein einziger Satz, um seine Meinung deutlich zu machen.
    „Katharina“, sagte er,“ lass Robert in Ruhe, weil – ich will solche Sachen nicht in meiner Firma.“
    Kitty saß ihm mit gesenktem Kopf gegenüber. Sie schaute nicht hoch, sondern verharrte in einer seltsam demütigen Haltung, die Cornelius nicht von ihr kannte und auch nicht erwartet hätte.
    „Ja, Vater“, murmelte sie lediglich.
    Er räusperte sich, um dann fortzufahren: „Robert macht seinen Job großartig, aber er ist gleichzeitig auch mein Freund. Ich will nicht, dass du los gehst und in einem Anfall verliebter Verwirrung seine Beziehung zu Sarah kaputt machst. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?“
    „Jawohl, Vater“, flüsterte Kitty erstickt. Er konnte sie einmal tief einatmen hören, doch sie machte nicht den Versuch, ihm zu

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