Liebeslied für einen Fremden: Das Buch der Liebe (German Edition)
weg. Ein sehr großes Stück. Viel, viel größer als das, was weg brach, als Robert seine Firma verlor.
„Sag das nie, niemals deinem Vater“, flüsterte sie irgendwann kaum hörbar. „Er hat so hart dafür gearbeitet. Wusste Jessica Bescheid?“
Julian hob die Schultern. „Das mit Jess und mir, Sarah, das hat nicht geklappt. Ich hab´s versucht, aber es klappte einfach nicht!“
„Dieses Mädchen hat dich angebetet!“ rief Sarah, inzwischen fast den Tränen nahe. „Sie hat dich geliebt!“
„Aber ich sie nicht“, erklärte Julian einfach und blickte sie nun endlich direkt an. „Geliebt hab´ ich immer nur dich.“
Und da brach auch noch das letzte Stück von Sarahs Welt weg und ihr war, als würde sie nie, niemals wieder festen Boden unter die Füße kriegen.
„Was kann ich tun?“ fragte Julian später, als er sicher sein konnte, dass seine Stimme ihm wieder gehorchte.
Sarah griff über den Tisch nach seiner Hand. „Fahr hin und sprich mit Jessica. Lass sie fühlen, dass das, was passiert ist, nicht gleichgültig an dir vorbei geht. Immerhin habt ihr beide euer Kind verloren.“
„Woher hattest du eigentlich meine Adresse?“ wollte Julian irgendwann wissen, woraufhin sie zum ersten Mal leicht lächelte.
„Aus dem Internet natürlich. Hast du tatsächlich geglaubt, du könntest spurlos verschwinden?“
Sie saßen noch bis zum Morgengrauen in der Küche, später standen sie auf dem zugigen Balkon. Sarah hatte ihren Arm um Julians Schultern gelegt, es war nur eine leichte Berührung, die nichts forderte und zu nichts verpflichtete, doch sie hatte das Gefühl, dass er diese Geste gerade von ihr jetzt brauchte.
So lehnten sie am Balkongeländer und erwarteten zusammen den Sonnenaufgang.
„Wo bleibt Robert?“
Paul Cornelius mochte es gar nicht, wenn man ihn beim ersten Frühstück schon störte. Das ließ er dann auch jeden merken, gleichgültig, wer in der Tür zu seinem Büro mit solchen oder ähnlichen Fragen auftauchte.
Hinter der Tageszeitung, die er nur flüchtig durchblätterte, aß er gleichzeitig Rührei auf Toast, trank mehrere Tassen Kaffee, schwarz, ungesüßt und sehr stark, während mehrere Stapel Briefe neben seinem Kaffeebecher darauf warteten, geöffnet zu werden.
Dass er dabei am liebsten alleine blieb, wusste jeder, der für ihn arbeitete, auch seine Tochter, und er dachte nicht daran, in dieser Situation anders mit ihr umzugehen als er es mit jedem anderen getan hätte.
„Nicht jetzt“, brummte er gereizt, während er die nächste Seite seiner Zeitung umblätterte.
„Doch jetzt“, beharrte Kitty und schloss ein wenig zu laut die Tür hinter sich, um dann direkt auf den Schreibtisch zuzusteuern, an dem ihr Vater saß. „Ich will wissen, wo Robert bleibt. Es ist halb Neun, wir haben in einer halben Stunde eine Besprechung im kleinen Konferenzraum angesetzt und ich muss wissen, welche Papiere er dafür braucht. Schließlich bin ich seine persönliche Assistentin und dafür verantwortlich, dass alles wie am Schnürchen klappt, oder?“
Cornelius` Antwort klang ziemlich ungehalten. „Das mit der Assistentin hast du dir selbst ausgedacht, Katharina, offiziell hat dich keiner dazu ernannt. In meiner Firma gibt es so einen Posten gar nicht. Genau genommen bist du das Mädchen für alles, oder haben wir uns da missverstanden?“
Kitty schluckte heftig. So deutlich war ihr Vater noch nie geworden, wenn es um den Platz ging, den sie in seiner Firma einnahm.
„Aber ich muss doch diese Besprechung organisieren“, begann sie noch einmal, jetzt wesentlich zurückhaltender, beinahe verzagt.
Cornelius faltete die Zeitung zusammen, legte sie beiseite und erwiderte, während er nach dem ersten Brief griff, um ihn zu öffnen. Ohne aufzublicken, sagte er:
„Es ist alles in trockenen Tüchern, Katharina. Robert hat mir schon gestern Abend die Papiere zugefaxt, die wir brauchen.“
Kitty lehnte sich gegen den Schreibtisch. Sie brauchte jetzt etwas, woran sie sich festhalten konnte. „Er kommt heute also gar nicht?“
„Richtig. Und morgen und übermorgen auch nicht. Er hat mich um eine kleine Auszeit gebeten und ich habe sie ihm genehmigt. Der Mann hat in Köln großartige Arbeit geleistet, jetzt muss er sich um andere Dinge kümmern.“
„Welche wären das?“ Kittys Mund war so trocken, dass sie kaum sprechen konnte.
„Familie“, sagte ihr Vater knapp.
„Ach?“ Kitty hatte das Gefühl, gleich umzufallen. „Hat er auch gesagt, wie das zu verstehen
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